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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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schnell an die Augen und verzog erschrocken das Gesicht.
    Offenbar merkt sie erst jetzt, dass sie keine Brille trägt, ging es Tyson durch den Kopf.
    Mit fahrigen Bewegungen suchte Merri auf dem Schreibtisch nach dem Etui. „Nein … das heißt, ja, ich muss die Brille immer tragen“, stotterte sie, „außer, wenn ich am Computer sitze.“
    Tyson fand die Brille und gab sie ihr. Merri setzte sie auf und atmete dann tief durch, als wolle sie sich Mut machen. Er sah sie abwartend an und fragte sich, weshalb sie so verstört reagiert hatte. War das vielleicht seinem Einfluss zuzuschreiben? Machte er sie nervös?
    „Was sagst du zu meinem Vorschlag?“, fragte er freundlich. „Das Wetter wird schön nach dem letzten Regen. Wir können das Nötige erledigen, und wenn wir zurückkommen, ist der Computer repariert, und du kannst morgen wieder daran arbeiten.“
    „Ja, okay, meinetwegen.“
    „Sehr gut. Dann sammle deine Sachen zusammen, während ich den Computerdienst anrufe. Die haben einen Schlüssel zum Büro, sodass wir nicht auf sie warten müssen, sondern gleich fahren können.“
    Während er telefonierte, beobachtete Tyson, wie Merri ihre Papiere sorgfältig neben dem Computer stapelte. Sie sah in dem langärmeligen, hochgeschlossenen Kleid trotz allem weicher und weiblicher aus als in den strengen Hosenanzügen, die sie bisher getragen hatte. Das Kleid war jadegrün. Das war etwa die Farbe ihrer Augen, wenn sie nachdenklich vor sich hin sah.
    Er schüttelte genervt den Kopf. Was war nur mit ihm los? So etwas war ihm doch noch nie aufgefallen. Er musste vorsichtiger sein.
    Schönes Wetter? Aber auch nur, wenn man Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit liebte. Merri atmete ein paarmal tief durch. Das Kleid klebte ihr im Nu am Körper. Die Sonne brannte auf den Pick-up herunter, dessen altersschwache Klimaanlage nicht gegen die Hitze ankam.
    Tyson hatte kaum ein Wort gesprochen während der langen Fahrt auf den kurvigen, unbefestigten Straßen zur Ranch seines Freundes.
    „Autsch“, rief sie unwillkürlich, als sie zu schnell durch ein Schlagloch holperten und sie gegen den Türgriff geschleudert wurde. „Ich denke, wenn dein Freund eine so große Spende machen will, muss er viel Geld haben. Kann er denn nicht wenigstens die Auffahrt zu seinem Haus asphaltieren lassen? Oder sind ihm diese holprigen Kiesstraßen lieber?“
    „Das ist kein einfacher Kies, sondern ein wertvoller, natürlich vorkommender Karbonatzement. Miguel Santos könnte ganz Texas damit zubetonieren, und er ist mit Recht sehr stolz auf seine Karbonatzementgruben. Das Thema Straßenbefestigung lassen wir also lieber.“
    „Wie du meinst. Wenn das Zeug so wertvoll ist.“ Merri hatte sich halb zu Tyson umgewandt, der geradeaus auf die Straße blickte. Sie bemerkte, dass er sich nervös mit der Hand durchs Haar fuhr und seinen Kragen zurechtzog. Offenbar hatte er sich diesmal mit seiner Kleidung ein wenig Mühe gegeben. Merri lächelte. Er wollte wohl einen guten Eindruck auf den neuen Sponsor machen, obwohl er mit ihm gut bekannt zu sein schien. Da war das doch eigentlich nicht nötig. Aber das königsblaue Hemd brachte das Blau seiner Augen besonders gut zur Geltung. Die Jeans sah neu und teuer aus, und die Stiefel trug er heute sicher auch zum ersten Mal.
    Es gefiel ihr, dass er sich Mühe gab, seine Erscheinung zu verbessern. Wann würde sie sich trauen, ihm einen Einkaufstag vorzuschlagen? Sie konnte ihn sich sehr gut in einem modischen Anzug mit Krawatte vorstellen. Er würde fantastisch aussehen.
    Tyson parkte den Wagen, und sie wurden gleich darauf in ein ebenerdiges, weitläufiges Haus geführt, dessen Zimmeranzahl Merri kaum abschätzen konnte. Miguel oder Mike Santos kam ihnen auf dem breiten gefliesten Flur entgegen. Er war ein untersetzter Mann mit grau meliertem Haar und warmen dunkelbraunen Augen. Obgleich er bestimmt einige Zentimeter kleiner war als sie, hatte er die Ausstrahlung einer großen Persönlichkeit.
    Er trug schmutzige, zerschlissene Jeans und alte Stiefel, die aussahen, als ob sie noch nie gereinigt worden wären. Merri musste über sich selbst lachen. Mike Santos wirkte einfach beeindruckend, völlig unabhängig von seiner Kleidung. Sie reichte ihm die Hand. Tyson umarmte Mike, und Merri konnte erkennen, wie sehr er sich seinem Freund verbunden fühlte. Und ihm war offensichtlich vollkommen gleichgültig, wie der andere gekleidet war.
    Sie hatte noch viel zu lernen.
    Bald saßen sie gemütlich bei kalten Getränken und

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