Julia Collection Band 55 (German Edition)
Ich habe da eine neue Idee, und ich möchte, dass ihr Leute von der Werbeabteilung euch etwas dazu überlegt. Wenn wir das richtig anstellen, bringt uns das wieder in die Schlagzeilen. Verstanden? Gut! Wir sehen uns.“
Jennifer fragte sich, ob diese neue Idee am Ende etwas mit dem Videoband zu tun hatte. Aber was würde Derring’s in die Schlagzeilen bringen? Ein Skandal! Schließlich gab es genügend Fernsehshows, die auf Klatschgeschichten spezialisiert waren. Einige von ihnen zeigten auch Videofilme von Amateuren …
Ihr wurde plötzlich schlecht. Anstatt zu Charles zu gehen, wie sie es vorgehabt hatte, schlich sie sich heimlich davon. Sie fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock und eilte in die Bettenabteilung. Aufmerksam schaute sie sich um, bis sie einen Angestellten auf einer Leiter entdeckte. Das Blut wich ihr aus dem Gesicht, als sie dort oben die kleine Überwachungskamera entdeckte. Und Charles hatte ihr versichert, es gäbe keine Aufnahme von ihnen! Jennifer hätte wetten können, dass die Kassette, die Charles gerade von Herb erhalten hatte, von eben dieser Kamera stammte.
Und diese Kassette würde Charles den Medien übergeben, nur um kostenlose Werbung zu bekommen! Am Ende würde er sie gar meistbietend verkaufen! War er denn wahnsinnig geworden? Sie entsann sich, wie begeistert er von der Reaktion der Öffentlichkeit auf ihren Kuss im Schaufenster gewesen war. Dachte er wirklich, dass dies die angemessene Werbung für Derring’s wäre? Hatte er sie nur geliebt, um ein Video davon drehen zu können?
Mit weichen Knien setzte sie sich aufs Bett und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie musste an ihr leidenschaftliches Liebesspiel denken und daran, dass die Kamera jedes Detail aufgezeichnet hatte.
Einer plötzlichen Eingebung folgend sprang sie auf und eilte zum Schaufenster. Sie musste Charles aufhalten, bevor er seine miese Werbeidee in die Tat umsetzen konnte. Und anschließend würde sie ihn eigenhändig umbringen, weil er sie für seinen krankhaften Ehrgeiz missbraucht hatte!
Als sie die Küchendekoration betrat, war von Charles nichts zu sehen. Nur die Menschenmenge vor dem Fenster, die ihr zuwinkte. Sie zwang sich, zurückzuwinken, und begann, alle Lebensmittel, die für Omeletts nötig waren, aus dem Kühlschrank zu holen. In ihrem Inneren aber brodelte es. Wie konnte Charles ihr so etwas nur antun? Wie hatte sie ihm nur vertrauen können?
Sie schlug gerade die Eier auf, als Charles im Fenster erschien.
„Schön, dass wenigstens einer von uns pünktlich ist. Ich bin von ein paar Telefonaten aufgehalten worden.“ Er klang munter und unbeschwert.
Ein rohes Ei in der Hand, drehte sie sich zu ihm um. „Du Schwein!“
„Bitte?“
„Wie konntest du nur?“ Um ihm zu zeigen, dass es ihr Ernst war, warf sie das Ei nach ihm.
Er fing es behände auf – wie durch ein Wunder blieb es heil – und legte es in den Karton zurück. Doch der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Was ist denn passiert?“
„Du hast mir gesagt, wir wären nicht gefilmt worden!“
„Das sind wir auch nicht.“
„Ich habe es mir noch einmal angeschaut. Da war doch eine Kamera an der Decke! Ich habe sie entdeckt, weil sie gerade gereinigt wurde!“
Allmählich begriff Charles. „Ich habe gestern Nacht einen Cracker mit Gänseleberpastete auf die Linse geklebt. Darum musste sie auch gereinigt werden.“
„Du hast einen Cracker auf die Linse geklebt?“, wiederholte Jennifer ungläubig.
„Ja, als du gerade nicht hingeschaut hast.“
„Aber was ist dann auf dem Videoband, dass du von Herb bekommen hast?“
„Woher weißt du das?“
„Ich wollte dich heute Morgen sprechen und habe dein Gespräch mit Herb mitbekommen. Genauso wie dein Telefonat mit der Werbeabteilung.“
Charles schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das muss ich dir erklären …“
„Hast du mich deshalb vor der Kamera verführt, um das Band verkaufen zu können? Oh ja, du hast einiges zu erklären. Geht dir Werbung wirklich über alles? Wie konntest du mir das nur antun? Mir vorzumachen, dass du mich anziehend fändest. Und ich war dumm genug, dir zu trauen.“ Sie warf ein weiteres Ei nach ihm, aber er fing es erneut auf, ohne es zu zerbrechen.
„Jennifer, höre mir nur eine Minute zu! Und leg bitte die Tomate hin.“ Er schob vorsichtshalber alle Lebensmittel außerhalb ihrer Reichweite. „Herb erzählte mir, dass mein Vater gestern Abend die Überwachungskameras ausgeschaltet hat, nachdem er die gesamte
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