Julia Collection Band 55 (German Edition)
wissenschaftliches Projekt von höchstem Rang.“
„Denkst du denn nie an dich selbst?“
„Ich bin glücklich mit dem, was ich mache.“
„Fühlst du dich denn niemals einsam?“
„Ich habe gar keine Zeit, mich einsam zu fühlen.“ Die Fragen seines Vaters gingen Jake auf die Nerven. „Am Ende dieses Semesters werde ich in die Antarktis fahren. Ich gehöre einem Team von Wissenschaftlern an, das dort die Zusammensetzung der Luftschichten untersuchen wird, um mehr über das Ozonloch zu erfahren.“
„Toll“, bemerkte sein Vater spöttisch. „Gibt es unter den Wissenschaftlern auch Frauen?“
„Das weiß ich nicht, aber ich denke eher nicht.“
„Magst du keine Frauen?“
„Natürlich mag ich Frauen. Aber ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern, besonders wenn ich noch jung genug bin, um mit den Strapazen fertig zu werden. Heiraten und Kinder zeugen kann ich auch noch, wenn ich fünfzig bin.“
„Fünfzig?“, wiederholte Jasper entsetzt. „Dann werde ich nicht mehr an deiner Hochzeit teilnehmen können.“ Er klang traurig.
Jake spürte, wie es ihm eng um die Brust wurde. „Tut mir leid, Dad, aber ich kann mein Leben nicht nach deinen Wünschen ausrichten. Ich muss tun, was ich tun muss.“
„Aha, die Rettung unseres Planeten ist dir also wichtiger, als deinem alten Herren eine kleine Freude vor seinem Tod zu bereiten?“
Jake stützte seine Stirn in eine Hand. „Musst du das immer so verzerrt darstellen?“
„Meine anderen Tricks haben ja nicht funktioniert“, gab Jasper unumwunden zu. „Da bleibt mir nichts anderes übrig, als Schuldgefühle zu erzeugen. Kannst du denn nicht heiraten und deine Ziele trotzdem verfolgen?“
„Eine Frau wäre mir nur im Weg, Dad. Frauen erwarten Aufmerksamkeit. Nebenbei bemerkt ist es für mich viel zu zeitraubend, nach einer Ehefrau Ausschau zu halten. Ich müsste mich schon ein paar Mal mit ihr treffen, um sicher sein zu können, dass sie sich für mich als Mensch interessiert und nicht, weil ich der Sohn eines Millionärs bin. Und selbst wenn ich eine Frau finden sollte, bei der ich mir sicher wäre, würde es Monate, wenn nicht Jahre dauern, herauszufinden, ob wir wirklich zusammenpassen. Das ist mir alles viel zu umständlich. Ich habe mich entschieden, meine ganze Energie meinen Studenten und der Wissenschaft zu widmen. Da bleibt mir gar keine Zeit, mich auch noch nach einer eventuellen Partnerin umzusehen.“
Jake fuhr sich mit den Fingern durch sein schwarzes Haar. Es strengte ihn sehr an, seinen Vater von der Wichtigkeit seines Tuns zu überzeugen. „Lass es mich einmal so ausdrücken. Wenn du unbedingt willst, dass ich heirate, dann wirst du mir eine Frau besorgen müssen. Ich habe dafür keine Zeit.“
Eine Weile herrschte völliges Schweigen, und Jake glaubte fast zu hören, wie das Gehirn seines Vaters arbeitete. Ihn beschlich die düstere Vorahnung, dass er die letzte Bemerkung besser unterlassen hätte. Charles hatte ihm auf seiner Hochzeit erzählt, wie sehr ihr Vater sich angestrengt hatte, ihn mit Jenny zu verkuppeln. Er hatte die beiden sogar über Nacht im Kaufhaus der Familie eingeschlossen, damit sie sich näherkamen. Es hatte funktioniert. Jake beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er sich in Wisconsin außerhalb des Einflussbereichs seines Vaters befand.
„Das klingt nach einer interessanten Herausforderung“, meinte Jasper schließlich. Er klang plötzlich wieder gut gelaunt.
„Das war ein Scherz. Ich wollte dir nur meine Situation verdeutlichen.“
„Nichts ist unmöglich, wenn man sich nur genug anstrengt. Kümmere du dich nur um das Ozonloch, ich schaue mich nach einer Ehefrau für dich um. Das klingt doch nach einem guten Kompromiss.“
„Dad, ich habe nur einen Witz gemacht!“
Jasper kicherte. „Ich weiß, mein Sohn. Denk einfach nicht mehr daran. Wann fährst du in die Antarktis?“
„Nächste Woche.“
„Und für wie lange?“
„Zwei Wochen.“
„Schön. Dann achte darauf, dass du dich nicht erkältest. Und pass auf die Eisbären auf.“
„Eisbären leben am Nordpol, nicht in der Antarktis, Dad.“
„Oh. Und welche Tiere leben da, wo du hinfährst?“
„Pinguine.“
„Herrlich, ich mag Pinguine. Sie sehen immer so aus, als ob sie sich für eine Hochzeit fein gemacht hätten! Schöne Fahrt und ruf mich an, wenn du wieder zurück bist.“
„Das mache ich, aber …“ Bevor Jake seinem Vater erneut versichern konnte, nur Spaß gemacht zu haben, als er gesagt hatte, er solle ihm eine
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