Julia Collection Band 61 (German Edition)
Büro anziehen sollte. Und jetzt? Reichte das schlichte Arbeitshemd? Sollte er statt der Jeans lieber die Tuchhose anziehen?
Die noch nassen Arbeitsstiefel würden auf keinen Fall Merris Beifall finden. Verflucht. Bisher war ihm vollkommen gleichgültig gewesen, was er anzog, bequem und praktisch sollte es sein. Da er Chef seiner eigenen Firmen war, hatte sich auch niemand je beklagt. Er hatte mit Bankpräsidenten, mit Ölscheichs und sogar Senatoren und Gouverneuren verhandelt, ohne dass seine Kleidung die geringste Rolle gespielt hatte.
Aber jetzt war sie auf einmal wichtig geworden. Als Tyson seine Hemden durchsah, dachte er wieder an Merri. Wenn er ehrlich war, dann war er der Meinung, dass ihre Kleidung nicht zu ihr passte. Die biederen Hosenanzüge und die flachen Schuhe waren wahrscheinlich das Richtige für eine schüchterne Büroangestellte, aber nach dem leidenschaftlichen Kuss, den Merri nur allzu bereitwillig erwidert hatte, war Tyson absolut sicher, dass viel mehr hinter der Fassade des braven Mädchens steckte.
Bei seiner früheren Verlobten Diane hatte absolut nichts hinter ihrem extrovertierten Äußeren und der aufreizenden Kleidung gesteckt. Bei Merri war es anscheinend genau umgekehrt.
Der Kuss hatte seine Einstellung ihr gegenüber vollkommen verändert.
Schließlich wählte Tyson ein langärmeliges Hemd und seine beste Designerjeans. Das musste gehen. Er hatte eine Verabredung mit einem Sponsor, dem seine Kleidung sicherlich gleichgültig war, aber er wollte Merri zeigen, dass er wusste, wie man sich ordentlich anzog.
Er wollte sie besser kennenlernen, wollte näher mit ihr in Kontakt kommen, sei es als Kollege, als Freund oder als Liebhaber. Irgendwie musste das zu machen sein.
Allerdings musste er höllisch aufpassen, dass er sich nicht in sie verliebte. Doch sie reizte ihn, und es umgab sie ein Geheimnis, und dem wollte er auf die Spur kommen.
Nach einer knappen halben Stunde parkte Tyson seinen Pick-up auf dem Parkplatz des Gebäudes, in dem die Stiftung untergebracht war. Bevor er ausstieg, steckte er sich das Hemd in die Hose und richtete den Kragen. Schließlich rieb er seine neuen Stiefel an der Jeans blank und betrat erst dann das Gebäude.
„Hallo“, sagte er betont munter, als er Merri am Computer sitzen sah. „Wie geht es dir? Wie ist dein Tag bisher so gelaufen?“
Sie sah hoch und wirkte verwirrt, weil er sie bei der Arbeit unterbrochen hatte. Sofort fiel ihm auf, dass sie keine Brille trug. Ihre grünen Augen strahlten.
„Ich habe schon bessere Tage gehabt“, antwortete sie. „Der Computer stürzt immer wieder ab. Und dann hat Jewel angerufen und mir mitgeteilt, dass ich um vier Uhr eine Freundin von ihr treffen soll. Die Frau ist Einkäuferin für ein Modehaus und ist offenbar bereit, uns verschiedene Kleidungsstücke für die Modenschau zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet aber, dass ich zu einem obskuren Ort namens McAllen fahren und das Kaufhaus finden muss, in dem das Treffen stattfinden soll. Da wird der ganze Nachmittag draufgehen.“
„Juanita Ramirez.“
„Wie bitte?“
„Die Einkäuferin und Freundin von Jewel heißt Juanita Ramirez. Sie ist hier in der Nähe aufgewachsen. Jewel hat jahrelang in der Sonntagsschule unterrichtet, und Juanita war eine ihrer besten Schülerinnen.“
Merris verdrossene Miene hellte sich ein wenig auf. „Also gut, sicher ist Juanita eine reizende Frau. Aber trotzdem …“
„Wie wäre es, wenn wir das mit einem anderen Besuch verbinden?“ Tyson setzte seinen ganzen Charme ein, um Merri zu überzeugen. „Ich muss einen alten Freund besuchen, dessen Ranch etwa eine Stunde von McAllen entfernt liegt. Ich wollte sowieso, dass du mitkommst, weil er sich möglicherweise zu einem unserer großzügigsten Sponsoren entwickeln kann.“
Er trat näher an den Schreibtisch heran. „Wie wäre es also, wenn ich erst einmal den Reparaturdienst anrufe, damit dein Computer in Ordnung gebracht wird. Dann fahren wir bei meinem Freund vorbei, um uns einen Scheck abzuholen, und besuchen Juanita auf dem Rückweg.“
Merri zögerte. Das würde bedeuten, dass sie den ganzen Tag mit ihrem attraktiven Chef in der Gegend herumfahren würde. „Ich weiß nicht so recht …“, begann sie.
„Deine Augen haben eine fantastische Farbe“, unterbrach Tyson sie schnell. „Musst du die Brille eigentlich immer tragen? Das muss doch umständlich und störend sein, außer man kann ohne Brille überhaupt nichts sehen.“
Merri fasste sich
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