Julia Collection Band 61 (German Edition)
Schock hinweg ist. Ich glaube nicht, dass Frauen solche Überraschungen besonders gern haben.“
„Das lass nur meine Sorge sein.“ Tyson klopfte seinem Freund und Anwalt lachend auf die Schulter.
11. KAPITEL
Versprechen sollte man immer halten. Das galt besonders für Versprechen, die man sich selbst gegeben hatte.
Merri war überhaupt nicht zufrieden mit sich, denn es waren schon zwei Tage vergangen, und sie hatte Tyson noch immer nichts von ihrer wahren Identität erzählt. Sie wusste einfach nicht, wann und wie sie ihm sagen sollte, dass sie ihm die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte.
Jedes Mal, wenn sie gerade all ihren Mut zusammengenommen hatte, küsste oder umarmte er sie, sodass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Es war schlimm. Immer wenn sie allein waren und die Gelegenheit eigentlich da war, überfiel sie panische Angst, und sie konnte die entscheidenden Worte nicht aussprechen. Ständig fragte sie sich dann, ob sie ihn nach ihrem Geständnis jemals wiedersehen würde.
Merri seufzte und zog das erste Kleid an. In zwei Stunden sollte die Modenschau beginnen. Sie schlüpfte in die Pumps, die zu ihrem ersten Auftritt gehörten. Die kleine Rachel und sie würden in leuchtend roten Partykleidern über den Laufsteg schreiten. Die anderen sieben Modelle hingen im Ankleidezimmer des Gartenclubs für sie bereit.
Die Mädchen von der Nuevos-Dias-Ranch waren schon sehr aufgeregt. Merri konnte das sehr gut verstehen, denn sie durften sich zum ersten Mal in wirklich hübschen Kleidern der Öffentlichkeit zeigen. Sie dagegen sah diesem Ereignis mit gemischten Gefühlen entgegen.
Sie blickte in den großen Spiegel und runzelte die Stirn. Ihr gefiel nicht, was sie da sah. Das Kleid saß hinreißend, aber aus dem Spiegel blickte sie die alte Merrill Davis-Ross an. Und mit ihrem Leben als Model wollte sie nichts mehr zu tun haben.
„Störe ich, Darling?“ Beim Klang von Tysons Stimme zuckte Merri überrascht zusammen.
„Nein, komm nur herein.“
Er öffnete die Tür einen Spalt und steckte den Kopf hindurch. „Schade, ich hatte gehofft, dass du noch nicht angekleidet bist. Vielleicht hätten wir dann noch Zeit gehabt …“ Er schwieg und sah Merri staunend an.
Sie drehte sich einmal um sich selbst. „Wie sehe ich aus? Steht mir die Farbe?“
Tyson schluckte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ja wohl das schärfste Kleid, das ich je gesehen habe. Bist du sicher, dass du das vor den Augen der Öffentlichkeit tragen willst?“
Merri fühlte sich unwillkürlich geschmeichelt und hätte sich dafür am liebsten geohrfeigt. Es war alles so kompliziert. Sie wollte natürlich, dass er sie hübsch und sexy fand. Aber sie wollte nicht, dass ihm Merrill Davis-Ross gefiel. Auf keinen Fall. Wenn sie ihm doch nur von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte.
Tyson räusperte sich, und Merri sah ihm in die Augen. Ihr Herz schlug schneller. Er sah fantastisch aus in seinem hellgrauen Anzug mit dem weißen Seidenhemd und der dunkellila Krawatte. Sein Anblick raubte ihr jedes Mal den Atem.
„Merri, Liebste, ich habe ein paar Überraschungen für dich.“ Tyson trat ein paar Schritte auf sie zu. „Und ich hoffe, es sind alles angenehme Überraschungen.“
„Ich bin kein Freund von Überraschungen. Was ist es?“ Der feierliche und gleichzeitig bittende Ausdruck in seinem Blick beunruhigte sie.
Tyson nahm ihre Hand. „Ich wollte damit eigentlich warten, bis wir nachher allein sind, aber wo ich dich jetzt in diesem Kleid gesehen habe … also, da möchte ich eigentlich gleich Gewissheit haben. Zumal ich das Gefühl habe, dass wir uns schon ewig kennen.“
Das klang so ernst, dass ihr ganz elend wurde. „Ty …“
Tyson hob abwehrend eine Hand. „Uns verbindet etwas ganz Besonderes, Merri Davis. Ich habe noch niemals eine solche Nähe zu einem Menschen verspürt, habe noch nie jemandem so vertraut wie dir. Wir sind uns im Denken und Fühlen sehr ähnlich.“ Er lachte. „Wir passen ideal zusammen.“
Sie sah ihn sprachlos aus großen Augen an.
„Heirate mich“, fuhr Tyson fort. „Heirate mich und sei meine Geliebte, meine Ehefrau, die Mutter meiner Kinder.“
Merri biss sich auf die Lippen und versuchte, Tyson ihre Hand zu entziehen. Sie brachte kein Wort heraus. Dieser Traum von einer wunderschönen Zukunft, den er da malte, würde nie in Erfüllung gehen.
„Was ist los, Merri?“ Tyson sah sie erstaunt an. „Habe ich deine Gefühle so falsch eingeschätzt? Ich muss es
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