Julia Collection Band 57
schwer atmend nebeneinanderlagen.
„Wir finden einen Weg“, sagte er beschwörend, „wir finden einen Weg, ganz bestimmt.“
Sie legte den Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Sie sagte nichts, sondern starrte in die Flammen.
„Es ist nicht richtig.“ Maria stand vor dem großen Ankleidespiegel in Jerichos Schlafzimmer. Sie trug das Abendkleid von Leah Rivers. „Ich sollte nicht zu dem Konzert gehen. Und wir hätten die Party hinterher in Lady’s Hall nicht planen sollen. Wo auch immer ich in der Öffentlichkeit auftauche, ist es für meine Umgebung gefährlich.“
„Unsinn.“ Jericho hatte seine schwarze Krawatte gebunden und öffnete jetzt eine Wäscheschublade. Er nahm eine schmale Samtschachtel heraus und wandte sich zu Maria um. „Jeder in der Stadt weiß, dass du nach den Feiertagen abreist. Der Täter weiß, dass er in Sicherheit ist. Dass er gewonnen hat.“
„Wieder einmal“, sagte Maria verbittert. Jericho stand hinter ihr, und ihre Blicke begegneten sich im Spiegel. „Wenn nur ich in Gefahr wäre, würde ich nicht gehen.“
„Ich weiß.“ Er nahm eine schwarze Strähne, die sich aus ihrem eleganten Nackenknoten gelöst hatte, und steckte sie fest.
„Ich kann das Risiko nicht eingehen.“
Zärtlich legte er ihr die Hand an die Wange. „Ich weiß, Maria Elena, ich weiß. Du bist eine mitfühlende und großherzige Frau. In zwei Tagen ist Weihnachten, eine Zeit voller Güte und unerwarteter Wunder. Warum sollten nicht auch wir auf ein Wunder hoffen?“
„Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, um das Wunder geschehen zu lassen, Jericho. Aber wir sind von einer Sackgasse in die nächste gestolpert.“ Sie hob langsam die Schultern und fügte flüsternd hinzu: „Vielleicht gibt es keine Wunder für Menschen, die nicht vergeben können?“
„Vielleicht. Aber jeder kann sich doch etwas wünschen.“
„Wann wollen wir uns denn etwas wünschen, Jericho?“ Sie holte seufzend Luft, und das Kleid schimmerte bei ihrer Bewegung. „Wenn wir den ersten Stern sehen?“
„Vielleicht auch schon früher.“ Er öffnete die schmale Schachtel und holte eine Kette heraus, die aus goldenen und silbernen Gliedern bestand. Der Anhänger war ein leuchtender Türkis in Herzform. Jericho legte ihr die Kette um und sah sie bewundernd an. Das Herz lag genau oberhalb der feinen Mulde zwischen ihren Brüsten. „Ein gefangenes Herz“, sagte er leise, „so wie mein Herz für immer gefangen wurde von einem jungen Mädchen.“
Marias graue Augen leuchteten, als sie sich zu ihm umdrehte und sich an ihn schmiegte. „Oh, Jericho.“
Jerichos Großmutter war genau so, wie Maria sie sich vorgestellt hatte. Direkt, selbstbewusst, ironisch, ein bisschen arrogant und komisch. Sie war der Inbegriff der Respektlosigkeit, und das in einem eleganten Kleid. Sie hatte dichtes weißes Haar, aber die Farbe ihrer Augen und ihre Gesichtszüge erinnerten Maria sehr an Jericho. Und sie war sehr groß, auch das hatte er von ihr geerbt.
„Ein Pferd“, murmelte sie vor sich hin, als Maria und Leah sich neben sie gesetzt hatten. „So nannte man damals Frauen wie mich. Aber …“, sie zwinkerte mit den Augen und lächelte verschmitzt, als sie zu ihrem Enkel blickte, „… ihm steht das gut, was?“
„Allerdings.“
„Sprich lauter, Mädchen“, forderte sie, „ich kann dich bei dem Krach unter uns nicht verstehen.“
Der „Krach“ wurde von den anderen Konzertbesuchern verursacht, die sich im Parkett ihre Plätze suchten. Außerdem stimmte das Orchester seine Instrumente. Dennoch war Letitias Stimme laut und deutlich zu hören.
„Ja“, sagte Maria mit erhobener Stimme, „es steht ihm gut. Und Ihnen auch, Mrs Rivers.“
„Ich heiße Letitia, Mrs Rivers ist zu umständlich.“ Sie hob ihr Lorgnon und betrachtete ungeniert die Menschenmenge unter sich. „Sagen Sie mir, Maria Elena, was passierte eigentlich mit diesem attraktiven Taugenichts, Ihrem Vater?“
„Er zog mit meiner Mutter nach Florida.“
„Ist er im Ruhestand?“ Sie betrachtete einen dicklichen Mann, der zur Loge der Rivers hinaufblickte, Maria sah und sich schnell wieder abwandte. „Aber sicher doch nicht, was das Trinken betrifft, oder?“
„Nein“, sagte Maria seufzend. Jericho legte ihr tröstend die Hand auf den Arm, und Leah zuckte nur mit den Schultern und warf ihrer Mutter einen missbilligenden Blick zu.
Die ließ sich davon nicht beeindrucken. „Das habe ich mir gedacht. Und für den Ruhestand
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