Julia Collection Band 61 (German Edition)
Tamales im Garten. Mike erzählte von seiner verstorbenen Frau und zeigte ihnen Bilder von seinen Enkeln. Merri erfuhr, dass er auf der Ranch geboren worden war, ein Nachkomme der mexikanischen Familie, der das Land vor mehr als zweihundert Jahren überschrieben worden war.
Seine Frau stammte aus einer armen Einwandererfamilie und hatte ihre Eltern während der Überquerung der Grenze verloren. Ihre Kindheit war voll Mühsal und Schwierigkeiten gewesen, und Merri schämte sich beinahe, dass sie selbst in ihrer Jugend so gar nichts hatte entbehren müssen, von Mutterliebe einmal abgesehen.
Schließlich stand Mike auf, bat seine Gäste aber, sitzen zu bleiben. „Sie haben meinen Geschichten so aufmerksam und interessiert gelauscht, Merri, dass ich das Gefühl habe, ich könnte Ihnen alles sagen. Dafür möchte ich Ihnen danken.“
Mike legte Tyson eine Hand auf die Schulter. „Ich hatte vor, dir einen ganz ordentlichen Scheck für deine Stiftung zu geben, mein Freund. Ohne deine Hilfe hätte ich damals die Ranch nicht halten können. Aber jetzt“, er blickte Merri an, „bin ich durch meine Erzählungen über die Kindheit meiner Maria zu dem Schluss gekommen, dass ich noch mehr für deine Waisenkinder tun sollte. Wenn ihr mich also entschuldigen wollt. Ich will einen neuen Scheck ausschreiben. Ich glaube, dass meine Maria vom Himmel herunterschaut und sehr froh sein wird, wenn ich dir das Doppelte der Summe gebe, über die wir gesprochen haben.“
Wieder wandte sich Mike an Merri und lächelte. „Sie sind ein ganz besonderer Mensch, Senorita. Ich hoffe, dass Tyson das zu würdigen weiß.“
Tyson nickte. Und ob er es wusste. Gerade in der letzten Stunde war ihm deutlich geworden, wie wichtig Merri für seine Pläne war. Er hatte beobachtet, wie sie seinen alten Freund mit ihrem echten Interesse und Mitgefühl dazu gebracht hatte, offen von sich und seiner verstorbenen Frau zu erzählen. Vieles war selbst einem alten Freund wie ihm unbekannt gewesen.
„Danke, Mike, das ist sehr freundlich“, sagte Merri leise, und Mike verschwand in seinem Arbeitszimmer.
„Ich habe diese Geschichte über Marias Kindheit noch nie gehört“, sagte Tyson verwundert, als er mit Merri allein war. „Du hast ihn beeindruckt. Wenn du ihn dazu ermuntert hättest, hätte er dir sicher auch noch seine großen und kleinen Sünden gebeichtet. Du hast wirklich eine sehr gute Art, mit Menschen umzugehen, Darling. Du hättest alles von ihm haben können.“
Merri wurde rot und schüttelte den Kopf. „Das hört sich so nach Berechnung an. Aber so ist es nicht. Ich mag ihn. Ich habe ihm sehr gern zugehört. Dass er so großzügig ist, hat jedoch nur mit dir zu tun. Er bewundert dich für das, was du mit der Stiftung für die Kinder erreichen willst. Ich habe da keinen Einfluss.“
Tyson konnte ihr nicht so ganz zustimmen. Und ihm wurde plötzlich klar, dass sie auch von ihm alles haben könnte, was sie nur wollte.
Er musste einen Weg finden, sie für immer in seiner Nähe zu halten. Vielleicht sollte er ihr die leitende Position eines Stiftungsdirektors anbieten. Sie war im Umgang mit Menschen viel geschickter als er.
Vielleicht war sie die richtige Person für die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung. Ihr Gesicht würde auf den Werbeplakaten sicher besser wirken als seins.
Keine schlechte Idee.
6. KAPITEL
Passionata Chagari starrte mit zusammengekniffenen Augen in ihre Kristallkugel und runzelte unwillig die Stirn. Was war dieser Tyson nur für ein Dummkopf!
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand, der so begriffsstutzig war, es geschafft hatte, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein und schon so viel Geld in seinem Leben verdient zu haben. War er wirklich mit einer so intelligenten Frau wie Lucille Steele verwandt? Kaum zu glauben. Auf alle Fälle war sein Verhalten sehr ärgerlich.
Sie legte ihre knotigen Finger gegeneinander und lehnte sich zurück. Die letzten Anweisungen ihres Vaters auf seinem Sterbebett waren eindeutig gewesen. Lucille, der ihr Vater sehr viel verdankte, hatte in ihrer Familie einige Mitglieder, denen etwas Wichtiges zu einem glücklichen Leben fehlte. Dieser Mangel sollte durch Gaben mit starker magischer Kraft ausgeglichen werden, die ihr Vater für das jeweilige Familienmitglied bestimmt hatte. Tyson Steele sollte durch den Zauberspiegel die Kraft der Erkenntnis verliehen werden. Und was tat er damit? Wie setzte er dieses Geschenk ein?
Passionata wickelte sich nachdenklich eine ihrer silbernen
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