Julia Exklusiv 0180
Frau um, die nicht ständig widerspricht.“ Seine Schwester schwieg so lange, dass Hassan fürchtete, sich verraten zu haben. „Ein Mädchen, das die richtige Mutter für meine Söhne wäre“, erklärte er unvermittelt. „Ich bin sicher, du weißt genau, wie du an eine Liste passender Jungfrauen kommst.“
„Überlass das nur mir, Hassan“, erwiderte Nadeem etwas sanfter. „Ich werde sehen, ob ich eine finde, die dir gefällt.“
„Du hast mich lange genug gedrängt. Lass mich jetzt also nicht zu lange warten.“ Er schaltete das Handy ab. Ein Mann musste irgendwann heiraten, und wenn er nicht die Frau bekommen konnte, die er begehrte, musste er lernen, die Frau zu begehren, die er haben konnte.
Seufzend schaltete Hassan das Handy wieder ein und tippte Pam Fentons Nummer ein.
Nachdem Rose den Staub des wilden Ritts abgewaschen hatte, suchte sie in der Truhe nach etwas Weitem, Kühlem, das sie in der Nachmittagshitze tragen konnte. Dabei hörte sie die ganze Zeit hinter den Vorhängen leise Bewegungen im Wohngemach, wo der Tisch fürs Mittagessen gedeckt wurde. Hassan war nicht zurückgekehrt, aber das hatte sie auch nicht erwartet.
Nach einer Weile ertönte hinter dem Vorhang diskretes Hüsteln. „Wünschen Sie zu speisen, Sitti?“
Sitti? Mylady?
Die ehrerbietige Anrede überraschte Rose. Rasch stand sie auf, drapierte sich einen langen Chiffonschal züchtig um den Kopf und betrat den großen Raum. Wie erwartet, war der Tisch für eine Person gedeckt. Es gab Fleisch, frisch gebackenes, ungesäuertes Brot, Petersiliensalat, dicke Tomatenscheiben.
„Sukran“, sagte Rose, um die wenigen arabischen Wörter zu benutzen, die sie kannte. „Danke. Das sieht lecker aus.“ Der Mann verneigte sich. „Aber ich würde gern unten am Bach essen.“ Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern ging an ihm vorbei, als würde sie nicht daran zweifeln, dass er ihr folgen würde.
„Sitti …“ Der Diener eilte ihr nach, als sie das Zelt verließ, doch sie tat so, als würde sie ihn nicht hören. „Sitti“, wiederholte er beschwörend. „Die Speisen sind hier.“ Unbeirrt ging sie weiter über den steinigen Pfad. „Morgen“, erbot er sich, „morgen, insh’ Allah, serviere ich Ihnen das Essen am Bach.“
Sie blieb stehen, drehte sich um, und seine Miene entspannte sich. Doch Rose blickte nur bedeutsam zum Bach.
„Dort drüben.“ Sie deutete auf die Stelle, an der sie picknicken wollte, und ging weiter.
Hinter sich hörte sie bestürztes Flüstern und lächelte zufrieden. Die Männer konnten sie nicht aufhalten. Sie war Sitti, Mylady, ihre Herrin und somit Hassans Lady. Aber sie durften sie auch nicht allein weggehen lassen. Dann konnte sie sich verletzen … oder versuchen fortzulaufen.
Doch letztlich durfte sich ihr keiner von ihnen widersetzen. Das konnte nur Hassan.
Allerdings war es nicht ihr Problem. Rose war sicher, dass die Männer sich etwas einfallen lassen würden.
Also setzte sie sich auf einen mächtigen flachen Felsen oberhalb eines der Bäche, die die Oase versorgten, streifte sich die Sandaletten ab und ließ die Füße ins Wasser baumeln.
Es war herrlich kühl. Genießerisch lehnte Rose sich zurück, dabei stützte sie sich auf die Hände und hob den Kopf, um ihr Gesicht von der frischen Brise kühlen zu lassen, die von den Bergen herüberwehte. Später werde ich baden, beschloss sie.
Ein Mann mit einem Gewehr erschien und postierte sich ein Stück von ihr entfernt, dabei bemühte er sich, nicht direkt in ihre Richtung zu sehen. Wozu das Gewehr? fragte sie sich. Gab es hier Schlangen? Oder hoffte der Mann, eine Gazelle abzufangen, die zum Wasser wollte und ihm dann als leichte Beute zufallen würde?
Nach einer Weile bemerkte Rose aus den Augenwinkeln zwei Männer, die zu einer schattigen Stelle am Bachufer gingen. Sie trugen einen großen Teppich, den sie auf dem Boden ausbreiteten. Dabei hielten sie den Blick abgewandt. Und sie tat so, als würde sie sie nicht bemerken, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.
Kissen wurden herbeigeschafft.
Rose bewegte die Füße im Wasser hin und her. Es war ihr komisch vorgekommen, mitten am Tag ein bodenlanges Gewand zu tragen, doch hier am Bach, die Füße im Wasser, in einen Kaftan gehüllt, dessen federleichter Seidenstoff ihre Beine umspielte, kam sie sich wie eine Märchenprinzessin vor.
Das Essen wurde in zwei Behältern gebracht. Ihr Herz schlug rascher. Würde Hassan kommen? Oder hatte er das Lager verlassen und war in die Wüste
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