Julia Collection Band 50 - Ebook
sein Komplott zusammenzubringen. Hatte er sie deswegen als Teilerbin eingesetzt? Damit das Schicksal seinen Lauf nehmen könnte? Möglich war es. Schließlich hatte er nicht die Absicht gehabt, ihr einen Teil der Ranch zu übertragen, bevor seine Enkel aufgetaucht waren.
Seamus mochte etwas gegen Zach und seine Brüder gehabt haben, aber in ihren Adern floss nun einmal Rafferty-Blut. Von Willa hingegen wusste er, dass sie die Ranch über alles liebte und auch genügend Erfahrung besaß, sie zu leiten. Eine Ehe zwischen ihr und Zach würde also der Ranch zugutekommen. Es war also gar nicht so abwegig, dass Seamus bei dem Testament eine Beziehung zwischen ihr und Zach im Auge gehabt hatte.
Und da Seamus stets davon überzeugt gewesen war, dass er das Richtige tat, hätte er sein Handeln niemals infrage gestellt. Willa stieß einen verächtlichen Laut aus. Wahrscheinlich hatte er noch geglaubt, dass er ihr einen Gefallen tat.
„Nun Seamus, falls das tatsächlich dein Plan war, dann ist er von vornherein zum Scheitern verurteilt“, schwor sie. „Ich bin doch keine Zuchtstute. Männer!“, stieß sie wütend hervor und erntete dafür einen misstrauischen Blick von Pete.
Obwohl sie mindestens drei Mal durch den großen Stall gelaufen war, tobte die Wut immer noch in ihr. Schließlich griff sie zu einer Mistgabel und begann die Boxen auszumisten, obwohl das in den frühen Morgenstunden erst geschehen war.
Sie arbeitete so lange, bis ihre Arm- und Schultermuskeln schmerzten. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits alle Stallungen mit frischem Stroh ausgelegt und Futter und Wasser im Stall sowie in den Korrals ausgeteilt. Hin und wieder sah sie durch die offene Stalltür, wie Zach und die anderen die Fahrzeuge ausluden und die Sachen ins Haus brachten.
Nachdem Willa alle Stallarbeiten erledigt hatte, nahm sie Sattelöl und ein Wildledertuch und begann ihren Sattel zu polieren.
„Ich habe diesen Sattel erst vor zwei Tagen eingeölt“, brummte Pete, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen. „Er braucht kein Öl.“ Pete war zu alt geworden, um mit den anderen hinauszureiten, aber da er sich weigerte in den Ruhestand zu gehen, hatte Seamus ihn für das Sattel- und Zaumzeug verantwortlich gemacht, und Pete hütete seinen Bereich wie ein Hirtenhund seine Herde.
„Das Leder sah ein wenig trocken aus“, wehrte sich Willa und fuhr fort, den Sattel mit dem Tuch zu bearbeiten.
Pete erhob sich und hängte das Zaumzeug an einen Nagel. Dann ging er zu Willa hinüber, nahm ihr Tuch und Öl aus der Hand und umfasste ihren Ellbogen. „Komm schon, Willa“, sagte er liebevoll und zog sie zur Tür hinüber. „Du kannst diesen Leuten nicht für immer aus dem Weg gehen, also kannst du sie auch jetzt begrüßen. Maria hat bestimmt schon das Essen fertig. Ich muss jetzt auch mit den Cowboys essen gehen.“
Willa seufzte. Sie wusste, dass Pete recht hatte. „Also gut, ich gehe ja schon.“
Draußen hatte sich bereits die Dämmerung über das Land gelegt. Willa sagte Pete leise Gute Nacht. Jeder Schritt war ihr so schwer, als ob sie Blei an den Füßen hätte. Sie wäre jetzt lieber ausgepeitscht worden, als gemeinsam mit diesen Leuten an einem Tisch zu essen.
Der köstliche Duft von gebratenem Hähnchen begrüßte sie, als sie die Verandatreppe hinaufging, und trotz ihres Kummers knurrte ihr Magen bereits in freudiger Erwartung. Sie öffnete die Tür zur Küche, trat ein und blieb dann wie angewurzelt stehen.
In den letzten elf Jahren hatte sie mit Maria und Seamus allein in diesem Haus gelebt. Seamus war nie ein gesprächiger Mann gewesen und hatte das Getratsche von Frauen, wie er es nannte, immer verabscheut. Als Konsequenz hatten sie fast schweigend die Mahlzeiten eingenommen. Doch jetzt war die große alte Küche von dem Geplauder und Lachen von sechs Erwachsenen und fünf Kindern erfüllt.
Die Kinder deckten den Tisch, während sie sich neckten und sich hin und wieder lachend schubsten. J.T. und Matt saßen am Tisch, tranken Kaffee und besprachen leise etwas. Die Frauen redeten unter sich, während sie Maria zur Seite standen. Kate war am Herd und half ihr beim Kochen, während Maude Ann die Pfannen, Töpfe und Schüsseln abwusch, die die beiden anderen Frauen ihr hinüberreichten.
Zach stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand gegen den Rahmen der Flurtür gelehnt und seinen wachen grünen Augen schien nichts zu entgehen – auch sie nicht.
Die Aktivität, die Unterhaltungen und das Lachen zerrten an Willas
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