Julia Collection Band 51
ohne ein Wort, um nur möglichst weit weg von dem glücklichen Ereignis zu sein.
Erst viel später an diesem Abend wurde ihr bewusst, dass Michael Barrington gar nicht beim Picknick aufgetaucht war.
9. KAPITEL
„Sophia.“ Michael Barringtons volle Stimme ertönte aus dem Telefonhörer. „Ich muss mich entschuldigen, weil ich Sie an diesem Wochenende versetzt habe. Ich habe versucht, rechtzeitig zum Picknick zu kommen, wirklich, aber etwas Unerwartetes ist dazwischen gekommen. Wie es scheint, muss ich noch ein paar Tage in Deutschland bleiben.“
Sophia starrte lustlos auf die Wand. Olivia hatte recht. Michael Barrington war viel zu beschäftigt für eine Beziehung. Er versetzte seine Mitmenschen und erwartete, dass Arbeit als Entschuldigung hingenommen wurde. Wie töricht von ihr anzunehmen, sie könnte einen Mann wie ihn heiraten. Sie kamen aus verschiedenen Welten.
„Machen Sie sich keine Gedanken, Sir. Ich verstehe vollständig. Sie sind ein viel beschäftigter Mann, und das Geschäft geht vor.“
„Oh, was ist los? Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass Sie mich Michael nennen“, scherzte er.
„Ich habe es mir überlegt und finde, es klingt wenig professionell.“
„Seit wann sind Sie dieser Meinung?“
Seit du Versprechungen machst und sie nicht hältst, antwortete Sophia stumm. Seit ich weiß, dass ich dich nicht liebe.
„In Ordnung, Sophia“, antwortete er ruhig. „Wie Sie wünschen.“
Er verabschiedete sich und legte auf. Sophia blieb verletzt zurück. Sie hatte wirklich ein Händchen für Männer, die nicht zu haben waren …
In diesem Moment klopfte Patricia Peel an ihre Tür. „Wie geht es dir heute Morgen?“
„Hallo, Patricia“, grüßte Sophia ihre Freundin, die stellvertretende Personalchefin. „Komm herein.“
„Wie war’s beim Picknick?“, erkundigte sich Patricia. „War die Geburt von Olivias Baby das große Finale? Olivia wird glücklich sein.“
Sophia nickte und seufzte gegen ihren Willen.
Patricia vermutete hinter Sophias Seufzer hoffnungsvolle Sehnsucht. Sie lächelte. „Ich weiß. Ich kann es auch kaum erwarten, Sam zu heiraten und auch ein Baby zu haben.“
„Wann soll deine Hochzeit sein?“
„Nicht vor Juni.“ Patricia stöhnte. „Noch eine Ewigkeit.“
„Die Zeit vergeht schneller, als du glaubst“, beruhigte Sophia ihre Freundin. Sie wollte nicht über Hochzeiten, Babys oder Glück sprechen. Das war einfach nicht fair.
All ihre Freundinnen waren verliebt. Sie hatten die passenden Männer gefunden, mit denen sie in der nächsten Zeit eine Familie gründen wollten. Warum wurde Sophia vom Glück übergangen? Selbst ihre Mutter hatte eine zarte Beziehung mit Stanley Whitcomb begonnen. So glücklich Sophia für Jannette auch war, sie tat sich selber ein bisschen leid.
Ihre Pläne waren gescheitert. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie gehörte nicht zu denen, die in Selbstmitleid badeten. Wenn ihr Schicksal von ihr verlangte, für den Rest ihres Lebens allein zu bleiben, dann sollte es wohl so sein. Sie würde die Einsamkeit irgendwie ausfüllen …
„Ich dachte, es interessiert dich vielleicht“, begann Patricia. „Mike hat heute seine Kündigung eingereicht.“
Sophia holte tief Luft. Er hatte es getan. Diese kleine Neuigkeit machte ihren vagen Hoffnungen ein Ende.
„Tatsächlich?“ Obwohl Sophia fast schlecht wurde vor Kummer, versuchte sie, kühl und desinteressiert zu erscheinen.
„Hat er dir nichts gesagt?“
Sophia zuckte die Schultern. „Mag sein, dass er es mal erwähnt hat.“
„Und du bist nicht verärgert?“
„Warum sollte ich denn verärgert sein?“ Sophia konnte kaum das Zittern ihrer Hände unterdrücken. Aber das war ihr auch egal. Wer brauchte Leidenschaft, Lust und Chemie? Wer brauchte eine vollkommen verkehrte Welt? Sie ganz bestimmt nicht.
„Na denn.“ Patricia zögerte. „Dabei hatte ich angenommen, ihr beide seid ein Paar.“
Sophias Lachen klang gezwungen. Selbst in ihren eigenen Ohren. „Wie bist du denn darauf gekommen?“
„Ihr habt euch doch offensichtlich sehr gut verstanden. Ich weiß nicht, ihr wart ein nettes Paar.“
„Wir waren niemals ein Paar“, leugnete Sophia leidenschaftlich.
„Entschuldige.“ Patricia hob die Hände. „Mein Fehler. Mike war nur so beliebt in der Firma, dass ihn alle vermissen werden.“
„Versteh mich nicht falsch“, lenkte Sophia ein. „Ich mag Mike gern. Er ist ein lustiger Kerl. Aber persönlich bedeutet er
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