Julia Collection Band 61 (German Edition)
vor dem Dunkelwerden wieder zurück zu sein …“
„Und dieses Versprechen hat sie nicht halten können.“
Jewel schüttelte den Kopf, zog ein Taschentuch aus der Tasche und putzte sich kräftig die Nase. Tränen standen ihr in den Augen. „Diese Nacht und die Monate danach waren wahrscheinlich die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich bin sicher, dass Tyson sich nach dem Unfall total verändert hat. Immer wieder hat er geweint und gesagt: ‚Mom hat es mir versprochen. Und Mom lügt nicht.‘ Es war furchtbar.“ Jewel betupfte sich mit dem Taschentuch die Augen. „Seit der Zeit hat er niemandem mehr vollkommen vertraut. Auch seiner Verlobten nicht, die ihn letzten Endes ja auch so enttäuscht hat. Er hatte so ein ungutes Gefühl und fuhr deshalb früher als sonst nach Hause. Und da hat er sie dann ja auch erwischt.“
Auch Merri standen die Tränen in den Augen. Ihr Herz war schwer, und sie fühlte mit dem kleinen Jungen und mit dem Mann, den sie liebte. Wie sehr musste er gelitten haben. Sie sah wieder zu Tyson hinüber. Er wandte sich ihr zu, als würde er ihren Blick spüren, und sie lächelten sich an.
In diesem Augenblick entschloss Merri sich, ihm alles zu sagen, und zwar so bald wie möglich. Sie war viel zu egoistisch gewesen. Sie hätte ihm alles viel früher gestehen sollen. Jetzt schwor sie sich, nicht mehr mit ihm zu schlafen, bis sie ihm nicht alles über die wahre Merri Davis gebeichtet hatte. Sie durfte ihn nicht enttäuschen und sein Leben zerstören, dann wäre auch ihr Leben nicht mehr lebenswert. Denn das würde sie sich nie verzeihen.
Tyson fühlte Merris Blick auf sich ruhen und wusste, dass sie ihn begehrte. Auch er wollte sie, aber sie mussten warten, bis sie allein waren. Sein Körper war anderer Meinung und machte sich ungeduldig bemerkbar. Ty unterdrückte ein Stöhnen.
„Steele? Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Frank schüttelte Tyson leicht an der Schulter und lächelte dann breit. „Na ja, ich ahne es schon.“ Sie standen neben der Scheune und warteten auf die Gäste.
Tyson wandte schweren Herzens den Blick von der Frau ab, die er liebte. „Entschuldige, dass ich mich so habe ablenken lassen, aber ist sie nicht wunderbar? Hast du gesehen, wie gut ihr das Cowgirl-Outfit steht?“
„Ja, sie ist entzückend.“ Frank grinste. „Aber wenn ich dich daran erinnern darf, wir haben gerade über die Zigeunerin mit den magischen Kräften gesprochen, der du in New Orleans begegnet bist.“
Tyson nickte. „Ja, das stimmt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sie nicht zu finden ist. Mein Vetter Nick und ich haben sie beide an derselben Ecke sitzen sehen, und ich habe dir genau beschrieben, wie sie aussieht. Sie muss doch irgendwo arbeiten. Wahrscheinlich legt sie Karten oder sagt den Menschen die Zukunft aus ihrer Kristallkugel voraus. Ich würde sogar wetten, dass sie sich nicht weit von dieser Straßenecke entfernt aufhält.“
Frank seufzte. „Der Privatdetektiv, den ich angeheuert habe, hat sämtliche Wahrsagerinnen im French Quarter befragt. Es half ein bisschen, dass wir ihren Nachnamen kannten, Chagari. Eine der Frauen kannte eine Roma mit dem Namen Passionata Chagari. Aber die ist seit Jahren nicht mehr in der Gegend gesehen worden.“
„Wo hat sie denn zuletzt gearbeitet? Irgendjemand muss doch wissen, wo sie jetzt ist.“
Frank lächelte wieder. „Roma ziehen nun mal umher. Sie bleiben nicht gern lange an einem Ort. Und Nachsendeadressen hinterlassen sie im Allgemeinen auch nicht.“
Tyson verzog frustriert das Gesicht, aber dann hellte seine Miene sich auf. „Kannst du mir noch einen Gefallen tun?“
„Sicher. Was denn?“
„Ich möchte Merri zur Direktorin der Stiftung machen. Ich glaube, dass sie bei der Öffentlichkeitsarbeit viel bewirken könnte. Meinst du nicht auch?“
„Keine Frage. Sie ist geradezu aufgeblüht, seit sie hier ist. Und sie liebt die Kinder. Wie kann ich helfen?“
„Ruf bitte unsere Werbeagentur in Dallas an. Sie sollen mir zur Modenschau die Reporter schicken, die sie mir schon immer angedroht haben. Ich möchte Merri nach der Vorführung mit der Beförderung überraschen. Sie wird dann entsprechend gekleidet sein, weil sie für einige der kleinen Mädchen von der Nuevos-Dias-Ranch die Mutter spielt. Das ist für die Fotografen sicher ein ideales Motiv und für die Stiftung eine fantastische Werbung. Merri wird begeistert sein.“ Er strahlte.
„Vielleicht.“ Frank sah skeptisch aus. „Wenn sie erst einmal über den
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