Julia Collection Band 55 (German Edition)
stimmt. Der Zauber ist verflogen. Du hast die Linse mit einem Cracker zugeklebt, weil du dachtest, die Kamera würde laufen. Was ist, wenn der Cracker heruntergefallen wäre, während wir uns liebten? Und alles nur, weil wir seit fast einer Woche quasi in der Öffentlichkeit leben. Wahrscheinlich fanden wir uns nur deshalb so anziehend, weil das Publikum genau das von uns erwartet hat. Ich bin verdammt froh, dass dieses Theater bald vorüber ist.“ Sie wandte sich ab, damit er ihre Tränen nicht sah.
Der Grund für ihre Tränen lag tief in ihrem Herzen verborgen. Sie liebte Charles tatsächlich, aber das würde sie niemandem gegenüber zugeben. Selbst wenn Jasper Derring sie verkuppeln wollte, so war sie sich doch im Klaren darüber, dass ihre Beziehung zu Charles niemals mehr als eine kurze Affäre sein konnte. Die letzte Nacht hatte ihn anscheinend nicht besonders beeindruckt, wenn er jetzt schon wieder über der nächsten Werbekampagne brütete. Wahrscheinlich war es nur eine kleine, amüsante Abwechslung für ihn gewesen.
Den gesamten Tag über verhielt sie sich Charles gegenüber äußerst kühl. Es war besser, überlegte sie, wenn ich ihn mir rechtzeitig aus dem Herzen reiße.
Später, als sie sich für die Nachtszene umzog, reichte ihr jemand eine Zeitung. Das Bild auf der Titelseite zeigte sie, wie sie ein Ei nach Charles warf. Darüber stand zu lesen: Krach im Liebesnest . Nur mit ihrem schwarzen Seidennachthemd bekleidet, eilte sie auf den Korridor. Charles wartete vor der Bühnentür auf Jennifer, und sie reichte ihm die Zeitung.
„Liebesnest“, las er laut vor. „Woher wissen die das?“
„Du hast doch nicht den Reportern …“
„Aber nein“, versicherte er ihr. „Warum hätte ich das tun sollen? Ich schätze, sie wissen gar nichts. ‚Liebesnest‘ klingt immer gut als Aufmacher.“ Er zog eine Videokassette aus der Tasche seines Morgenmantels. „Hier habe ich etwas für dich. Schau es dir in Ruhe zu Hause an.“
„Schon gut, ich glaube dir ja.“ Die ganze Angelegenheit ermüdete sie allmählich.
„Ich möchte, dass du es dir anschaust“, beharrte er. „Ich möchte auch den letzten Zweifel zerstreuen.“
Widerwillig nahm sie das Band an sich. An diesem Abend las sie keine Romanze, sondern ein Sachbuch über die Probleme zwischen Männern und Frauen. Charles hatte sein gewohntes Training aufgenommen. Er gab sich Mühe, sie nicht direkt anzusehen, und dieses Verhalten verletzte sie. Aber es war besser, wenn sie sich daran gewöhnte, denn morgen brach ihr letzter gemeinsamer Tag im Schaufenster an.
Zu Hause angekommen, schob sie die Kassette in ihren Videorekorder. Doch kein weißes Rauschen erschien auf ihrem Bildschirm, sondern Charles’ Gesicht.
8. KAPITEL
„Hi, Jennifer“, begrüßte Charles sie vom Bildschirm aus. Er trug die gleiche Kleidung, die er auch im Schaufenster getragen hatte. „Ich habe dir zwar versprochen, dass das Band unbespielt ist, was es auch war. Aber Herb hat mir die Möglichkeit eröffnet, dir diese kleine Nachricht aufzunehmen. Ich habe nicht viel Zeit, denn ich muss gleich den Smoking anziehen.“
Jennifer saß mit offenem Mund auf dem Boden vor ihrem Fernseher, während sie Charles zuhörte.
„Nach deinen Eierattacken hast du dich mir gegenüber sehr zurückgehalten. Da ich nicht weiß, wie ich sonst mit dir reden soll, versuche ich es auf diese Weise. Zu gestern Nacht: Ich möchte klarstellen, dass die letzte Nacht für mich wunderschön und wichtig war und keinesfalls ein Reinfall. Und auch keineswegs schmutzig. Ich hatte es nicht geplant. Schon gar nicht als Werbegag. Es tut mir leid, dass ich dir nichts von der Kamera gesagt habe, aber ich begehrte dich so sehr. Nun gut, wahrscheinlich gibt es dafür keine Entschuldigung. Aber ich wollte dich niemals verletzen, denn das ist das Letzte, was ich möchte. Dafür respektiere ich dich viel zu sehr. Vielleicht ist das bei all meinen Späßen ein wenig untergegangen, aber für mich bist du immer etwas ganz Besonderes gewesen.“
Er holte tief Luft, als ob er Mut sammeln müsste, doch dann blickte er auf seine Uhr. „Ich muss jetzt wieder ins Schaufenster. Ich hoffe, dass du mir vergeben kannst, solltest du noch wütend auf mich sein. Ich weiß zwar nicht, wieso du dich so abweisend verhältst, aber ich hoffe, dass wir Freunde bleiben können. Wenn es dir recht ist, können wir morgen darüber weiterreden.“
Sein Gesicht verschwand, und dann wurde der Bildschirm schwarz. Jennifer schaute sich
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