Julia Collection Band 51
diesem Falle gibt es nur eines zu tun.“ Der grauhaarige Mann rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich werde Sie beide nach Hause schicken.“
Nick glaubte, der Boden täte sich vor ihm auf. Jahrelange Arbeit, Einsatz, Hoffnung – alles für diesen Posten, und am ersten Tag bereits suspendiert!
Er holte erstmal Luft. „Sir, wenn Sie überzeugt sind, dass diese disziplinarische Maßnahme nötig ist, werde ich nicht widersprechen, aber bitte lassen Sie Rachel außen vor. Sie hat nur versucht, mir zu helfen, ich habe sie da mit hineingezogen. Dafür sollte sie nicht bestraft werden.“
Für einen Moment starrte Rex Nick verständnislos an, dann begann er herzhaft zu lachen. „Disziplinarische Maßnahme? Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie dafür bestrafen würde, weil Sie sich um ein verwaistes Kind kümmern? Ich rede nicht von disziplinarischen Maßnahmen, ich rede davon, dass Sie sich Urlaub nehmen – bezahlten natürlich –, damit Sie Ihre Familienangelegenheiten in Ruhe in Ordnung bringen können. Hier kommen wir auch eine Woche ohne Sie zurecht.“
„Aber Sir, in einer Stunde ist die Versammlung, und …“
Rex winkte ab. „Das hat auch noch Zeit bis nächste Woche. Nein, Sie beide kümmern sich jetzt erstmal um das Baby.“ An der Tür drehte Rex sich noch mal zu Rachel um. „Ach und, Rachel … achten Sie darauf, dass er seine Hose anbehält, ja?“ Er lachte herzhaft, als Rachel puterrot anlief. „Dann viel Glück. Und jetzt räumen Sie dieses Zeug zusammen und bringen dieses Baby dahin, wo es hingehört – nach Hause.“
Nick und Rachel starrten auf die Tür, die hinter Rex ins Schloss gefallen war.
Nick fand als Erster die Sprache wieder. „Na dann, worauf warten wir noch?“
6. KAPITEL
Am Mittwoch gingen sie zusammen im Supermarkt einkaufen. Nick holte einen Einkaufswagen, und Rachel setzte Jenny in den Kindersitz.
Nick betrachtete Jenny stolz. „Sie kann schon ziemlich gut sitzen für ihr Alter, findest du nicht auch? Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie mit dem Krabbeln anfängt. Sie zeigt schon jetzt alle Vorstufen: Sie richtet sich auf alle viere auf, sie schaukelt hin und her und rollt über den Boden.“
Rachel war angenehm erstaunt. „Woher weißt du all diese Sachen?“
Nick grinste. „Bei Jennys Sachen war auch ein Buch, in dem die einzelnen Entwicklungsstadien beschrieben werden. Ich hab’s gelesen.“
Rachel war gerührt. Anfangs hatte sie ein wenig befürchtet, dass Nick dem Baby vielleicht keine übermäßigen Gefühle entgegenbringen würde, vor allem, weil er sich so dagegen gewehrt hatte, dass Jenny ihn „Daddy“ nennen würde, aber diese Sorge hatte sich in den letzten Tagen gelegt. Nick hatte Jenny mehr und mehr ins Herz geschlossen. Gestern und heute Vormittag hatten sie gemeinsam mehrere Bewerberinnen für den Posten als Kinderfrau interviewt, und Nick hatte sich als sehr sorgsam und sehr wählerisch erwiesen. Er wollte nur das Beste für das Kind, und er liebte es, die Kleine zum Lachen zu bringen.
Und Jenny hatte sich an ihn gewöhnt und mochte ihn. Jedes Mal, wenn er ins Zimmer kam, lächelte sie ihn an. Wenn sie seine Stimme hörte, ruckte ihr Kopf in die Richtung. Mittlerweile ließ sie sich von ihm füttern, und er durfte ihr sogar die Windeln wechseln.
Nur auf den Arm nehmen ließ sie sich noch nicht von ihm. Oder besser gesagt, Nick hatte es bisher nicht wieder versucht.
„Ich werde geduldig sein und warten, bis sie den ersten Schritt tut“, hatte er mit einem listigen Funkeln in den Augen zu Rachel gesagt. „Bei dir halte ich es übrigens genauso.“
Rachel hatte gelacht, aber ihr Puls hatte wild zu klopfen begonnen. Aber worauf hoffte sie eigentlich? Nick mochte Jenny zwar mehr und mehr, aber zu ihr, Rachel, ging er immer mehr auf Abstand. Abends, wenn Jenny zu Bett gebracht war, zog Nick sich mit einer Entschuldigung ins Arbeitszimmer zurück, wo ein riesiger Stapel Akten auf ihn wartete, den er aus dem Büro mit nach Hause genommen hatte. Er behauptete, die Arbeit sei nicht aufschiebbar, aber Rachel vermutete, dass es nur ein Vorwand war.
Das war ja auch gut so, redete sie sich ein. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war nicht geringer geworden, und so war es besser, wenn sie nicht allein zusammen waren.
„Ich fahre“, sagte Nick jetzt und ergriff die Stange des Wagens. Er beugte sich zu Jenny vor. „So kommen wir auf jeden Fall in die Süßwarenabteilung.“ Bei seinem verschwörerischen Augenzwinkern begann Jenny zu
Weitere Kostenlose Bücher