Julia Collection Band 63
zählte. Und wenn er und die Rothaarige die körperlichen Freuden schon kurz vor der Hochzeit erfuhren, dann war das eben so.
Der Zweck heiligte eben oft die Mittel.
Owen sagte sich, er würde sich nicht noch mehr in Suzanne verlieben, als es schon der Fall war. Leidenschaft war eines, Pflicht und Verantwortung aber etwas anderes. Nur weil er instinktiv spürte, dass Suzanne die einzige Frau auf der Welt für ihn war, hieß das noch nicht, dass er schon für die Eheringe und das Bis-dass-der-Tod-euch-scheidet bereit wäre.
Zumindest nicht heute Abend. Der heutige Abend war für die Romantik bestimmt, für Kaminfeuer und Brandy und Liebe. Er war für süße Spiele bestimmt, und vermutlich würden sie beide nicht viel Schlaf bekommen.
Owen konnte es kaum erwarten. Seine Pflichten erledigte er in Rekordzeit, hängte seine schneebedeckten Sachen im Schmutzraum an den Haken und eilte in die Küche. Er roch frisch gebrühten Kaffee, aber die Küche war leer. Er trug seine Stiefel ins Wohnzimmer, um sie am Kaminfeuer trocknen zu lassen, das er vor dem Essen entzündet hatte, aber Suzanne und Melanie waren hier auch nicht. Owen stellte die Stiefel auf dem Steinboden ab und legte noch etwas Holz nach, um das Feuer am Brennen zu halten, und ging dann zur Treppe.
Am Fuß der Treppe hielt er inne; er hörte Suzannes Stimme, hörte auch das Lachen im Badezimmer und wie mit Wasser gespritzt wurde. Owen nahm zwei Stufen auf einmal, blickte durch die halb geöffnete Tür und sah, wie Melanie in der Badewanne planschte und Suzanne auf dem Boden kniete, eine Hand am Rücken des Babys, um es zu stützen.
„Hey.“ Owen stieß die Tür auf.
„Sag Guten Tag zu Onkel Owen“, meinte Suzanne zu dem Kind und lächelte Owen an. „Ich habe herausgefunden, dass Baden die einzige Art ist, um Krümel und Essensreste aus ihrem Haar zu kriegen. Du findest es hoffentlich nicht schlimm.“
„Nein.“ Es gehörte zwar nicht zu dem romantischen Bild des Abends, das Owen entworfen hatte, aber er konnte warten. Darin war er zwar nicht gut, aber er konnte es lernen. „Natürlich nicht.“
Suzanne hob das Baby aus der Wanne, stellte es auf ein Handtuch und wickelte ein Handtuch um das Kind. „Soll ich sie fürs Bett fertig machen?“
„Sicher. Ihre Schlafanzüge sind in der obersten Schublade der Kommode; Windeln sind in den Kartons, die dort stehen. Brauchst du Hilfe?“
„Nein, es geht gut“, meinte sie. „Tu, was du tun musst.“
„Dann mache ich sauber.“
Suzanne war zu sehr mit Mel beschäftigt, um ihn anzusehen. „Lass dir Zeit. Wir haben unseren Spaß.“
„Klar doch.“ Er zögerte. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bitten, den Babysitter zu spielen.“
Suzanne sah auf und lächelte ihn an. „Du schuldest mir also was, Mr Chase.“
„Alles, was du willst. Sag es.“
Sie dachte über dieses Angebot nach, nahm das Baby und stand da mit Mel auf ihrer Hüfte seufzend. „Ich muss drüber nachdenken.“
„Du das, meine Süße, und wir treffen uns in zwanzig Minuten vor dem Kamin.“
„Wird sie denn so schnell Ruhe geben?“
„Ich habe ihr ein Pony versprochen, wenn sie die Nacht durchschläft.“
„Gute Idee.“ Owen hätte schwören können, dass Suzanne errötete. „Ich bin beeindruckt.“
„Ich bin schlauer, als ich aussehe.“ Owen trat zurück, um die beiden aus dem Badezimmer zu lassen.
Suzanne hielt an, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Owen auf die Wange. „Ich weiß. Die alten Damen haben es mir erzählt.“
Owen hätte Suzanne gern geküsst, aber Melanies kleine Faust traf ihn an der Nase.
Nichts ging nach Plan. Nachdem Owen mit dem Duschen fertig war, rief Darcy an, weil sie wissen wollte, ob er zu Hause und vor dem Sturm sicher war. Melanie wollte spielen, statt zu schlafen. Der Sturm fiel aus, was bedeutete, dass sie kein warmes Wasser hatten, bis Owen nach draußen gehen und den Generator anwerfen würde.
Aber Owen fand Kerzen; und Suzanne goss Brandy in Kaffeetassen. Dann saßen sie vor dem Feuer, während der Wind draußen heulte. Da kehrte auch der Strom flackernd zurück, und endlich schlief auch das Baby ein – um bis zum Morgengrauen von Ponys zu träumen, wie Owen hoffte – und immer noch schneite es.
Owen nahm Suzanne bei der Hand und führte sie nach oben in sein Bett. Dieses Mal dachte er daran, die Decken zurückzuschlagen. Dieses Mal sollte es lange dauern.
Sie standen im Dunklen ganz dicht beieinander. Owen fuhr mit seiner Hand unter Suzannes Pullover
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