Julia Collection Band 63
das Schließen der Türen, das Fließen von Wasser. Es war einer jener Momente gewesen, in denen Suzanne zutiefst davon überzeugt war, sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu befinden. Und bei dem richtigen Mann.
Eine heiße Dusche und ein deftiges Essen hatten dieses Gefühl eher noch verstärkt. Sie hatte sich mit Owen gegenseitig Familiengeschichten erzählt, eine Flasche Wein gemeinsam geleert, über seine Nichten und das Leben in Montana gesprochen. Er hatte ihr seinen Viehbestand geschildert und die Größe der weitläufigen Weiden. Die Geschichte der Ranch war auch mit eingeflossen.
Suzanne wiederum hatte ihm von ihren letzten Ferien in Italien erzählt, die sie mit zwei Freundinnen vom College verbracht hatte, und von einigen Artikeln, die sie für die Zeitschrift geschrieben hatte.
Und jetzt war sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Owen war ein wunderbarer Mann, aber sie war innerlich noch nicht bereit, ihn zu lieben.
Wenn die alten Kupplerinnen sie jetzt sehen könnten?
„Es schneit immer noch sehr. Was meinst du, Ella, fällt die Tombola aus?“ Louisa schob die Vorhänge auseinander und sah aus dem Wohnzimmer auf die Elm Street.
„Ich habe keine Ahnung.“ Ella wollte die Sonntagszeitung nicht weglegen und über das Thema reden. Louisa war derzeit nur an der Jagd auf Männer interessiert. Zu versuchen, ihr das auszureden, war unmöglich.
„Du bist doch noch immer dafür zuständig, oder?“ Louisa wandte sich seufzend vom Fenster ab, ging zum Sofa und setzte sich neben ihre Schwester.
„Nicht mehr. Die Kirche hat das übernommen.“ Ella blätterte die Seite um und las weiter über die aktuellen Trends bei Laufschuhen. Wenn Lou noch weiter über ihr gesellschaftliches Leben jammerte, würde Ella sich ein witziges neues Paar Treter kaufen und damit in die Nacht hinausmarschieren.
„Was soll ich denn machen? Ich habe doch Pläne geschmiedet.“
Was bedeutete, dass ihre Schwester über jeden alten Mann herziehen würde, in der Hoffnung, dass etwas Romantisches passierte. Ein unerquicklicher Gedanke, und Ella beschloss so zu tun, als hätte sie nichts gehört.
„Es ist schon fast sieben Uhr. Wie kannst du so dasitzen und die Zeitung lesen, wenn wir uns fertig machen sollten zum Ausgehen?“
Ella ließ die Zeitung sinken und drehte sich zu ihrer Schwester um. „Ich glaube nicht, dass ich eine gebrochene Hüfte riskiere, nur damit du mit Pete Peterson und dem alten Cameron flirten kannst.“
„Und mit Hal“, fügte Louisa hinzu.
„Hal?“ Elle kannte niemanden namens Hal.
„Er bedient an der Tankstelle, und seine Frau ist tot.“
Ella war dankbar, dass sie nicht mit einer zu starken Fantasie geboren worden war. Oder mit Neigung zum Sex. Louisa musste diese beiden Gene besitzen, auch wenn sie sich ein bisschen zu spät bemerkbar machten, um noch Gutes zu bewirken. „Dann ruf doch Grace an und frag sie. Sie fährt nach St. Luke’s, also sollte sie ja Bescheid wissen.“
Louisa ging in die Küche, und Ella vertiefte sich wieder in ihre Zeitung. Ein weiteres Erdbeben in Chile und die neuen Steuersenkungen des Präsidenten beherrschten die Titelseite, aber selbst diese Neuigkeiten fesselten Ellas Interesse nicht lange. Sie hörte, wie ihre Schwester wie eine Elster plapperte, und kurz darauf kam Louisa wieder ins Wohnzimmer zurück und ließ sich in den Ohrensessel vor dem Kamin fallen.
„Aufgeschoben“, erklärte sie. „Sie haben Probleme mit der Heizung in St. Luke, und bei dem Sturm wagt sich sowieso keiner nach draußen. Es wäre wohl anders, wenn es nicht mehr schneien würde und man Zeit gehabt hätte, den Parkplatz zu räumen.“
„Das überrascht mich nicht.“ Ella faltete die Zeitung zusammen und legte sie in den Zeitungsständer zurück. „Diese Novemberstürme können ganz schön lästig sein.“
„Und enttäuschend“, seufzte Louisa. „Ich hätte doch so viel Spaß gehabt.“
„Sieh es doch so, meine Liebe“, meinte Ella. „Der Sturm hat vielleicht deine Pläne aufgeschoben, aber für Owen Chase war er vielleicht sehr gut. Ich denke, Miss Greenway ist von dem Mann ganz schön eingenommen. Wenn sie erst seine schöne Ranch gesehen und ihn näher kennengelernt hat, wird sie es sich zweimal überlegen, ob sie wirklich wegfahren soll.“
Louisa kicherte. „Er zeigt ihr besser mehr als nur seine Ranch, falls du weißt, was ich meine.“
„Louisa, um Himmels willen“, stöhnte Ella, aber der Gedanke an Owen Chases Glück war das Einzige, was jetzt
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