Julia Collection Band 51
im Schoß gefaltet, den Blick stur geradeaus gerichtet, als Nick am nächsten Morgen auf den Parkplatz der Barrington Corporation fuhr.
Die Verkörperung der professionellen Karrierefrau: Haare streng aus dem Gesicht frisiert, weiße gestärkte Bluse, dunkles Kostüm. Diese Geschäftsfrau hatte nichts gemein mit der unbeschwert lachenden und im Wasser planschenden Frau von gestern. Und schon gar nichts mit der Frau, die ihn so heißblütig geküsst hatte.
Sein Gewissen meldete sich. Er hatte sich daneben benommen. Er hätte sie nicht so küssen dürfen. Er hätte sie nicht so berühren dürfen. Ach was, er hätte sie gar nicht ansehen dürfen! Dieser rote Badeanzug … Ihm wurde auch jetzt wieder heiß, wenn er nur daran dachte.
Und noch heißer wurde ihm, wenn er daran dachte, wie sie seinen Kuss erwidert hatte. Mit der gleichen Leidenschaft, der gleichen Ekstase.
Innerlich fluchte er. Er ermahnte sich, daran zu denken, wie sie vor ihm geflüchtet war. Sicher, sie hatte es genossen, aber ihre Flucht war Beweis genug, dass sie sich ebenso wenig wieder mit ihm einlassen wollte wie er sich mit ihr.
Gestern Nachmittag hatte er sich bei ihr entschuldigt, doch Rachel war ihm ins Wort gefallen.
„Ich denke, wir beide sehen ein, dass es ein Fehler war.“
Er hatte genickt. „Genau deswegen wollte ich mich auch ent…“
Rachel hatte abgewinkt. „Es ist eben wie eine üble Angewohnheit, mehr nicht.“
Üble Angewohnheit? Die Wortwahl hatte ihn schon sehr irritiert. „So wie Fingernägel kauen?“
„Ja, so was Ähnliches. Du und ich reagieren einfach körperlich immer noch aufeinander. Ich weiß, wie ungern du dich auf solche Beziehungsdiskussion einlässt, also lass uns einfach so tun, als sei nichts geschehen. Es wird sicherlich nicht wieder vorkommen.“
Ihre ungerührte Haltung verwirrte ihn, und so brachte er nur ein „Gut“ über die Lippen.
Aber es war nicht gut. Es war etwas geschehen. Und zwar etwas, das ihn an nichts anderes mehr denken ließ. Rachel war es offensichtlich genauso ergangen, denn von jenem Augenblick an hatte sie ihn peinlich gemieden und ihre ganze Aufmerksamkeit ausschließlich dem Baby gewidmet. Nachdem sie das Baby gemeinsam zu Bett gebracht hatten, hatte sie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, während er den ganzen Abend allein verbracht hatte.
Als er jetzt mit zusammengebissenen Zähnen den Motor abstellte, drehte Rachel sich zu dem Baby um.
„Nun, Kleines, bist du bereit?“
Es war wunderschön zu sehen, wie Rachels Gesicht aufstrahlte, wenn sie mit dem Baby sprach. Vor Jahren hatte ihr Gesicht ähnlich gestrahlt, wenn sie mit ihm geredet hatte, oder wenn …
Reiß dich gefälligst zusammen, Delaney, ermahnte er sich. Viel zu geschäftig stieg er aus und öffnete die andere Wagentür für Rachel.
Nur zögernd legte sie ihre Hand in seine, die er ihr hinhielt.
„Das ist auch eine alte Angewohnheit“, meinte er lächelnd. „Keine Dame muss in meinem Wagen ihre Tür allein öffnen.“ Dann zog er auch die hintere Tür auf. „Das gilt auch für die jüngsten Damen.“ Er grinste Jenny an, die auf ihrem Kindersitz saß und ihn besorgt beäugte. „Keine Sorge, Nüsschen. Ich werde dich nicht anfassen. Rachel wird dich auf den Arm nehmen, ich hole nur deine Sachen aus dem Kofferraum.“
Es erregte ziemliches Aufsehen, als sie zu dritt das Gebäude betraten. Rachel schob den pinkfarbenen Buggy vor sich her, während Nick mit zusammenklappbarem Laufstall, Windeltüte und einer riesigen Babytasche, in der Jennys Spielzeug und ihr Essen verstaut waren, hinter den beiden her in Richtung Aufzug marschierte.
Neugierige Blicke und erstauntes Getuschel folgten ihnen, bis sich die Aufzugtüren endlich hinter ihnen schlossen.
In der Buchhaltungsabteilung folgte Nick Rachel zu ihrem Büro und stellte mit einem Seufzer Tüten und Taschen ab. Den Laufstall baute er gegenüber von Rachels Schreibtisch auf. Dann sah er auf seine Armbanduhr.
„In zehn Minuten habe ich eine Sitzung mit Rex und dem Vorstandskomitee. Die Sitzung wird den ganzen Vormittag dauern. Aber um zwölf bin ich auf jeden Fall hier, um Jenny zum Lunch zu füttern.“
Er klang angespannt und brüsk. Kein Wunder, dachte Rachel mit einem leisen Lächeln, es ist schließlich sein erster Tag als Vizepräsident, und er will einen guten Eindruck machen.
„Viel Glück im neuen Job“, wünschte sie ihm lächelnd.
Er lächelte warm zurück, und die seltsame Befangenheit zwischen ihnen schwand. „Danke.“ Dann
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