Julia Collection Band 51
rücksichtsvoller, hart arbeitender Mann, freundlich und engagiert in seinem Job.“
„Hat er sich in den zwei Jahren, seit du hier arbeitest, überhaupt einmal sehen lassen?“
„Nein.“
„Weil nämlich diese Gesellschaft das Wichtigste in seinem Leben ist. Von Stanley Whitcomb weiß ich, dass Michael seit zehn Jahren in Deutschland lebt und seinen Vater höchst selten besucht. Nicht einmal in den Ferien. Ehrlich, Sophia, willst du so einen Mann?“
„Ich brauche einen, der für mich sorgt“, gab Sophia zu. „Einen Mann, der sicherstellt, dass die Rechnungen bezahlt werden. Ich möchte nicht das Schicksal meiner Mutter erleiden. Auf keinen Fall.“
„Okay. Nehmen wir an, du heiratest Michael Barrington. Wie wirst du dich in fünf oder zehn Jahren fühlen, wenn du die Kinder allein erziehen musst? Sicher, du lebst im Schutz des Luxus: großes Haus, tolles Auto, Juwelen, so viel du tragen kannst. Aber wo ist dein Ehemann? Im Büro. Im Flugzeug. In einem fremden Land, um den nächsten Vertrag abzuschließen. Immer unterwegs. Immer im Dienst.“
Sophia krauste die Nase. „Das muss nicht unbedingt so sein.“
„Gib acht auf deine Wünsche.“ Olivia hob einen Finger. „Sie könnten sich erfüllen.“
„Das höre ich heute schon zum zweiten Mal“, murmelte Sophia bedrückt in Gedanken an Mike.
„Denk dran, Sophia, du verdienst das Beste, was dir das Leben zu bieten hat. Einen Mann, der dir Liebhaber, Vertrauter und Freund ist. Keine körperlose Telefonstimme, kein dickes Portemonnaie, sondern einen richtigen lebendigen Lebenspartner.“
„Ich werde schon dafür sorgen, dass er mich wirklich liebt.“ Sophia hob die Stimme. „Jedenfalls heirate ich Michael Barrington.“
Wie das Schicksal es so wollte, betrat in eben diesem Moment Mike, der Postmann, den Raum. Sophias Worte hingen noch in der Luft. Sie zuckte zusammen.
Wortlos eilte Mike zum Kaffee-Automaten und beschäftigte sich endlos, wie es schien, mit der Zucker- und Milchausgabe.
Hatte er Sophia gehört? Wenn er die Kritzeleien auf ihrem Notizblock gesehen hatte, so konnte er das noch als romantische Träumerei verstehen. Aber sie ausposaunen zu hören, dass sie Michael Barrington heiraten wollte, das war etwas anderes. Wenn sich das im Büro herumsprach und Michael selbst zu Ohren kam?
Olivia starrte Sophia mit großen Augen an. Niemand sagte ein Wort.
Erst als die Kühlschranktür mit leisem Geräusch aufging, wagte Sophia, zu Mike hinüberzuschauen. Olivia blickte auf ihre Armbanduhr. „Ich muss gehen, Sophia. Meine Pause ist zu Ende.“
Der Gedanke, mit Mike allein zurückzubleiben, versetzte Sophia in Panik. Sie umklammerte Olivias Arm. „Bitte, geh noch nicht.“
Olivia zögerte.
Flehend presste Sophia die Hände zusammen.
Ihre Freundin nickte.
Mike kam mit einer braunen Papiertüte, die er aus dem Kühlschrank genommen hatte, langsam auf sie zu. Kann der Kerl nicht schneller gehen, fragte sich Sophia. Er bewegte sich mit der Lässigkeit eines Mannes, der keine Sorgen, keine Verpflichtungen und keinen Terminstress kannte und sich dabei in seiner Haut wohlzufühlen schien. Er drehte den Stuhl um, der Sophia am nächsten stand, und setzte sich rittlings drauf.
Automatisch fiel Sophias Blick auf seine Schenkel, deren Muskeln unter der dunklen Hose kraftvoll spielten. Ohne es zu wollen, stellte sie sich die Schenkel unbekleidet vor.
Verflixt, dachte sie, ich brauche eine eiskalte Dusche.
„Meine Damen.“ Mike nickte ihnen zu.
„Hallo, Mike“, sagte Olivia.
„Wann ist es denn so weit?“ Mike deutete mit dem Kopf auf Olivias gewölbten Bauch.
Olivia lächelte und umschlang ihren Bauch mit beiden Armen. „Von heute an noch drei und eine halbe Woche.“
„Und Lucas erlaubt, dass Sie noch zur Arbeit gehen?“
„Wenn es nach Lucas ginge, hätte ich schon vor Monaten aufhören sollen, aber ich versprach Mr Whitcomb, die wichtigsten Arbeiten bis zum Ende des Geschäftsjahres noch zu erledigen. Freitag ist mein letzter Tag.“
„So.“ Mike hörte Olivia aufmerksam zu, während er Sophia praktisch ignorierte. „Wissen Sie schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?“
„Wir möchten uns überraschen lassen.“
Mike nickte anerkennend. „Das ist eine gute altmodische Methode. Meine Glückwünsche Ihnen und Lucas.“
„Danke.“ Olivia strahlte.
Sophia seufzte. Mike hatte mit seinem Charme wieder eine Eroberung gemacht.
„Ich muss jetzt zurück, Sophia. Wir sehen uns später.“ Langsam stand Olivia auf. Als
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