Julia Collection Band 51
„War der Spaziergang nett?“
„Ich werde nervös, wenn ich lange still sitze.“
Sophia nickte. „Krankenhäuser sind nervtötend.“
Das brauchte Mike niemand zu erklären, hatte er doch viele Stunden in eben diesem Krankenhaus verbracht und hilflos mit angesehen, wie die Kräfte seiner Mutter langsam schwanden. Das gesamte Barrington Vermögen hatte sie nicht retten können.
Konnte Sophia nicht erkennen, dass Glück, Leben und Freiheit nicht für Geld zu haben waren?
„Möchtest du einen Kaffee?“, fragte Sophia.
„Gern.“ Mike folgte ihr über den Flur zur Cafeteria. Er fühlte sich ein wenig befangen und unsicher in ihrer Anwesenheit. Sein Plan, sie in Mike, den Postmann verliebt zu machen, war leider jämmerlich daneben gegangen …
Mike wusste, wie Sophia ihren Kaffee liebte. Mit viel Milch und Zucker. Er füllte am Automaten zwei Becher. Dann setzten sie sich an einen Tisch am Fenster.
„Ich bin so nervös wegen Lucas und Olivia“, seufzte Sophia. „Hoffentlich geht alles gut.“
„Es wird schon alles glattgehen. Sie lieben sich. Ganz gleich, was geschieht, sie stehen das durch.“
„Ja.“
Als Mike Sophia nachdenklich aus dem Fenster blicken sah, überlegte er, ob auch sie jetzt wohl über wahre Liebe, eine glückliche Ehe und gesunde Babys nachdachte. Hatte sie dieselben Sehnsüchte wie er?
„Meinst du es ernst damit, Phoenix zu verlassen?“, fragte sie.
„Es gibt keinen Grund zu bleiben, Sophia.“
„Oh.“ Ihre Unterlippe begann zu zittern.
Mike spielte mit dem Serviettenhalter auf dem Tisch, da er Sophias Blick nicht ertragen konnte. Er wollte ihr unbedingt die Wahrheit sagen, wusste aber nicht, wie er es anfangen sollte.
„Darf ich dich etwas fragen?“, begann Sophia schließlich.
„Schieß los.“
„Stellst du dir manchmal vor, ein geregeltes Leben zu führen, dich für eine Stadt, einen Job und eine Frau zu entscheiden?“
Oh ja. Er sehnte sich, ihr einzugestehen, was tatsächlich in seinem Herzen vorging. Aber das war unmöglich. Er hatte jetzt die perfekte Chance herauszufinden, ob Sophia Mike, den Postmann, um seiner selbst willen akzeptierte. Ob sie fähig war, die Vernarrtheit in ihren Boss aufzugeben und ihre Liebe zu Mike zuzugeben.
„Sophia, Mike.“ Molly stürzte zur Tür herein. „Die Hebamme hat gerade mitgeteilt, dass es ein Junge ist.“
Sophia sprang auf und umarmte Molly.
„Beeilt euch“, drängte Molly. „Gleich kommt Lucas und berichtet uns die Details.“
Sie betraten das Wartezimmer rechtzeitig und sahen Lucas übers ganze Gesicht strahlen. „Es ist ein Wunder“, wiederholte er wieder und wieder. „Es gibt nichts Schöneres auf der Welt.“
Die vier Paare hielten sich bei den Händen, schauten sich an und lächelten, als könnten sie ihre eigenen Wunder kaum erwarten.
Mike beobachtete Sophia von der Seite. Sie hielt die Hände im Schoß gefaltet und presste die Lippen zusammen, als bemühe sie sich, nicht zu weinen. Er wünschte, er dürfte sie berühren und ihr sagen, dass er ihre Gefühle verstand. Aber er war einfach nicht in der Lage, seinem Herzen zu folgen.
Sie gingen alle zum Kinderzimmer, wo eine Schwester den Freunden das Baby hinter einem Fenster präsentierte.
„Ich möchte euch Nathaniel Wyatt Hunter vorstellen“, sagte Lucas stolz. „Acht Pfund, fünfundfünfzig Zentimeter lang, mit kräftigen Lungen.“
„Gute Arbeit“, meinte Jack.
„Du kannst stolz sein.“ Nick grinste.
„Ein toller Bursche“, kommentierte Sam.
„Euer Leben wird von nun an nicht mehr dasselbe sein“, sagte Mike. „Die Junggesellentage sind für immer vorbei.“
Sophia hob ruckartig den Kopf. War das Mikes Ansicht über die Vaterschaft? Sah er sie als ein Ende, nicht als wundervollen Neuanfang? Doch was konnte sie schon von einem Mann erwarten, der nicht fähig war, sich an einem Ort zu etablieren und eine Beziehung zu entwickeln?
„Du siehst das völlig falsch“, widersprach Lucas sogleich. „Mein Leben hat mit Nathaniel und Olivia gerade erst begonnen.“ Zärtlich lächelte er seinem Sohn hinter dem Fenster zu.
Trauer erfüllte Sophia. Wie konnte sie nur ihr Herz an einen Mann wie Mike verlieren? Trotz ihres festen Vorsatzes, sich in Michael Barrington zu verlieben, war sie in dieselbe elende Falle getappt, wie ihre Mutter damals. Wie ein Schwachkopf ließ sie sich von der sexuellen Anziehungskraft treiben …
Kurz entschlossen, nahm sie Nick beiseite und bat ihn, Mike in seinem Wagen mitzunehmen. Dann verschwand sie
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