Julia Collection Band 51
schon befürchtete, die Wehen hätten eingesetzt. Aber nein, es war ein Jubelschrei gewesen. Olivia warf die Arme um Patricia und drückte sie so fest an sich, wie ihr ausladender Bauch es ihr erlaubte.
„Das ist ja wunderbar!“
Jetzt gratulierten ihr auch die anderen überschwänglich und wünschten ihr alles Glück der Welt.
„Wer ist denn der Glückliche?“, wollte Sophia wissen.
„Ja, stimmt. Wer ist eigentlich der Glückliche?“ Olivia gab Patricia frei und schaute sie nachdenklich an. „Du hast dich doch nie mit jemandem verabredet, weil du ständig Sam anhimmelst. Und der ist ein Playboy, das ist bekannt. Außerdem ist er verlobt und … Moment mal, hat er sich nicht erst kürzlich von dieser Melissa getrennt?“
Patricia nickte nur stumm, sie wagte nicht, etwas zu sagen.
„Was denn?“, fiel Rachel nun aufgeregt ein. „Hat er sich etwa von Melissa getrennt, weil ihm klar geworden ist, dass er dich liebt und nicht sie?“
Patricia öffnete den Mund, aber sie brachte kein Wort über die Lippen. Ihre Freundinnen wussten von ihrer Schwärmerei für Sam, wussten, wie unglücklich sie gewesen war, als er sich mit Melissa verlobt hatte. Rex II würde sich täuschen lassen und denken, sie und Sam wären schon länger verlobt. Aber diese Frauen hier, ihre Freundinnen, wussten es besser.
Ich werde diese zeitliche Ungereimtheit heute Abend mit Sam besprechen müssen, dachte sie, doch jetzt musste sie erst einmal eine passende Erklärung hier am Tisch abgeben. „Ja, genau so ist es passiert“, sagte sie schließlich.
Jeder starrte sie gebannt an, keiner rührte sich. Alle warteten gespannt darauf, dass Patricia mehr erzählen würde. Sie holte tief Luft.
„Erinnert ihr euch noch, dass ich fest entschlossen war, zu ihm zu gehen und ihn …“
„Nein, davon weiß ich nichts“, unterbrach Sophia. „Was hast du denn mit ihm gemacht?“
„Ihn zu verführen“, fiel Olivia ein. „Das war das Wort, nach dem du suchtest, nicht wahr? Du raffiniertes kleines Ding! Wenn du es auch nicht aussprechen kannst, aber offensichtlich hat es funktioniert!“
„Ja, verführen.“ Patricia hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie man einen Mann verführte. Sie nestelte nervös an dem Kragen ihrer Bluse. „Genau das habe ich getan.“
„Nein! Ehrlich?“ Rachel war begeistert. „Du hast Sam Wainwright verführt? Während der Arbeitszeit? In seinem Büro?“
„Ich meine, wir haben natürlich nicht …“ Patricia wurde immer ungemütlicher zumute.
„Aber ihr habt euch geküsst, nicht wahr? Das muss ja ein Wahnsinnskuss gewesen sein, wenn du jetzt einen Ring am Finger trägst.“ Cindy aus der Entwicklungsabteilung freute sich ehrlich für Patricia. Sie selbst war mit dem Leiter der Abteilung verlobt und steckte mitten in der Planung für die Hochzeit. „Das ist alles so romantisch!“
Weder haben wir uns geküsst noch habe ich ihm je gesagt, was ich für ihn empfinde, dachte Patricia. Trotzdem musste sie sich etwas einfallen lassen. „Ich sagte ihm einfach, dass ich mich schon lange zu ihm hingezogen fühle …“
„Das ist aber harmlos ausgedrückt“, warf Sophia ein und wurde prompt von den anderen zum Schweigen gebracht.
„… und dann gab er zu, dass er genauso für mich fühlte.“ In Patricias Kopf blinkte ein einzelnes Wort wie eine Neonreklame: Lüge, Lüge, Lüge … „Und dann … dann hat er mich geküsst.“
„Und um deine Hand angehalten.“ Sophia seufzte ergriffen. „Ach, das ist himmlisch! Ob das bei Rex III und mir wohl auch so sein wird?“
„Jetzt hör doch endlich mit dem Dritten auf! Wir reden hier von Patricia und Sam“, warf Cindy unwillig ein.
Dabei wäre Patricia nur allzu gern bereit gewesen, das Thema zu wechseln.
„Ehrlich gesagt, ich verstehe das nicht ganz.“ Olivia biss in einen Keks. „Letzte Woche trennt er sich von Melissa, und heute Morgen gehst du in sein Büro, sagst ihm nur, wie du für ihn fühlst, und er …“
„Oh, Olivia, hör schon auf! Du hörst dich ja an wie ein Anwalt beim Kreuzverhör!“
„Aber ich bin Anwältin!“
„Trotzdem. Wir reden hier über die Liebe, nicht über ein Verbrechen oder Betrug“, hielt Rachel ihr vor. „Also Mädels, was sagt ihr? Das müssen wir unbedingt feiern! Lasst uns eine Party für Patricia geben.“
Patricia wurde heiß. An so etwas hatte sie gar nicht gedacht. „Das ist sehr lieb von euch, aber eine Party ist wirklich nicht nötig. Ich will nicht, dass …“
Olivia stopfte sich den letzten Keks
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