Julia Exklusiv 0180
Bitte zu formulieren.
Dann kam Dorothea Mackinnon zu ihnen zurück. Mr. Mackinnon meinte, sie sollten lieber aufbrechen, wenn sie vor Mitternacht in Surrey sein wollten. Yorke und Sabina begleiteten sie vors Haus.
„Auf Wiedersehen, Sabina. Das war wirklich ein ereignisreicher Tag für mich.“ Yorkes Mutter lächelte, umarmte Sabina und küsste sie auf die Wangen.
„Willkommen in unserer Familie“, sagte Mr. Mackinnon herzlich und küsste Sabina ebenfalls.
Das war fast mehr, als sie ertragen konnte. Du bist eine Lügnerin und Betrügerin, sagte ihr eine innere Stimme, und ihr schlechtes Gewissen wurde nahezu übermächtig. Kaum war das Auto losgefahren, drehte Sabina sich um und eilte ins Haus. Ihre Gefühle waren in Aufruhr, und sie wollte kein einziges Wort mit Yorke reden.
Er schien ihr auch nichts mehr zu sagen zu haben, denn er hielt sie nicht auf. Vermutlich musste er sich noch darum kümmern, dass alle Haustüren versperrt wurden.
Zehn Minuten später hörte Sabina in ihrem Zimmer, wie nebenan die Tür zuerst geöffnet, dann geschlossen wurde. Yorke.
Sie hasste ihn. Nein, sie hasste ihn nicht. Was war nur mit ihr los?
Hatte sie sich lediglich eingebildet, Yorke habe beim Essen intuitiv gespürt, wie ihr zumute war? War er ihr deshalb zu Hilfe gekommen? Oder nur, um eine für alle Beteiligten heikle Situation nicht noch schlimmer werden zu lassen? Ganz war es ja nicht geglückt. Dass Mr. Mackinnon ihren Vater kannte, war nicht vorhersehbar gewesen. Und nun? Ach, das Ganze war ein einziger, riesiger, verworrener Schlamassel.
Sabina schlief schlecht, und morgens um vier Uhr hielt sie es nicht länger im Bett aus. Es wurde schon hell, als sie sich ans Fenster setzte und weiter über ihre Sorgen grübelte.
Ihr schlechtes Gewissen ließ ihr keine Ruhe. Dass sie Yorke geholfen hatte, seine Eltern hinters Licht zu führen, konnte sie selbst kaum glauben. Schließlich mochte sie seine Eltern.
Allerdings hätte Mrs. Fairfax sicher einen schweren Rückfall erlitten, wenn sie nicht mitgespielt hätte …
Yorkes Großmutter sieht immerhin schon kräftiger aus als im Krankenhaus, überlegte Sabina. Vielleicht konnte Yorke ihr die Wahrheit jetzt ja schonend beibringen.
Sabinas Gedanken schweiften ab, als sie sich an den Moment des Verständnisses und der Zärtlichkeit zwischen ihr und Yorke erinnerte. Daran, wie er ihr die Hand geküsst hatte.
Unwillkürlich schmiegte Sabina die linke Hand an die Wange. „Ach, du liebe Güte“, tadelte sie sich dann missmutig und zwang sich, an ihr Problem zu denken. Vielleicht konnte Yorke seiner Großmutter von Natalie erzählen und erklären, warum sie, Sabina, den Ring noch nicht zurückgeben konnte.
Sabina seufzte. Nein, Mrs. Fairfax hatte in letzter Zeit genug mitgemacht. Es wäre grausam, ihr von Rods Hinterhältigkeit zu berichten.
Widerstrebend sagte sich Sabina, dass sie einfach weitermachen musste. Aber auch wenn es notwendig war, Yorkes Großmutter weiterhin zu betrügen, so war Sabina fest entschlossen, ihre Eltern unter gar keinen Umständen zu belügen.
Panik erfüllte sie, als sie plötzlich das Gefühl hatte, ihr würde alles aus der Hand gleiten. Aber sobald ich Mulberry House verlassen habe, brauche ich niemand mehr etwas vorzumachen, tröstete Sabina sich. Falls Mrs. Fairfax sie wieder einmal einladen wollte, musste sie eine gute Ausrede parat haben.
Was aber, wenn Yorkes und ihr Vater sich im Golfklub über den Weg liefen? Oder noch schlimmer: Yorkes Mutter rief ihre Mutter an, um ihr zu sagen, wie glücklich sie über die Verlobung sei.
Ein unerträglicher Gedanke. Sabina stand auf und ging rastlos im Zimmer hin und her. Yorke hatte seine Mutter schließlich nicht gebeten, ihre Mutter nicht anzurufen. Er hatte lediglich darum gebeten, die Verlobungsfeier noch aufzuschieben. Auch seinen Vater hatte Yorke nicht ersucht, kein Wort über die Verlobung zu ihrem Vater zu sagen.
Da ihre Eltern so um ihr Wohlergehen besorgt waren, würden sie sofort bei ihr erscheinen, sobald sie von ihrer Verlobung erfahren hätten. Von ihrer Verlobung mit einem Mann, den sie nicht einmal kannten.
Sabina wurde ganz elend zumute, als sie erkannte, dass sie ihre Eltern weder belügen noch ihnen die Wahrheit sagen konnte: Nämlich dass alles so gekommen war, weil Natalie sich in einen Dieb verliebt hatte. Nein, das wäre Natalie gegenüber unloyal.
Während Sabina weiter hin und her ging, blickte sie unwillkürlich immer wieder zu der Tür zum Nebenzimmer.
Yorke
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