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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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wischen. Der Rhythmus dieser einfachen Arbeit beruhigte sie, und sie musste lächeln, als sie sich vorstellte, was ihre Mutter dazu sagen würde. Mrs Davis-Ross hatte sicher noch nie einen Wischlappen in der Hand gehabt. Nach ihrer Vorstellung vom Leben waren dafür die Dienstboten da, während sie sich die Zeit im Beautysalon, beim Masseur und in den teuersten Modeläden vertrieb. Merri dagegen sehnte sich nach einem vollkommen anderen Leben. Sie wollte ihr eigenes Geld verdienen, sich selbst versorgen, ihre Mahlzeiten selbst zubereiten und ihre Kleidung nicht im Designershop, sondern in einem normalen Kaufhaus kaufen. Das war die reale Welt, in der wollte sie leben. Und deshalb war sie sich auch nicht zu schade, den Boden zu wischen.
    „Hallo.“ Tyson betrat die Küche. „Du bist ja richtig fleißig. Lass mich dir helfen.“ Er nahm ein Handtuch aus dem Schrank und warf es auf den nassen Boden. „So geht es vielleicht ein bisschen schneller.“ Er hockte sich hin und wartete, bis es sich vollgesogen hatte. Dann stand er auf, drückte das Handtuch über dem Spülbecken aus und breitete es wieder auf dem Boden aus.
    Merri konnte kaum glauben, was sie da sah. Der Mann war Multimillionär, und jetzt kniete er auf ihrem Küchenfußboden, um ihn trocken zu wischen. Wenn das nicht die reale Welt war …
    Tysons Methode überzeugte sie, und nach einer kurzen Pause machte sie es ihm nach. Sie trug die nassen Tücher zum Ausguss und drückte sie aus. Dann kniete sie sich nieder und wiederholte die Prozedur. In kürzester Zeit schmerzte jeder Muskel in ihrem Körper.
    Und das trotz der vielen Stunden im Fitnesscenter.
    Vielleicht nahm sie es mit dem realen Leben etwas zu wörtlich.
    Plötzlich begriff sie, wie paradox sie sich verhielt. Sie belog alle, um ein echtes, ehrliches Leben führen zu können. Wenn das kein Widerspruch in sich war!
    Wie konnte sie Tyson weiterhin belügen und gleichzeitig hoffen, dass sie Freunde wurden, die einander vertrauten? Doch sie hatte keine Wahl. Eine falsche Entscheidung, und die Paparazzi würden sie nicht mehr in Ruhe lassen. Bevor sie nach Texas gekommen war, hatte sie in Los Angeles ein hohles, oberflächliches Leben im Licht der Öffentlichkeit geführt. Wenn man sie jetzt nach ihrer geplatzten Verlobung in dieser Kleinstadt fände, dann wäre das ein Festessen für die Klatschpresse, und sie würde dieses andere, echte Leben nie kennenlernen.
    Außerdem würde sie auch Jewel und Tyson in diese Sache hineinziehen. Die Reporter würden ihnen niemals glauben, dass sie nichts von ihrem Versteckspiel gewusst hatten.
    Die Familie würde sie enterben. Das war Merri allerdings gleichgültig. Schwerer wog die Tatsache, dass die Wahrheit ihre neuen Freundschaften in dieser Stadt zerstören würde.
    Würde sie, ohne Nachbarn und Freunde zu enttäuschen, so lange untertauchen können, bis die Fotografen an ihr nicht mehr interessiert waren und sich der nächsten heißen Geschichte zuwandten?
    Merri seufzte und malte sich wieder einmal aus, was alles schiefgehen konnte, obgleich sie doch so genau geplant hatte. Ihr neues, einfaches Leben wäre ruiniert. Ty würde sie hassen, weil sie ihm wie allen anderen etwas vorgemacht hatte. Sie würde vielleicht nie wieder die Gelegenheit haben, nicht nur oberflächliche Beziehungen einzugehen, sondern echte Freunde zu finden. Und Ty würde ihr nie verzeihen.
    Konnte sie es wagen, ihm von ihren Problemen zu erzählen? Nein, das konnte sie nicht riskieren, weil sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Das kam nicht infrage. Auf keinen Fall.
    Nach zwei Tagen konnte Tyson es nicht mehr aushalten. Er musste Merri wiedersehen. Er ertrug es nicht länger, immer wieder gegen sein Verlangen anzukämpfen, und er war erschöpft, weil er die letzten Nächte kaum geschlafen hatte. Etwas musste geschehen.
    Er konnte eine Reihe von Gründen aufzählen, weshalb er der sexuellen Versuchung nicht nachgeben durfte und Merri nur als platonische Freundin betrachten musste. Zum einen musste ihr Dach repariert werden. Dann brauchte die Stiftung ihre Hilfe, und er musste ihr Anweisungen geben, was zu tun war. Er war schließlich ihr Chef. Zu allem Überfluss nervte ihn Jewel damit, dass er sich endlich um das Mädchen kümmern sollte.
    Verdammt. Tyson stand vor dem großen Spiegel in seinem begehbaren Kleiderschrank und betrachtete sich aufmerksam von Kopf bis Fuß. Das hatte er bisher noch nie getan. Er hatte sich früher nie Gedanken darüber gemacht, was er fürs

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