Julia Collection Band 55 (German Edition)
eine Geschichte ausdenken, was wir getan haben, nachdem wir eingeschlossen wurden.“
„Aber du hattest doch gestern schon einen Plan gehabt, der sich gut …“
„Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, und mir ist eingefallen, dass im ganzen Kaufhaus Überwachungskameras versteckt sind. Wir sind durch alle Stockwerke gelaufen, also können wir schlecht behaupten, dass du nicht hier gewesen bist.“
Jennifer spürte Panik aufsteigen. Wieso hatte sie nicht selbst daran gedacht?
„Du große Güte!“ Sie setzte sich ruckartig auf und schaute sich um. „Sie haben uns doch hoffentlich nicht beim Sex aufgenommen, oder?“
Er umrahmte ihr Gesicht mit den Händen und blickte ihr tief in die Augen. „Jennifer, glaub mir bitte, dass nichts, was gestern Nacht geschehen ist, aufgezeichnet wurde. Dennoch sollten wir deinen Plan versuchen und mit dem Chef des Sicherheitsdienstes sprechen und ihn zum Stillschweigen verpflichten. Ich werde ihn bitten, alle Bänder von letzter Nacht zu vernichten, dann gibt es keinen Beweis mehr für deine Anwesenheit. In der Zwischenzeit musst du dir etwas zum Anziehen besorgen und dich so lange verborgen halten, bis du zur Arbeit erscheinst.“
„Woher weißt du denn, dass es keine Aufnahmen von uns im Bett gibt?“
„Ich bin der Direktor dieses Kaufhauses, und als solcher weiß ich, wo Kameras aufgestellt sind und wo nicht.“
„Du hast doch sogar vergessen, dass es hier überhaupt Kameras gibt.“
„Ja, das war dumm von mir. Der Champagner hat mich wohl unvorsichtig gemacht. Aber jetzt bin ich wieder klar im Kopf und weiß, wovon ich spreche. Mach dir keine Sorgen. Okay?“
„Okay.“ Dennoch fühlte sie sich unbehaglich.
Sie besorgte sich ein dunkelblaues Kostüm aus der Abteilung für Damenbekleidung und machte sich auf den Weg in das oberste Stockwerk. Im Waschraum für die leitenden Angestellten gab es eine Dusche, und Jennifer fühlte, dass sie sie nötig hatte. Nachdem sie sich abgetrocknet und das Haar geföhnt hatte, zog sie sich um und packte das Nachthemd und den Morgenmantel in eine Einkaufstüte von Derring’s, die sie bei ihren anderen Sachen im Umkleideraum versteckte. Danach machte sie sich auf den Weg in die Brasserie und wartete.
Kurz vor Öffnung des Geschäftes mischte sie sich unter die anderen Angestellten und begab sich zu Mr James und Christine, die sie wie immer fröhlich begrüßten, bevor sie sich an die Arbeit machten.
Jennifer ertappte sich selbst dabei, wie sie glücklich lächelte. Nun hatte auch sie ein aufregendes Geheimnis.
Mr James und Christine waren mittlerweile so eingespielt, dass sie sich schon bald wieder von dem Schminkstuhl erheben konnte. Da noch genug Zeit war, machte sie sich auf die Suche nach Charles, um mit ihm noch ein privates Gespräch zu führen. Sein Assistent verwies sie zu den Büros der Führungskräfte im obersten Stock. Diesmal benutzte sie den Aufzug, und als sie an seinem Büro angekommen war, konnte sie sehen, dass er sich mit Herb Anderson, dem Chef des Sicherheitsdienstes, unterhielt.
Da sie die Besprechung nicht stören wollte, wartete sie vor dem Büro. Herb lachte und dieses Lachen beunruhigte sie, denn es war ein dreckiges, typisch männliches Lachen, wie nach einem Herrenwitz. Der Chef des Sicherheitsdienstes amüsierte sich offenbar über das nächtliche Vergnügen des Direktors. Er übergab Charles eine Videokassette und sagte: „Hier ist sie. Sie können es sich ja selbst noch einmal ansehen.“
„Danke“, antwortete Charles. „Aber das bleibt unter uns!“
„Selbstverständlich, Mr Derring. Sie können sich auf mich verlassen. Ich kann es doch nicht zulassen, dass Sie oder Ihr Vater Schwierigkeiten bekommen. Dafür schätze ich Sie viel zu sehr. Nur gut, dass ich heute als Erster gekommen bin.“
„Sehr gut! Danke, Herb. Das gibt eine kleine Extravergütung zu Weihnachten.“
„Zu gütig von Ihnen.“
„Das ist nur recht und billig. Aber wir müssen unser Gespräch nun beenden, da ich noch einen Anruf zu erledigen habe.“
Herb verabschiedete und verließ das Büro, ohne von Jennifer Notiz zu nehmen. Gerade als sie den Raum betreten wollte, nahm Charles den Hörer ab und wählte eine Nummer. Wieder ganz in ihrer Rolle als Angestellte, traute sie sich nicht, ihn zu unterbrechen. Es war fast so, als ob sie schon vergessen hätte, dass sie die letzte Nacht mit ihm verbracht hatte.
„Charles Derring hier. Hören Sie, ich möchte mit Ihnen in meiner ersten Pause etwas besprechen.
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