Julia Collection Band 55 (German Edition)
dass er ohne eine Heirat nicht länger reich ist. Es ist einfach, etwas abzulehnen, wenn man dennoch jederzeit darüber verfügen kann. Wenn es nicht mehr da ist, sieht es schon ganz anders aus.“
Bea schüttelte bedächtig den Kopf. „Du hast Jake nie verstanden.“
Jake Derring war in seiner kleinen Wohnung nahe des Campus der Universität von Wisconsin. Er stellte gerade die Examensfragen für seine Studenten zusammen, als das Telefon klingelte.
„Dad! Wie sieht es bei euch in Chicago aus? Hat euch der Schneesturm schwer zugesetzt?“
„Ach, das bisschen macht mir nichts aus. Heute ist der Himmel wieder klar.“
„Aber es ist bestimmt kalt“, mahnte Jake. „Du musst dich immer warm einpacken, wenn du aus dem Haus gehst. Bei dem kalten Wind kannst du dir schnell eine Erkältung holen.“
„Bist du jetzt mein Vater?“, fuhr ihn Jasper an, und Jake musste lachen. Seit seinem Herzinfarkt behandelte die ganze Familie Jasper mit erhöhter Vorsicht.
„Ich weiß ja, dass Mom sich gut um dich kümmert.“
„Als ob ich das nicht selbst könnte.“
„Wir sorgen uns doch nur um deine Gesundheit, Dad. Das heißt nicht, dass wir dich für invalide halten.“
„Wenn du dich so wohl in der Vaterrolle fühlst, wieso heiratest du dann nicht und zeugst eigene Kinder?“
Jake seufzte innerlich. „Vielleicht werde ich das eines Tages auch tun.“
„Na hoffentlich, darum rufe ich nämlich an. Ich muss euch Kinder über eine Änderung in meinem Testament informieren.“
„Eine Änderung?“
„Ja, ich werde sie dir vorlesen.“
Während sein Vater den Text vorlas, lehnte Jake sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und atmete tief durch.
„Hast du alles verstanden?“, fragte Jasper schließlich.
„Ich denke schon. Wenn ich Single bleibe, erbe ich nichts.“ Jake drehte an dem Globus auf seinem Schreibtisch.
„Genau.“ Jasper wartete auf eine Reaktion seines Sohnes, aber der blieb stumm. Schließlich hielt es Jasper nicht länger aus. „Hast du nichts dazu zu sagen?“
„Nein.“
„Was bedeutet das?“
„Das bedeutet, dass mich dein verdammtes Geld nicht interessiert. Also kannst du mich damit auch nicht zu einer Heirat zwingen.“
„Wenn du das so siehst …“
„Wie haben meine Brüder reagiert?“
„Bislang habe ich nur Charles erreicht.“
„Das war ja wohl der einfachste Anruf, da er deine Bedingungen längst erfüllt hat. Was hat er dazu gesagt?“
„Er findet, dass ich zu weit gegangen sei.“
„Ich schätze, dass die anderen dir das Gleiche sagen werden.“
„Aber jetzt rede ich mit dir, Jake.“
„Dad, es ist völlig egal, ob diese Klausel im Testament steht. Ich hatte ohnehin vor, neunzig Prozent meines Erbes der Umweltforschung zukommen zu lassen. Wenn du mich bestrafen willst, verhinderst du damit letztendlich nur diverse Forschungsvorhaben. Ich hoffe, du kannst damit leben.“
Jasper ließ nicht locker. „Sieh es doch einmal so. Wenn du eine Frau findest, dann wirst du genug Geld für die Forschung haben. Und selbst mit den restlichen zehn Prozent hättest du noch mehr als eine Million für deine Kinder. Kannst du damit leben?“
Jake blickte schicksalsergeben zur Decke. Sein Vater war ein wahrer Meister darin, die Dinge zu seinen Gunsten umzudeuten. „Warum ist es nur so wichtig für dich, dass wir alle heiraten?“
„Die Ehe wirkt festigend. Ich möchte einfach, dass meine Kinder reifer werden, um mit ihrem Erbe verantwortlich umzugehen.“
„Ich denke, du willst einfach mehr Enkelkinder.“
„Meine alte Pumpe ist nicht mehr das, was sie früher einmal war. Deshalb wäre es eine Beruhigung für mich zu wissen, dass meine Kinder in gesicherten Verhältnissen leben. Es bereitet mir Sorgen, wenn ich sehe, dass ihr alle, mit Ausnahme von Charles, so ziel- und bindungslos vor euch her lebt.“
Diese Beschreibung machte Jake dermaßen wütend, dass er auf den gesundheitlichen Zustand seines Vaters keine Rücksicht mehr nahm. „Während du dir Sorgen um die Zukunft deines Geldes machst, sorge ich mich um den Zustand der Erdatmosphäre. Mein Ziel ist, alles mir Mögliche zu tun, um das Ozonloch und den Treibhauseffekt zu bekämpfen. So, wie es um diesen Planeten bestellt ist, muss man sich um einiges mehr sorgen, als darum, wer verheiratet ist oder was mit dem Derring-Vermögen geschieht.“
„Musst du immer so große Worte machen?“
„Ich versuche nur, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Die Erforschung der Erde ist ein
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