Julia Collection Band 50 - Ebook
Stuhl. Die Kinder hatten nicht solche Hemmungen wie er.
„Wo ist Miss Maudie?“, fragte Tyrone, in dem Moment, als er seinen Platz eingenommen hatte.
„Ja, wo is’ sie?“, echote Debbie.
„Sie ist nach Cleveland gefahren, um einige Besorgungen zu machen“, erklärte Jane. „Sie wird in einer Stunde zurück sein. Frühstückt jetzt. Sobald wir die Küche aufgeräumt haben, werde ich euch verschiedene Aufgaben geben.“
Alle Kinder stöhnten und Tyrone besonders laut. Matt musste ein Lachen unterdrücken und aß schweigend seine Waffeln.
Nach dem Frühstück machte er einen Spaziergang und schlug dabei den schmalen Pfad durch den Wald ein, den auch Maude Ann und die Kinder benutzt hatten. Jeder Schritt tat weh. Doch er hinkte weiter, atemlos von der Anstrengung und dem quälenden Schmerz. Er lagerte so viel Gewicht wie möglich auf den Stock und sein gesundes Bein und humpelte weiter.
Jane war in der Küche, als er schließlich das Haus betrat, um sich etwas zu trinken zu holen. Sie überzog gerade einen Kuchen mit Zuckerguss und zog eine Augenbraue hoch, als sie sein gerötetes, verschwitztes Gesicht sah.
„Du liebe Güte! Sie sehen aus, als wären Sie vierzig Meilen weit gelaufen. Was um alles in der Welt haben Sie gemacht, Detective Dolan?“
Er presste die Lippen zusammen, als er zur Spüle hinüberhinkte. Er hatte durch seine Haltung jedem im Haus deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine freundschaftliche Beziehung wünschte, doch Jane Beasley schien das nicht zu beeindrucken. Sie war eine Frau, die die Dinge offen und direkt anging. Sie war kein Freund von überflüssigen Höflichkeitsfloskeln und Formalitäten und hatte auch keine Zeit dafür. Jeder, der in ihre Nähe kam, wurde gleich behandelt.
„Ich bin im Wald spazieren gegangen.“ Er holte sich ein Glas Wasser und trank es mit wenigen Zügen aus. Dann füllte er das Glas erneut. „Mir geht es gut. Ich habe nur Durst.“
„Hm, bei der Hitze überrascht mich das nicht. Nehmen Sie das nächste Mal eine Flasche Wasser mit. Ach, übrigens, Sie können jetzt unbesorgt duschen. Maude Ann hat auf den Boden ihrer Dusche Anti-Rutsch-Pads geklebt.“
„Hat Sie Ihnen erzählt, was passiert ist?“
„Nur, dass Sie gestern Abend in der Dusche gestürzt sind. Unsere Maudie hat sich natürlich die ganze Nacht deswegen den Kopf zerbrochen und ist gleich am frühen Morgen losgefahren, um die Dusche sicherer zu machen. Ich schwöre Ihnen, diese Frau ist die geborene Glucke. Sie nimmt jeden unter ihre Fittiche.“
„Sie ist wegen der Dusche so früh weggefahren?“
„Klar, was haben Sie gedacht?“
Um ehrlich zu sein, hatte er gar nichts gedacht. Ganz bestimmt nicht, dass sie extra seinetwegen in die Stadt fuhr.
Jane gab den Rest des Zuckergusses auf den Kuchen und wischte ihre Hände an einem Handtuch ab. „Warum gehen Sie nicht nach draußen auf die Veranda und ruhen sich dort im Schatten aus? Sie sehen reichlich mitgenommen aus. Ich bin wirklich froh, dass Sie sich endlich Mühe geben, wieder zu Kräften zu kommen, aber Sie sollten sich auf keinen Fall überanstrengen. Schon gar nicht am Anfang.“
„Seltsam, ich glaube nicht, dass ich nach Ihrer Meinung gefragt habe“, sagte er mit jener unterkühlten Stimme, mit der er Leute auf Distanz zu halten pflegte.
„Nun, Sie hören sie trotzdem. Ich stelle Ihnen auch nichts dafür in Rechnung.“ Sie machte eine scheuchende Bewegung mit den Händen. „Jetzt gehen Sie raus und setzen Sie sich, bevor Sie hier umfallen.“
Er war versucht, ihr zu widersprechen, aber die Veranda sah sehr einladend aus. Außerdem hatte er keine große Lust, jetzt in seinem Zimmer zu sitzen.
Als Matt auf die Veranda trat, war das Erste, was er sah, Maude Ann und die Kinder, die einige Meter entfernt von ihm im Gemüsegarten arbeiteten.
Er nahm auf einem der Rattansessel Platz und lehnte sich in die Kissen zurück, um Maude und ihre Minigärtner zu beobachten. Erneut stieg der Gedanke in ihm auf, der ihn seit vier Tagen beschäftigte. Was machte Maude Ann mit diesen frechen Gören? Hinzu kam, dass sie nur Jane Beasley als Hilfe hatte.
Es ergab einfach keinen Sinn. Maude Ann war eine gebildete Frau. Sie hätte in Houston Karriere machen können. Sie war nicht sein Typ, aber sie war ohne Zweifel attraktiv. Dazu noch sehr sexy. Warum versteckte sie sich also hier draußen auf dem Land?
Trotz der drängenden Fragen trat ein Lächeln auf Matts Gesicht, als er bemerkte, dass jedes der Kinder einen Strohhut trug.
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