Julia Collection Band 51
sie die Verpackung ihres Lunchpakets aufräumen wollte, winkte Mike ab.
„Überlassen Sie das nur mir.“
„Vielen Dank.“ Olivia warf Sophia einen Blick zu, der sagte: ‚Gib ihm noch eine Chance‘.
„Ich kann auch nicht länger bleiben.“ Sophias Stuhl kratzte laut über die Bodenfliesen. Ihre Erwartung, dass Mike sich anbieten würde, auch ihre Lunchreste fortzuräumen, wurde enttäuscht.
„Einen schönen Nachmittag, meine Damen“, sagte Mike nur.
„Gleichfalls.“ Olivia winkte ihm zu.
Als Mike ihnen nachschaute, waren seine Blicke jedoch nur auf Sophia gerichtet. Er bewunderte den Schwung ihrer Hüften, der von ihrem engen roten Rock noch unterstrichen wurde. Ihm gefiel die Art, wie die blonden Locken auf ihren Schultern tanzten. Und dann fragte er sich, wie Sophia wohl in Olivias besonderem Zustand aussehen würde. Würde sie auch vor Freude auf das Baby strahlen wie ihre Freundin?
Was für Gedanken, schalt sich Mike, während er sein Sandwich auspackte. Aber irgendwie war ihm der Appetit vergangen. Und das nur wegen dieser attraktiven Sophia Shepherd. Sie verführte ihn, gefährliche Überlegungen anzustellen.
Was er beim Betreten des Raums mitbekommen hatte, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Sophia hatte Olivia prophezeit, Rex Michael Barrington in sich verliebt zu machen.
Mike blickte nachdenklich auf sein Sandwich. Was sollte er nur wegen Sophia unternehmen? Als die große Uhr über der Tür zwölf schlug, und die Angestellten lachend und scherzend den Pausenraum betraten, erwiderte er ihre Grüße nur zerstreut.
Sie war entschlossen, ihren Boss zu heiraten. Einen Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Wie konnte sie in ihn verliebt sein? Es gab nur eine Erklärung. Sie wollte Michael Barrington wegen seines Geldes.
Sein Kaffee war inzwischen lauwarm. Mike verzog das Gesicht, als er einen Schluck nahm. Aber sie fühlt sich doch zu mir hingezogen, überlegte er weiter. Ich weiß, ich täusche mich nicht. Ihr sehnsuchtsvoller Blick, als sie heute Morgen im Flur des Souterrains seinen Kuss erwartete, war eindeutig. Auch das Zittern ihres Körpers, als er sie berührte. Nein, die enorme Anziehungskraft zwischen ihnen beiden war nicht zu übersehen.
Wie würde Sophia reagieren, wenn sie entdeckte, dass Rex Michael Barrington III. niemand anderes als Mike Barr war, der Postmann von Barrington?
Vielleicht war der Gedanke, mit fremder Identität in der Firma seines Vaters zu arbeiten, doch keine so großartige Idee gewesen. Aber damals, vor acht Monaten, fand er sie genial. Da er sich während der letzten zehn Jahre in Deutschland aufgehalten hatte, um von dort aus die europäischen Firmen des Barrington Unternehmens zu führen, wusste kaum jemand der Angestellten in Phoenix, wie er aussah. Es war leicht, sich als Postmann auszugeben, und auf diese Weise konnte er einen Einblick in die Firma bekommen, den er sonst nicht gewonnen hätte.
Er machte Erfahrungen, die ihm die Augen öffneten, und zwar nicht immer angenehme. Einen Angestellten hatte er beim Stehlen erwischt, einen anderen beim Verkaufen von Geheimnissen an die Konkurrenz.
Und nun stand er vor diesem Problem mit Sophia.
Als er Patricia Peel beauftragte, Sophia den Job als seine Assistentin zu übertragen, hatte er sie wirklich nur wegen ihrer ausgezeichneten Fähigkeiten gewählt. Aber es dauerte nicht lange, da entwickelte sich durch Anrufe und Faxe ein sehr enge Arbeitsbeziehung.
Die Tatsache, dass Sophia eine umwerfende Schönheit war, war eigentlich zweitrangig gewesen. Mike musste allerdings zugeben, dass ihr Anblick eine zusätzliche Freude war.
Aber durfte er einer Frau trauen, die plante, ihren Boss des Geldes wegen zu heiraten?
Ich sollte ihr eine Lehre erteilen, schoss es ihm durch den Kopf.
Diese Idee schien brillant. Ja, Sophia verdiente es, dass die Falle, die sie zu stellen versuchte, ihr selbst zum Verhängnis wurde. Sie musste erfahren, was es bedeutete, das Opfer einer sorgfältig geplanten Verführung zu sein …
Konnte er Sophia in Mike, den Postmann, verliebt machen? War er fähig, sie so weit zu beeinflussen, dass sie der Mann mehr faszinierte als das finanzielle Blendwerk eines Michael Barrington? Das wäre der einzige Weg, sicher herauszufinden, ob Sophia eine geldgierige, gewissenlose Frau war, oder ob sie in der Lage war, ihrem Herzen zu folgen. Man müsste ihr nur Gelegenheit geben, den Irrtum ihres Denkens einzusehen …
Damit würde sich auch erweisen, ob er mehr für Sophia empfand als
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