Julia Collection Band 51
Whitcomb befand.
„Hallo, Mom.“ Sophia küsste Jannette auf die Wange. „Amüsierst du dich?“
„Ja.“ Jannette lächelte scheu. Sophia freute sich über die glückliche Miene ihrer Mutter.
„Sophia, wenn Sie Olivia und Lucas ins Krankenhaus begleiten wollen, fahre ich Ihre Mutter später nach Hause.“
„Das ist sehr nett von Ihnen“, sagte Sophia, „Aber das können wir Ihnen nicht zumuten.“
„Ich tue es gern“, versicherte Stanley. „Außerdem ist in meinem Wagen Platz genug für den Rollstuhl. Ich bin mit meinem Kombi hier.“
„Mom?“
„Geh nur.“ Jannette winkte ihr zu. „Ich weiß doch, wie gern du sie begleiten willst.“
„Es macht dir wirklich nichts aus?“ Ihre Mutter in männlicher Begleitung zu sehen, war etwas ungewöhnlich. Sophia konnte sich nicht erinnern, dass Jannette jemals verabredet gewesen wäre.
Jannette nickte. „Lauf zu.“
„Okay.“ Als Sophia dann Mike zum Parkplatz folgte, fühlte sie sich wie eine Mutter, die ihr Kind am ersten Schultag allein lässt.
„Möchtest du mit zum Krankenhaus fahren?“, fragte sie Mike.
Mikes Lächeln erwärmte ihr Herz. „Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen.“
Mike ging auf dem Krankenhausflur auf und ab und kam sich einigermaßen überflüssig vor. Sophia saß mit ihren Freundinnen schwatzend im Wartezimmer, während die anderen Männer sich abgesetzt hatten, um Nicks neuen Truck anzusehen. Mike hatte es vorgezogen zu bleiben, denn er musste über vieles nachdenken.
Vor allem darüber, wie er Sophia die Wahrheit beibringen sollte.
Mit jedem Wiedersehen, jeder Berührung, jedem Lächeln und Kuss kamen sie einer – wie sollte er es ausdrücken – verbindlichen Bindung einen Schritt näher.
Doch wie konnten sie sich wirklich nahe sein, wenn er nicht aufrichtig war? Wie sollte er Sophias Streben einschätzen, einen reichen Mann heiraten zu wollen?
Er drehte sich im Kreis.
Wenn er es sich richtig überlegte, so war er gern Mike. Es gefiel ihm, keine Verantwortungen zu übernehmen und mit Freunden zusammen zu sein, deren Zuneigung er sich sicher war. Diese vergangenen neun Monate waren ausgesprochen lehrreich gewesen. Er entdeckte eine Seite an sich, die er längst verloren zu haben glaubte. Von Kindesbeinen an hatte er nichts mehr gewünscht, als in Rex’ Fußstapfen zu treten. Von der Pike auf hatte er alles über das Hotelmanagement gelernt, hatte keinen Urlaub gemacht und meist vierundzwanzig Stunden am Tag gearbeitet. Das Barrington Unternehmen war sein Leben.
Es war nett, eine Zeit lang den wilden Jungen zu spielen. Die Erfahrung, in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, hatte ihn gelehrt, die Rosen zu pflücken, bevor das Leben an ihm vorüberging. Mike, der Postmann, war nicht reich, aber er war viel glücklicher als Rex Michael Barrington III.
Tief in Gedanken, die Hände in den Hosentaschen, blieb Mike vor dem Wartezimmer stehen und blickte durch das Fenster.
Der Raum war schalldicht. Mike hörte nicht, was dort geredet wurde, konnte aber erkennen, dass Sophia über eine Bemerkung von Cindy lachte. Während ihre Augen schmaler wurden, verzogen sich ihre Lippen nach oben zu der fröhlichen Miene, die er so an ihr liebte. Die Männer waren zurückgekommen und hatten an der Seite ihrer Frauen Platz genommen. Cindy und Kyle. Molly und Jack. Nick und Rachel. Patricia und Sam. Sie gehörten zusammen. Eine Gruppe von befreundeten Barrington Angestellten, die sich als Freunde nahe waren.
Eine Gruppe, zu der Michael Barrington niemals gehören konnte. Er war die geheimnisvolle Stimme am Telefon. Ihr Boss, der reiche Junge. Er passte nicht dazu.
Er schaute von außen zu. Mike schluckte. So war es sein Leben lange gewesen. Bisher hatte er versucht, mit harter Arbeit die Einsamkeit zu vertuschen, die einen großen Teil seiner sechsunddreißig Jahre ausmachte. Er hatte vorgegeben, nur an seiner Karriere interessiert zu sein. Jetzt wusste er, das Leben bot mehr. Jetzt wollte er, was seine Angestellten gefunden hatten: wahre, immerwährende Liebe.
Sophia hob den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht, ehe sie aufstand und zur Tür kam.
Ihre graziösen Bewegungen, der sanfte Schwung ihrer Hüften, dieser Blick – Mikes Knie wurden weich.
Er liebte sie.
Wie sehr er sich auch bemühte zu leugnen, dass sie sein Herz erobert und seine Seele berührt hatte, es war eine Lüge. Er war ihr verfallen. Ganz und gar.
Sophia trat auf den Flur, die Hände vor der Brust gekreuzt.
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