Julia Collection Band 50 - Ebook
nicht. Sie haben nicht einen Tag Arbeit in diese Ranch gesteckt. Wo waren sie denn, als ich in all den Jahren hier geschuftet und geschwitzt habe? Wo waren sie denn, als Seamus sie gebraucht hat? Sie haben sich nie die Mühe gemacht, ihn anzurufen, ihm zu schreiben oder ihn zu besuchen. Oh nein, sie sind erst aufgetaucht, um abzukassieren.“
„Woher nimmst du die Gewissheit, dass es so war?“ Pete rollte seinen Kautabak in die andere Wange hinüber und warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Du lieber Himmel!“, rief sie aus. „Pete, schau dir all diese Kinder an. Ein, zwei, drei – oh Gott, es sind fünf Stück.“
„Sieht so aus“, stimmte Pete ihr gelassen zu.
„Genau das, was wir brauchen“, murmelte Willa. „Kinder stören doch nur. Sie werden eine richtige Plage sein.“
„Oh, ich weiß nicht. Als du noch so ein kleiner Knirps warst, bist du mir und Seamus immer hinterhergelaufen und wolltest alles wissen. Um die Wahrheit zu sagen, mir hat das Spaß gemacht. Wenn du mich fragst, machen Kinder ein Haus erst richtig lebendig.“
Willa stieß einen frustrierten Laut aus. Es waren nicht so sehr die Kinder, die ihr Sorgen machten, sondern die Erwachsenen. Fünf Fremde, mit denen sie das Haus teilen musste. Ihr Blick fiel erneut auf Zach. Dieser Mann störte sie besonders. Sogar noch aus dieser Distanz machte er sie nervös. Was war das nur, was dieser Mann an sich hatte?
Willa sah zu, wie Maria auf die Veranda kam und ihre Hände an der Schürze abwischte. Dann lief sie die Treppe hinunter, hieß die Erwachsenen herzlich willkommen und wandte sich dann mit überschwänglicher Freude den Kindern zu.
Sie konnte sehen, dass Matt Mühe hatte, den ältesten Jungen von den Pferden im Korral zurückzuhalten, aber nach einem kurzen Wortwechsel gehorchte der Junge, kletterte vom Zaun herunter und lief den anderen nach.
Nachdem alle im Haus verschwunden waren, wollte Willa wieder zurück in den Stall gehen, aber sie blieb stehen, als sie einen roten Pick-up ins Tal fahren sah.
Besucher waren eine Seltenheit auf der Rocking R, dafür hatte Seamus gesorgt. Außer George Pierce, dem Tierarzt, Edward Manning und Seamus’ Enkeln hatte in all den Jahren kein Fremder mehr die Ranch betreten.
Sie beschattete mit der Hand die Augen gegen die Sonne und sah erneut zu dem Pick-up hinüber. Er gehörte nicht zur Rocking R, die waren alle silbergrau. Willa konnte nicht erkennen, wer hinter dem Lenkrad saß, aber irgendwie kam er ihr bekannt vor …
Dann wusste sie es auf einmal und lief verärgert in den Hof hinaus.
„Was suchst du hier, Lennie?“, fragte sie, als der Wagen hielt, und gab sich keine Mühe, ihren Ärger zu verbergen. Was allerdings keine Rolle spielte! Lennard Dawson besaß die Sensibilität eines Felsbrockens und war viel zu sehr auf sich selbst bezogen, um die Gefühle anderer zu bemerken.
Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ich bin gekommen, um dich zu sehen, meine Süße. Da Seamus sich jetzt nicht mehr zwischen uns stellen kann, dachte ich, ich komme vorbei und lade dich ins Kino ein. Wie wäre es mit morgen?“
Willa unterdrückte ein Stöhnen. Sie hätte es wissen müssen. Vor acht Monaten hatte sie den großen Fehler begangen, mit Lennie auszugehen. Es war nur ein einziges Mal geschehen und überhaupt nur passiert, weil Seamus so anmaßend gewesen war, es ihr zu verbieten.
Lennie war ein gut aussehender Mann und das einzige Kind und Erbe eines hiesigen Ranchers. Wahrscheinlich war er der begehrteste Junggeselle in diesem Teil Montanas. Das Problem war nur, dass er sich dessen bewusst war. Bereits als sie Kinder waren, hatte Willa ihn nicht gemocht, und das hatte sich seitdem auch nicht geändert.
Hinzu kam, dass es zwischen Seamus und Lennies Vater jahrelang Streit gegeben hatte. Willa wusste nicht warum, weil Seamus sich geweigert hatte, mit ihr darüber zu sprechen. Dabei wäre sie sofort bereit gewesen, die Verabredung abzusagen, wenn er in Ruhe über alles mit ihr gesprochen hätte.
In ihrem ganzen Leben war sie nur zu wenigen Verabredungen gegangen und niemals zwei Mal mit demselben Mann. Irgendwie hatte Seamus es geschafft, jeden Mann zu vertreiben, der Interesse an ihr gezeigt hatte. Sie hatte sich aus reiner Rebellion von Lennie zum Essen einladen lassen.
Doch fünf Minuten in der Gesellschaft dieses Mannes hatten genügt, um ihr zu zeigen, dass sie Lennie immer noch nicht ertragen konnte. Allerdings war das Ego dieses Mannes zu aufgebläht, um das erkennen zu
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