Julia Collection Band 61 (German Edition)
hatte recht gehabt. Er hatte seinen Herzenswunsch erfüllt bekommen.
Doch aus irgendeinem Grund fühlte sich das Ei, als er es jetzt berührte, nicht so magisch an wie am Morgen. Es war nicht warm. Es war nicht so elektrisierend wie sonst, wenn er es berührt hatte.
Chase hörte ein Geräusch, vergaß das Ei und schaute auf. Es kam jemand auf dem Rasenmäher angefahren.
Unerwünschte Gedanken an Kate schossen ihm durch den Kopf. Mit einem kleinen Schreck bemerkte er, dass sich das Ei auf einmal unter seinen Fingern erwärmte. Aber warum?
Als hätte er sie mit seinen Gedanken herbeigezaubert, erkannte er, dass die Person, die auf dem Rasenmäher saß, Kate war.
Er schüttelte den Kopf und hätte fast laut aufgelacht. Prinzessin Kate auf einem Rasenmäher? Ihr Vater hätte so etwas niemals erlaubt.
Kate winkte, schaltete den Mäher aus und stieg ab. „Ist Shelby nicht da? Ich dachte, sie wäre hier, um dich hereinzulassen.“
Kate kam auf ihn zu. „Sie war hier, als ich kam“, sagte Chase. „Sie hat mir das Haus gezeigt und mir einen Schlüssel gegeben.“
Chase trat an das Geländer der Veranda und baute sich vor der ehemaligen Besitzerin der Plantage auf. „Ich habe ihr nicht geglaubt, als sie sagte, du wärst draußen und würdest deinen Pflichten nachgehen. Gut, dass ich es mit eigenen Augen gesehen habe.“
Kate beschattete ihre Augen vor dem grellen Sonnenlicht und sah zu ihm auf. „Es gibt viele Dinge, die du mit eigenen Augen sehen solltest.“
Der verführerische Ton und der offensichtlich sinnliche Blick, den sie ihm zuwarf, überrumpelten Chase. All die widerstreitenden Gefühle, die er Kate gegenüber empfand, kamen wieder an die Oberfläche und quälten ihn.
Früher war Kate einfach zu verstehen gewesen, und sein jugendliches Verlangen war simpel und direkt gewesen. Dann, während er weg gewesen war, hatte die Erinnerung an Kate sich in bitteren Schmerz verwandelt.
Was, zum Teufel, sollte er jetzt für sie empfinden? Wer war diese Kate? War sie diejenige, die ihn verraten hatte? Oder war dies die andere Kate, die Shelby und ihr Baby aufgenommen hatte?
„Komm mit rein, Chase. Ich mache uns etwas Kaltes zu trinken, bevor ich dich willkommen heiße.“
Es war eine ziemlich eindeutige Einladung, die ihn allerdings nur noch mehr irritierte. „Geh dich waschen, chérie“, murmelte er. „Du bist verschwitzt. Dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er dich so sähe.“ Er zog die Autoschlüssel aus der Tasche. „Ich habe noch einiges zu erledigen. Rechne nicht allzu früh mit mir.“
„Aber, Chase …“
Während er hastig an ihr vorbeiging, versuchte Chase, sein Herz vor Kates leisem Seufzer zu verschließen. Es fiel ihm schwer, doch er musste weg, sonst würde sie ihm auch noch den letzten Rest seiner Selbstkontrolle rauben.
6. KAPITEL
Kate stellte sich vor, sie wäre ein Geist – die tote Herrin des Gutshauses, die auf der schwach beleuchteten Treppe stand und auf ihren Geliebten wartete, der niemals zurückkommen würde.
Dann schalt sie sich wegen ihrer Melodramatik. Es wäre viel klüger, über sich zu lachen, als darüber zu weinen, dass Chase noch immer nicht nach Live Oak Hall zurückgekehrt war.
War es möglich, dass sie sich nur eingeredet hatte, er würde sie genauso verzweifelt begehren wie sie ihn? Vielleicht. Doch das Feuer in seinem Blick, wann immer er sie anschaute, glich dem ihren.
Als sie ihn an jenem ersten Abend draußen auf dem Balkon der Pension gefragt hatte, was er wolle, hatte er gesagt: dich. Was hielt ihn also zurück?
Während des ganzen langen Tages, als sie sich gefragt hatte, wohin Chase gegangen war und wann er zurückkommen würde, hatte sie sich ein Dutzend Gründe überlegt, weshalb er keine Affäre mit ihr haben wollte. Ganz oben auf ihrer Liste stand die Überlegung, dass es stimmte und sie sich tatsächlich in eine frigide, unattraktive Eisprinzessin verwandelt hatte. Sämtliche Männer, mit denen sie in den letzten Jahren ausgegangen war, hatten sich darüber beschwert, dass sie sich kalt und unnahbar verhalten hatte.
Vielleicht hatte es sogar der Wahrheit entsprochen, bis zu dem Moment, als Chase zurückgekommen war. Inzwischen freute sie sich über die Hitze, die auf einmal wieder in ihr glühte. Zwischen ihr und Chase knisterte es vor Spannung, wann immer sie zusammen waren. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so nach einem Mann gesehnt.
Vielleicht zögerte Chase, weil er wegen ihres Verrats noch immer böse auf sie
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