Julia Collection Band 61 (German Edition)
wissen.“
Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie ihm die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte? Sie würde seine Enttäuschung nicht ertragen können. Außerdem war jetzt keine Zeit für eine Aussprache. Sie wollte den Nuevos-Dias-Mädchen helfen und durfte ihnen ihren großen Tag nicht verderben. Warum musste er sie gerade jetzt fragen?
„Ty … ich … wir kennen uns doch erst seit ein paar Wochen.“
Er nahm sie in die Arme und küsste sie voll verzweifeltem Verlangen. Das war nicht nur ein heißer, leidenschaftlicher Kuss. Tyson versuchte ihr durch seinen Körper zu sagen, wie es in seinem Herzen aussah. Schließlich löste er sich von ihr, nahm Merri bei den Schultern und sah ihr in die Augen. „Spürst du diese enge Verbindung denn nicht?“
Merri brachte kein Wort heraus. Ihr war der Hals wie zugeschnürt, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie schüttelte den Kopf.
„Du liebst mich doch, Merri, ich weiß es.“
Merri sah alles durch einen Tränenschleier, und sie hörte an Tysons belegter Stimme, dass auch ihm die Augen feucht wurden. „Ich …“
„Sag es“, bat er sie, „sag, dass du mich liebst.“
Nach all den Lügen, die sie ihm gegenüber bisher hatte gebrauchen müssen, all den Versprechen, die sie sich gegeben und die sie nicht gehalten hatte, konnte sie in diesem Fall endlich die Wahrheit sagen. „Ich liebe dich“, sagte sie leise und unglücklich, „aber …“
Mehr brauchte er nicht zu wissen. Er zog sie wieder in die Arme und küsste sie wild. „Das genügt mir vollkommen, Liebste“, sagte er strahlend. „Wir sind ein unschlagbares Team, du und ich. Mit Liebe kann man alles schaffen.“
„Nein“, sagte Merri, machte sich los und trat einen Schritt zurück. Ihr zitterten die Knie, aber sie fuhr tapfer fort: „Liebe allein genügt eben nicht. Du weißt viel zu wenig von mir. Ich muss dir unbedingt sagen, dass …“
„Sei still, Liebling“, unterbrach Tyson sie. „Was es auch sein mag, es gehört zu deiner Vergangenheit, und die ist mir gleichgültig. Für mich gilt nur, was wir jetzt und in Zukunft füreinander fühlen. Alles andere ist unwichtig.“
Er wischte Merri zärtlich eine Träne von der Wange. „Wir können uns später darüber unterhalten, wenn das für dich so wichtig ist. Nach der Modenschau, okay? Im Augenblick muss ich nur wissen, dass du mich liebst. Das allein macht mich schon überglücklich.“ Er ergriff wieder Merris Hand. „Ich liebe dich so sehr. Du hast mein Herz und meine Seele erobert. Von meinem Körper ganz zu schweigen“, fügte er mit einem Lächeln hinzu. „Ich möchte mein Bett und mein Leben mit dir teilen. Ich möchte jeden Morgen aufwachen und dich neben mir fühlen.“
Im ersten Moment verspürte Merri nur Erleichterung, dass sie ihm jetzt noch nicht die Wahrheit sagen musste. Dann aber wurde sie wütend auf sich selbst. Verhielt sie sich jetzt nicht genau wie ihre Mutter, die Unangenehmes immer vor sich herschob, bis sie sich erfolgreich eingeredet hatte, dass die ganze Sache sie eigentlich gar nichts anging? Es durfte nicht sein, dass Merri Davis zu Arlene Davis-Ross wurde, zu einer verwöhnten, selbstsüchtigen, reichen, oberflächlichen Frau, die sich wie ein Chamäleon in eine andere Person verwandeln konnte, um das zu bekommen, was sie wollte.
Merri blickte Tyson ernst an. „Okay, nach der Modenschau. Aber dann müssen wir unbedingt ernsthaft miteinander reden.“
„Ist gut“, sagte Tyson und lächelte. „Wir haben die ganze Nacht für uns und genügend Zeit, um uns all unsere kleinen Geheimnisse anzuvertrauen. Die erste Nacht von vielen Nächten.“
Das klang so wunderbar, so verlockend, dass Merri am liebsten alles um sich her vergessen hätte und ihm in die Arme gesunken wäre. Aber das durfte nicht sein.
Sie wünschte, sie hätte einen Zauberstab, mit dem sie sich in die Frau verwandeln könnte, für die Tyson sie hielt. Wenn sie doch nur ihre Vergangenheit auslöschen und für ihn der Mensch sein könnte, nach dem er sich sehnte. Die Frau, die er mit den Augen der Liebe sah, wenn er sie anblickte.
Sie ließ sich noch einmal fest von ihm umarmen. Leider gab es diesen Zauberstab nur im Märchen.
Passionata Chagari polierte verzweifelt die Kristallkugel und fluchte leise. Was sie darin sah, konnte sie einfach nicht akzeptieren. Es durfte nicht sein, dass das Geschenk ihres Vaters an Tyson Steele tatsächlich verschwendet sein sollte. Würde dieser junge Mann eisern auf seine Version der Wahrheit
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