Julia Collection Band 50 - Ebook
konnte sie so etwas denken? Der Verlust seiner Arbeit wäre für Matt ein schwerer Schicksalsschlag. Wenn er den Test nicht bestand, müsste er entweder aus dem Polizeidienst austreten oder einen Schreibtischjob annehmen. Beides würde ihn unglücklich machen. Und wahrscheinlich wäre er dann für eine feste Beziehung erst recht ungeeignet.
Was sie wieder dorthin zurückbrachte, wo sie angefangen hatte.
Wie Maude Ann auch die Sache betrachtete, ihre Wahlmöglichkeiten waren nicht groß. Sie könnte sofort mit Matt brechen oder sich auf eine kurze Affäre einlassen.
Sie hatte wieder ein Ende ihres Schlafzimmers erreicht, drehte sich um und lief frustriert zum Fenster hinüber. Matt war in dieser Situation keine Hilfe. Er hatte die Entscheidung ganz allein ihr überlassen. Zur Hölle mit ihm. Glaubte er wirklich, dass seine schonungslose Offenheit sie vor Schmerz bewahren könnte?
Doch die Wut verebbte so rasch, wie sie gekommen war. Seufzend fuhr sich Maude Ann mit der Hand durchs Haar. Ja, natürlich tat er das. Männliche Logik funktionierte so.
Sie schüttelte den Kopf und rieb sich den verspannten Nacken. Von Liebe hatten Männer nicht die geringste Ahnung.
Die Wahrheit war, dass sie beide leiden würden. Es war nur eine Frage der Zeit.
Sie blieb vor ihrem Spiegel stehen und schaute sich mit traurigen Augen an. Gegen das Schwarz ihres seidenen Nachthemdes wirkte ihre Haut noch blasser als sonst, und man konnte deutlich die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken erkennen. Sie hatte ihr Haar unter der Dusche gewaschen, aber sich nicht die Mühe gemacht, es zu föhnen. Jetzt umrahmte eine wilde Masse ungezähmter Locken ihr Gesicht.
Sie wirkte schmal und zerbrechlich, und sie hasste sich dafür. Sie war eine starke, unabhängige Frau, die mit Vernunft und Entschlossenheit ihre Entscheidungen traf. Nicht irgendein zartes Gebilde, das in tausend Stücke zerfiel, wenn der Wind des Lebens einmal stärker blies. Sie hatte den Tod ihres geliebten Mannes überstanden, nicht wahr? Und irgendwie würde sie auch das hier überstehen.
Maude Ann ging die letzten Schritte zum Fenster hinüber und schaute hinaus auf den mondbeschienenen See. Dass Matt ihr das Herz brechen würde, wenn er ging, war klar. Verdammt, es tat ja jetzt schon weh. Die Frage war, ob sie sich nicht wenigstens ein paar Wochen des Glücks gönnen sollte, bevor er endgültig aus ihrem Leben verschwand.
Seufzend schloss sie die Augen und presste die Stirn gegen das kühle Glas. Sie konnte zwar noch die ganze Nacht grübeln, aber die Wahrheit war, dass sie sich tief in ihrem Herzen bereits entschieden hatte …
Sie würde ihn abweisen. Matt spürte es. Was sonst könnte ihr Schweigen bedeuten? Es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr, und er hatte noch nichts von ihr gehört.
Er ging zum Fenster und sah hinaus. Er hatte gerade geduscht und trug nur seinen Bademantel. Hinter ihm drang warme, feuchte Luft, die nach Seife, Zahnpasta und Aftershave duftete, aus der offenen Badezimmertür. Außer dem Licht, das aus dieser Tür fiel, war es dunkel im Raum.
Er hatte alles falsch gemacht. Natürlich würde sie ihn abweisen. Was hatte er von seiner miserablen kleinen Rede erwartet? Komm, sei meine Geliebte, aber erwarte nichts von mir – genau das hatte er ihr praktisch zu verstehen gegeben.
Oh ja, er war taktisch sehr unklug vorgegangen. Ob es jetzt unfair gewesen wäre oder nicht. Er hätte nach seinen Worten nicht von ihrer Seite weichen und ihre Gefühle für ihn nutzen müssen. Er hätte sie so lange küssen und streicheln sollen, bis sie keine andere Wahl mehr gehabt hätte, als Ja zu sagen.
Doch stattdessen hatte er sie allein gelassen und ihr genug Zeit zum Nachdenken gegeben. Maude Ann war liebevoll und großzügig, und er zweifelte nicht daran, dass sie ihn liebte, aber sie war auch eine sehr vernünftige und bodenständige Frau. Das musste sie sein, um Henley Haven führen zu können. Sie liebte jedes Kind, das unter ihrer Obhut war, als wenn es ihr eigenes wäre. Wenn jedoch das Gericht anordnete, dass eines der Kinder gehen musste, akzeptierte sie die Anordnung ohne viel Aufheben. Sie beugte sich der Vernunft. Und er fürchtete, dass sie in seinem Fall genauso reagieren könnte.
Bei diesem Gedanken stieg Panik in ihm auf, auf die sofort Wut folgte. „Wir werden ja sehen“, murmelte er. Er zog den Gürtel noch fester um seine Taille, drehte sich um und eilte zur Tür. Falls sie glaubte, dass er kampflos aufgeben würde, irrte sie sich.
Er
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