Julia Collection Band 50 - Ebook
die Wand lehnen musste. „Köstlich“, stieß er hervor, als er endlich wieder zu Atem kam. „Ich kann mir vorstellen, wie sehr es ihm gefällt.“
„Nun, drücken wir es so aus, er ist im Moment nicht gerade glücklich.“
„Das glaube ich gern.“
„Sie könnten ins Haus gehen und selbst mit ihm reden, aber wir wissen beide, dass Sie das nicht tun werden.“
Ihr Blick forderte ihn heraus, ihr zu widersprechen, aber er lächelte nur. „Eigentlich hatte ich vor, jetzt angeln zu gehen.“
Jane stieß einen verächtlichen Laut aus. „Das dachte ich mir schon.“ Sie warf ihm einen enttäuschten Blick zu und lief zurück ins Haus.
Matt zuckte die Schultern und ging zum Schuppen neben der Garage und suchte sich eine Angel von Werners umfangreicher Ausrüstung aus. Wenige Minuten später setzte er sich an seinen Lieblingsplatz am Ende des langen Bootssteges. Der See war glatt wie ein Spiegel, und ein Vogel flog so niedrig, dass er mit seinen Federn das Wasser berührte.
Der Steg war ein friedvoller Ort, genau richtig, um sich zu entspannen, nachzudenken und die Stille zu genießen. Als John Werner dieses Haus und das Land erbte und verkündete, dass er sich im Ruhestand hierher zurückziehen wollte, hatte Matt ihn für verrückt gehalten. In den letzten Wochen jedoch hatte Matt seine Meinung geändert und verstand mittlerweile den Wunsch des Lieutenants hier zu leben.
Matt hatte bereits seit knapp einer Stunde geangelt, als Schritte auf dem Holzsteg seine Ruhe störten.
Er schaute mit gerunzelter Stirn über die Schulter und sah Tyrone mit einer Angel und einem Eimer näher kommen. Der Junge rannte auf ihn zu und ließ sich ungefragt neben Matt nieder.
„Wo hast du die Angel her?“, fragte Matt.
„Daher, wo Sie sie auch herhaben. Aus dem Schuppen.“
„So? Mit dem kleinen Unterschied, dass ich die Erlaubnis des Besitzers habe, sein Angelzeug zu benutzen.“
Tyrone zuckte die Schultern.
„Ich dachte, du würdest Toiletten reinigen.“
„Damit bin ich fertig“, murmelte der Junge trotzig.
Ein verlegenes Schweigen breitete sich aus. Für lange Zeit hörte man nur das Schlagen der Wellen gegen die Pfosten, das Zwitschern der Vögel im Wald und das leise Surren und Platschen, wenn Matt seine Angel auswarf und einzog.
Matt konzentrierte sich ganz auf seine Angel und ignorierte den Jungen. Doch als das Kind allzu still wurde, warf er Tyrone rasch einen Blick zu. Er war überrascht, als er sah, dass der Junge immer noch damit kämpfte, einen Wurm auf den Haken zu stecken.
„Soll ich dir helfen?“, fragte er leicht amüsiert.
Tyrone schaute unsicher zu ihm hinüber. Es war ihm anzumerken, dass er gern abgelehnt hätte, aber auf der anderen Seite spürte er, dass er mit seinem Latein am Ende war und Hilfe sehr gut gebrauchen konnte.
„Hm … ja“, brummte er.
Matt lächelte, spießte geschickt den Wurm auf den Haken und reichte dem Jungen dann die Angel. Tyrone sah ihn dankbar an und warf, wenn auch etwas ungeschickt, seine Angel aus. Es waren kaum drei Minuten vergangen, als es an seiner Leine plötzlich ruckte.
„Matt, Matt, da ist was!“, rief der Junge aufgeregt.
Matt schaute zur Angel des Jungen hinüber. „Tja, das nennt man Anfängerglück“, bemerkte er und half dem Jungen, den nicht unansehnlichen Fisch herauszuziehen.
„Pah, Anfängerglück“, brüstete sich Tyrone. „Das nennt man Können.“
„Na, dann angle mal weiter“, forderte Matt ihn auf und klopfte dem Jungen kameradschaftlich auf die schmale Schulter.
Maude Ann lief den Weg zum Bootssteg hinunter, während ihr Herz laut hämmerte. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Matt angelte fast jeden Morgen am Pier, aber sie hatte wenig Hoffnung, dass Tyrone bei ihm sein könnte. Die beiden mieden sich wie die Pest.
„Lieber Himmel, bitte lass es dem Jungen gut gehen“, betete sie inbrünstig. „Bitte.“
Aber wo konnte Tyrone sein? Was war, wenn er gegen die Regeln allein zum See gegangen und ertrunken war? Es sähe Tyrone ähnlich, ihr nicht zu gehorchen. Oder war er vielleicht auf einen hohen Baum geklettert und heruntergefallen? Vielleicht lag er irgendwo mit gebrochenem Bein oder einer Gehirnerschütterung im Wald und sie hatte ihn nicht bemerkt, als sie ihn gesucht hatte.
Du lieber Himmel, vielleicht war er zum Highway gerannt und zu irgendeinem Perversen ins Auto gestiegen.
Panik ließ sie noch schneller laufen. Erst als der See vor ihr lag, blieb sie abrupt stehen und hätte vor Erleichterung und Freude
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