Julia Collection Band 55 (German Edition)
finde, er sollte wenigstens einmal darüber nachdenken, ob er nicht doch eine Familie gründen möchte. Er wird immerhin in wenigen Monaten dreißig.“
„So alt schon“, kommentierte Bea trocken.
„Und er ist unser jüngster Sohn! Es scheint überhaupt keine Frauen in seinem Leben zu geben. Aber das wundert mich nicht. Er ist viel zu beschäftigt damit, durch die Welt zu reisen oder an der Universität zu unterrichten. Wenigstens haben unsere anderen Kinder Interesse am anderen Geschlecht. Und Charles ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat endlich geheiratet.“
„Weil du die Sache geschickt eingefädelt hast“, erinnerte Beatrice ihn.
„Ich habe nur ein wenig Hilfestellung geleistet, und es hat geklappt.“ Es hatte Jasper großen Spaß gemacht, sich als Kuppler zu betätigen. „Und Jenny und Charles haben uns unser erstes Enkelkind geschenkt.“
Bea lächelte. „Ich bin von der kleinen Leslie Ann genauso begeistert wie du. Aber ich weiß, dass das auch der eigentliche Grund für die Änderung in deinem Testament ist. Du möchtest vor deinem Tod einfach noch mehr Enkelkinder haben.“
„Und wenn? Das ist doch wohl normal!“
„Völlig normal. Aber die meisten Eltern drohen ihren Kindern nicht gleich mit Enterbung, falls sie ihnen keine Enkel schenken.“
Jasper zuckte nur mit den Schultern. „Ich gebe ja zu, dass meine Methoden ein wenig ungewöhnlich sein mögen. Ich war halt schon immer jemand, der nicht darauf gewartet hat, dass etwas geschieht. Ich tue etwas dafür. Ich bin auch deshalb Multimillionär geworden, weil ich Menschen Anreize gegeben habe, selbstständig zu arbeiten.“
„Du kannst doch deine Einmischung in das Leben unserer Kinder nicht mit deinem Geschäft vergleichen.“
„Ich mische mich nicht ein“, protestierte Jasper und stand hastig auf. „Ich stecke nur den Rahmen ab.“
„Pscht“, sagte Bea. „Setz dich wieder hin. Du musst dich nicht aufregen. Entspann dich doch mit etwas Stickerei.“
Jasper setzte sich wieder und griff nach der Tasche mit seinen Handarbeitsutensilien. Er arbeitete gerade an einem Kissenbezug mit Hochzeitsmotiv. Es bestand aus einem Herz aus Blumen, in das man die Namen und das Datum einsticken konnte. Obgleich es noch kein Datum gab, hatte er schon mit den Namen angefangen.
Er hatte mit der Kunststickerei begonnen, als er sich von einem Herzinfarkt erholte. Im Moment aber schien er sich dabei nicht entspannen zu können, und so steckte er den Kissenbezug kurz entschlossen wieder in die Tasche zurück. Außerdem musste Bea nicht wissen, welche Namen er gerade stickte.
Bea beobachtete ihn aufmerksam. „Ich will mich nicht mit dir streiten, ich habe lediglich eine andere Meinung. Es ist dein Geld, und du kannst damit tun und lassen, was du willst.“
„Du bist meine Frau. Es ist genauso gut dein Geld.“
„Als ich dich geheiratet habe, warst du arm. Ich habe dich geheiratet, nicht dein Bankkonto. Natürlich genieße ich unser schönes Haus, die teuren Kleider und dass wir in der Lage waren, unseren Kindern eine erstklassige Ausbildung zu ermöglichen. Aber unseren Reichtum hast du geschaffen, und ich habe dir das Geschäftliche gern überlassen. Ich vertraue dir in dem, was du tust, denn auf lange Sicht wirst du schon das Richtige machen.“ Sie schaute ihn an, als ob sie noch etwas hinzufügen wollte, aber sie sagte nichts mehr.
„Auf lange Sicht …“, bemerkte Jasper trocken. „Du meinst also, dass ich eines Tages ‚vernünftig‘ werde, wie du es nennst, und diese Klausel wieder streichen lasse.“
Bea nickte. „Vielleicht irre ich mich ja, aber in den letzten vierzig Jahren hat sich bei dir immer der gesunde Menschenverstand durchgesetzt. Es hat zwar manchmal Jahre gedauert, aber letztlich bist du noch immer zur Vernunft gekommen.“
Jasper begann, sich etwas unwohl zu fühlen. Bea hatte in aller Regel recht, aber das mochte er im Moment einfach nicht zugeben. Immerhin hoffte er, mit seiner Maßnahme doch Erfolg zu haben. „Wir werden sehen“, wiegelte er ab. „Aber es wird interessant sein, die Reaktionen unserer Söhne zu erleben.“
„Bestimmt sogar!“
„Wie, glaubst du, werden sie reagieren?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, außer bei Jake. Er wird dir schon erzählen, was du mit deiner neuen Klausel machen sollst. Du weißt doch, wie wenig er sich um unser Geld schert. Es ist ihm ja sogar peinlich, aus einer reichen Familie zu kommen.“
„Vielleicht ändert er ja seine Meinung, wenn er erfährt,
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