Julia Exklusiv 0180
geritten, wo sie ihn nicht quälen konnte?
Hatte er vielleicht von Faisal gehört?
Der schieferblaue Seidenstoff ihres Gewands und ihr rotes Haar unter dem zarten Gewebe ihres Schals schimmerten im Sonnenlicht. Mit angehaltenem Atem betrachtete Hassan Rose aus der Entfernung und bemühte sich, nichts zu empfinden.
Unmöglich.
Mit den Füßen im Wasser sah sie aus wie eine Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht. Scheherezade hätte nicht schöner sein können, während sie ihre Märchen erzählte. Das hatten beide gemeinsam. Und ihre Klugheit.
Hassan unterdrückte ein Lächeln. Seine von Männern beherrschte Gesellschaft würde gegen ihre feministischen Anschauungen aufbegehren, doch Rose würde es spielend schaffen, sich ihre Regeln und Gepflogenheiten zunutze zu machen.
Sein Leben würde niemals langweilig sein, wenn sie bei ihm war und ihm auf die Nerven ging. Und dann würde es endlose Tage wie diesen geben, wenn sie auf ihn wartete.
Widerstrebend ließ Hassan den Traum verfliegen. Nicht endlose Tage. Wie lange würde es dauern, ehe sie mehr wollte, sich nach ihrem früheren Leben, der Freiheit zu sehnen begann?
Sie würden einige Wochen der Wonne genießen, doch er würde Rose nicht halten können. Aber er würde sie auch nicht gehen lassen können. Sie würden beide Gefangene sein.
Ein Schatten fiel auf Rose, und sie blickte auf. Hassan hatte den Wächter weggeschickt und hielt das Gewehr in der Hand. Er schien zu warten, und sein Gesichtsausdruck war so unnahbar, als würden sie Welten trennen. Langsam sah Rose fort, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie Hassan bemerkt hatte.
„Haben Sie das so gewollt?“, fragte er schließlich.
Nicht ganz. Aber es war ein Anfang. Rose reichte ihm die Hand. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu ergreifen und ihr aufzuhelfen. Sobald sie stand, gab er sie jedoch frei.
Es trennten sie Milchstraßen.
„Sie sind nass“, stellte Rose fest.
„Es war heiß.“
„Heiß.“ Sie wiederholte das Wort, als wäre sie nicht sicher, was es bedeutete.
„Und staubig. Sie hatten mein Bad mit Beschlag belegt, da habe ich mich in einem Eimer gewaschen.“
„Angezogen? Ich dachte, diese lästige Vorschrift gilt nur für die Frauen hier.“ Verflixt! So umwarb man keinen Prinzen. Sie schlüpfte in ihre Sandaletten und ging, den nassen Saum ihres Gewands im Sand hinter sich herschleifend, zum gedeckten Picknickteppich. Vorsichtig setzte sie sich so zwischen die Kissen, dass ihre Füße nicht zu sehen waren, und kam sich wie eine mythische Huri vor.
Aber so weit, so gut. Sie hatte ihr Picknick, und sie hatte Hassan. Nur hatte er sich etwas entfernt von ihr auf einen Felsen gesetzt und blickte zu den Bergen hinüber. Offenbar wartete er, bis sie gegessen hatte und ihr Spielchen leid war.
Rose öffnete einen der Speisenbehälter. „Wozu das Gewehr?“, fragte sie, während sie den Inhalt begutachtete.
„Leoparden. Panther.“
Natürlich hatte sie gehört, dass es in den Bergen Wildkatzen gab, doch dass diese sich nah an die Menschen heranwagten, hielt sie für unwahrscheinlich. „Sie töten sie?“
„Wenn sie unsere Tiere angreifen.“ Als sie zweifelnd aufblickte, versicherte Hassan: „Gelegentlich kommt es vor. Falls sich Ihnen ein wildes Tier nähert, würde ich es erschießen … obwohl ich versucht sein könnte, Sie Ihrem Schicksal zu überlassen.“ Als sie sich entrüstet gab, lenkte er ein: „Na ja, ein Warnschuss würde möglicherweise auch genügen.“
„Ich meinte eigentlich Ihre Gastfreundschaft und nicht, wie Sie mit wilden Tieren verfahren.“
„Wieso? Ist das Essen nicht in Ordnung?“ Er verstand sie absichtlich falsch.
„Nein. Es ist köstlich, aber viel zu viel für mich.“
„Vielleicht will der Koch andeuten, dass Sie zu dünn sind.“
„Ich dachte, er sollte mich gar nicht bemerken.“
„Sie muss man ansehen, ob man will oder nicht.“
Man vielleicht. Nicht so Hassan. Er saß etwa sieben Meter abseits und blickte weiter in die Ferne. Rose legte sich auf den Rücken und betrachtete den tiefblauen Himmel durch die Äste des Granatapfelbaums.
„Haben Sie von Faisal gehört?“, fragte sie.
„Noch nicht.“
„Vielleicht ist er schon unterwegs.“
„Ich wünschte, es wäre so. Leider sucht Partridge ihn immer noch.“
„Und wenn er ihn findet? Was dann? Werden Sie eine Pressekonferenz abhalten? Jetzt können Sie der absoluten Aufmerksamkeit der Medien sicher sein.“
„Ich dachte, vielleicht wollen Sie der Welt den neuen
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