Julia Collection Band 51
verbracht.
Vielleicht konnte Nick sich mit dem Konzept des Vaterseins in Gedanken nicht anfreunden, aber Tatsache war, dass er einen wunderbaren Vater abgab – geduldig, zärtlich, sanft und liebevoll. Rachel hatte jeden Tag eine neue Eigenschaft an ihm gefunden, für die sie ihn umso mehr liebte.
Liebe. Schon wieder dieses Wort. Sie durfte nicht mehr daran denken. Musste einen Weg finden, es aus ihren Gedanken herauszuhalten. Anstatt seine guten Eigenschaften zu bewundern, sollte sie lieber nach schlechten Charakterzügen suchen, damit sie endlich ihre Gefühle für ihn unter Kontrolle bekam.
Sie brauchte nicht lange zu suchen. Als sie die letzte Treppenstufe herunterstieg, hörte sie ihn am Telefon reden.
„Das Barrington-Hotel in St. John, bitte. Ich möchte mit der Wassersportabteilung verbunden werden.“ Eine kurze Pause folgte, dann sprach er wieder. „Ja, ich möchte im nächsten Monat ein Boot mit kompletter Ausrüstung für eine Tauchexpedition anmieten.“
Rachel traute ihren Ohren nicht. Tauchexpedition? Kaum hatte er eine Kinderfrau gefunden, schon fiel er wieder in sein altes Junggesellenleben zurück. Und Jenny? Jenny sollte ihn Wochen nicht sehen, obwohl sie sich doch gerade erst an ihn gewöhnt hatte? Diese letzte Woche friedvoller Häuslichkeit musste ihm ja wahnsinnig schwergefallen sein!
Sie wartete, bis Nick aufgelegt hatte, dann marschierte sie wütend in das Arbeitszimmer. Sie stützte die Arme in die Hüften und funkelte ihn angriffslustig an. „So viel Egoismus ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen!“, fauchte sie.
Nick drehte sich erstaunt zu ihr um. „Wie bitte?“
„Sobald du eine Kinderfrau für Jenny gefunden hast, lässt du die Kleine allein und planst einen Urlaub. Du brauchst wohl wirklich Erholung, was?“, fragte sie sarkastisch.
Nick runzelte die Stirn. „Wieso Urlaub? Wer redet denn von Urlaub?“ Endlich dämmerte es ihm. „Ach, du meinst St. John? Ich muss mich um die Arrangements für die jährliche Versammlung der Hoteldirektoren kümmern.“
„Und was ist mit dieser Tauchexpedition?“
Jetzt grinste Nick amüsiert. „Aha, du hast gelauscht. Ja, ich plane einen Ausflug für diejenigen, die noch einen Tag länger bleiben können.“
Rachel wurde verlegen. „Aber … aber wo soll Jenny denn bleiben?“
„Sie kommt natürlich mit, ebenso wie Mrs Evans.“ Jetzt wurde er ernst. „Ich würde Jenny nie allein lassen. Gerade jetzt, wo wir uns aneinander gewöhnt haben.“
Rachel kam sich mies vor. „Tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Ich habe voreilige Schlüsse gezogen.“
Er kam um seinen Schreibtisch herum und nahm ihre Hände. „Ich kann es dir nicht verübeln. So etwas Ähnliches habe ich damals wohl mit dir gemacht, nicht wahr?“
Sein Blick war so traurig und zärtlich zugleich, dass sie meinte, ihr Herz würde zerspringen. Ihre Blicke verhakten sich, und für einen Augenblick dachte Rachel sogar, Nick würde sie küssen. Doch dann räusperte er sich und trat wieder hinter seinen Schreibtisch.
„Du kommst übrigens auch mit.“
„Was? Ich?“
Er nickte. „Ich werde Hilfe brauchen, um die Notwendigkeit einer regelmäßigen Generalversammlung in den einzelnen Branchenzweigen deutlich zu machen. Glaubst du, du kannst eine Präsentation vorbereiten?“
„Ja, schon, aber …“
„Was, aber?“
Aber sie war doch gar nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn nach dem morgigen Tag auch außerhalb der Bürostunden zu sehen. Auf der einen Seite war sie begeistert, auf der anderen Seite wuchs Panik in ihr. Das würde es nur noch schwerer machen, die Schutzbarriere gegenüber Nick aufzubauen.
Rachel warf einen Blick auf den Wecker neben sich – halb drei morgens. Mit einem Seufzer schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Seit über einer Stunde lag sie nun wach. Sie musste ständig daran denken, dass morgen ihre Abreise bevorstand, und mit jeder Minute wurde sie deprimierter.
Ein Glas Milch würde vielleicht helfen, ihre Nerven zu beruhigen und Schlaf zu finden.
Also zog sie ihren seidenen Morgenmantel über und schlich auf Zehenspitzen in die Küche. Ihre Finger tasteten nach dem Lichtschalter.
„Oh!“
Nick wurde vom hellen Licht der Deckenleuchte angestrahlt. Er saß am Küchentisch und starrte durch das Fenster hinaus in die Dunkelheit. Als sie das Licht eingeschaltet hatte, zuckte er herum, genauso erschreckt wie sie.
Sie kam sich vor wie ein Einbrecher. „Entschuldige, ich wusste nicht, dass du hier
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