Julia Collection Band 51
mir nichts. Gar nichts.“ Ihre Stimme brach.
„Du liebst ihn, ja?“
Schweigend nickte Sophia. Große Tränen rollten über ihre Wangen.
„Oh Liebes.“ Patricia legte die Arme um sie. „Alles wird wieder gut.“
„Wie denn? Mike geht fort. Und selbst wenn er bliebe, wäre er doch nicht der Mann, mit dem ich eine Zukunft aufbauen könnte.“
Patricia reichte Sophia ein Taschentuch. „Vielleicht klappt es nicht mit Mike, aber du findest jemanden, das verspreche ich dir.“
„Glaubst du wirklich?“ Sophia trocknete die Tränen.
„Großes Ehrenwort.“
„Jemand, auf den ich mich verlassen kann? Jemand, der mit mir durch dick und dünn geht?“
„Hör mal“, erkundigte Patricia sich und schnipste mit zwei Fingern. „Wie steht es denn mit Michael Barrington? Du zähltest doch darauf, mit ihm auszugehen, sobald er nach Hause kommt und die Geschäfte übernimmt.“
„Das war nur eine dumme Verliebtheit. Ich habe inzwischen dazugelernt.“
„Ja?“
„Die Arbeit bedeutet Michael Barrington mehr als jede Frau. Ich will nicht die zweite Geige spielen.“
„Besser, das beizeiten einzusehen, bevor du dich mit ihm einlässt.“
Sophia nickte. Was ihre Freundin sagte, klang zwar vernünftig, aber im Verlauf eines Vormittags hatte sie beide Männer verloren, an denen ihr etwas lag. Das tat weh.
„Danke.“ Sophia steckte das Taschentuch entschlossen in die Tasche. „Du warst mir eine große Hilfe.“
Und das war nicht geschmeichelt. Das Mitgefühl ihrer Freundin tat ihrem verwundeten Herzen gut. Alle im Hause Barrington waren ihr immer freundlich begegnet. Während der beiden Jahre, die sie hier arbeitete, wuchs in Sophia das Gefühl, einer Familie anzugehören. Und für jemanden, der als kleines Mädchen seiner Herkunft wegen ausgeschlossen worden war, bedeutete das sehr viel.
„Du hast Sophia noch nicht aufgeklärt?“ Rex Barrington sah seinen einzigen Sohn erstaunt an.
In einem Hotel am Ufer des Olivet Sees in der Ferienanlage von Briarton, das Rex zu übernehmen plante, nahmen Vater und Sohn ein frühes Dinner ein. Rex wollte vor dem Verkaufsabschluss Michaels Meinung einholen.
Eine schöne Gegend, dachte Michael. Eine weitere Feder am Hut der Barringtons. Doch im Moment interessierte ihn das nicht allzu sehr. Er nahm den spektakulären Sonnenuntergang kaum zur Kenntnis, und sein Teller blieb unberührt.
„Nein“, antwortete er und nahm einen Schluck von seinem Drink. „Ich habe noch nicht mit ihr geredet.“
Wohl ein dutzend Mal hatte er Sophia offenbaren wollen, wer er wirklich war. Aber jedes Mal hielt ihn etwas davon ab. Immer schien der Zeitpunkt ungünstig.
Aber gab es überhaupt den passenden Zeitpunkt, der Frau, die er liebte zu gestehen, dass er leider ein Lügner, Betrüger und Schwindler war?
Rex räusperte sich. „Du bist nicht fair.“
„Ich weiß, Dad. Aber es ist nicht so einfach.“
„Sie liebt dich, Michael. Siehst du das nicht?“
„Sie liebt nicht mich. Sie liebt ein Bild, eine Rolle, die ich spiele.“
„Wolltest du nicht gerade das erreichen? Sie täuschen? Verliebt machen in einen armen Mann, um herauszufinden, ob sie hinter deinem Geld her ist?“
„Ja. Nein. Ich weiß es nicht.“ Verwirrt starrte Michael über das Wasser. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Früher einmal war das Barrington Unternehmen für ihn das Wichtigste gewesen. Er hatte nur noch für das Geschäft gelebt. Aber plötzlich war er sich seiner alten Werte nicht mehr sicher.
So sehr er sich bemühte, er konnte Sophia nicht vergessen. Mit ihren langen blonden Locken, dem Duft nach frischen Wildblumen, beherrschte sie seine Träume. Ihre hingebungsvollen Küsse waren ihm immer gegenwärtig.
Geliebte kleine Sophia, mit ihrem Herz aus Gold und einem eisernen Willen. Sie wusste, was sie wollte, war unfähig, sich auf weniger einzulassen. Wie konnte er sie tadeln? War er nicht vom gleichen Schlag?
Er kritisierte ihre Bereitschaft, ihr Leben von ihrer Mutter bestimmen zu lassen. Aber hatte er nicht dasselbe getan, als er seiner sterbenden Mutter zuliebe seinem heiteren, sorgenfreien Leben entsagte, um seine ernste Seite zu entwickeln? Hatte er nicht alles, was wild und kreativ war in ihm, zum Schweigen verurteilt und damit seine Einsamkeit vorprogrammiert?
Sophia suchte finanzielle Sicherheit. Erstrebte er mit seiner täglichen Arbeit nicht dasselbe Ziel? Er ließ doch selbst niemals den Gewinn aus den Augen. In seinem Leben drehte sich alles nur ums Geld. Und dann besaß
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