Julia Exklusiv 0180
kommen.
„Also gut“, erklärte Rose. „Ich verzichte auf eine Entschuldigung. Aber ich verlange, dass meine Nachrichtenagentur die ganze Story exklusiv bekommt. Das sind Sie mir schuldig. Außerdem werden Sie Hilfe brauchen, um die Medien genau im richtigen Moment auf Ihrer Seite zu haben. Das könnte ich veranlassen.“
Nach allem, was Hassan ihr zugemutet hatte, war so eine Forderung angemessen und berechtigt. Doch statt ihr auf den Knien zu danken, wurde seine Miene drohend.
„Wissen Sie, was Sie sind?“, fragte er, ohne auf ihr Angebot einzugehen. Sicherheitshalber verzichtete Rose auf eine Antwort. „Sie sind ein Dummkopf.“
Schon möglich, dachte sie.
„Nicht zu fassen, dass Sie so dumm sein können.“ Aha. Er war also noch nicht fertig. „So unverantwortlich, so … so …“
„Naiv?“, versuchte sie ihm weiterzuhelfen.
Fehlschlag. Hassan verlor vollends die Beherrschung. „Sie hätten die Möglichkeit gehabt, sich aus der Sache herauszuhalten, aber wie die Romanheldin mussten Sie unbedingt der Story nachjagen. Ist es nicht so?“
„Hassan …“
„Rose Fenton, das Reporterass, lässt sich keine Schlagzeile, keinen Knüller entgehen.“ Gar nicht übel, fand sie, doch ehe sie etwas sagen konnte, setzte er hinzu: „Sie kennen mich nicht. Sie haben keine Ahnung, was ich mit Ihnen vorhatte.“
Es lag ihr auf der Zunge, zu erwidern, dass er nicht wie ein Sklavenhändler aussah, doch seine hochgezogenen Brauen veranlassten sie, sich ihre Antwort genau zu überlegen.
„Was, zum Teufel, haben Sie sich dabei gedacht, Rose?“, fuhr Hassan fort, als sie schwieg. „Was wird das nächste Mal passieren, wenn jemand Sie entführt? Werden Sie dann ganz ruhig bleiben, weil beim ersten Mal ja auch alles gut gegangen ist? Werden Sie denken: Ach, was soll’s, Hassan ist ein Gentleman, und ich bekomme eine schöne Gehaltserhöhung, wenn ich die Story abgeliefert habe?“ Als sie weiter schwieg, zischte er: „Nun?“
Der plötzliche scharfe Ton ließ Rose zusammenzucken. Endlich war Hassan alles losgeworden, und jetzt wartete er ungeduldig auf eine Erklärung für ihr unbegreifliches Verhalten.
Doch natürlich konnte sie ihm unmöglich verraten, warum sie ihrem Instinkt gefolgt war statt der Stimme der Vernunft.
„Also, wissen Sie, was den ‚Gentleman‘ betrifft, bin ich mir nicht so sicher“, begann sie vorsichtig. „Gestern Abend waren Sie …“ Nein, vergiss gestern Abend! „Und was die Gehaltserhöhung betrifft …“ Sie zuckte die Schultern. „Wer weiß? Ich habe die Nachrichtenagentur nicht angerufen, als ich es hätte tun können. Und Sie haben mir die Exklusivrechte noch nicht zugesichert. Wenn ich sie nicht bekomme, kann ich die Gehaltserhöhung abschreiben und muss mich möglicherweise sogar nach einem anderen Job umsehen.“
Hassan atmete scharf ein, dann packte er ihre Arme und zog sie an sich, sodass ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt war.
Da habe ich mich wohl doch zu weit vorgewagt, entschied Rose. „Also gut“, lenkte sie ein. „Ich bin dumm. Sehr dumm sogar. Dafür bin ich bekannt. Fragen Sie die anderen.“ Ruhig setzte sie hinzu: „Wenn Sie mich jetzt loslassen und mir das Handy zurückgeben, rufe ich mir ein Taxi und lasse Sie in Ruhe.“
Einen Augenblick lang hielt er sie fest, und sein durchdringender Blick schien sie warnen, herausfordern zu wollen. Dann sah Rose in dem gedämpften Sonnenlicht, das ins Zelt fiel, dass Hassans Zorn abflaute. In seine Augen trat ein seltsames Glimmen, und sie atmete rascher. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Hassan sie küsste. Sie in die Arme nahm. Sie liebte.
Wenn er sie so begehrte, würde es nicht unmöglich sein. Wenn sie ihn nur berührte, sein Gesicht, seine Hand streichelte, konnte sie es ihm zu verstehen geben.
Doch er hielt ihre Arme fest und presste sie ihr an den Körper. Unvermittelt gab er sie schließlich frei und ließ die Hände sinken, dann trat er einen Schritt zurück.
„Taxis …“ Seine Stimme bebte, wie Rose feststellte.
Zu Unrecht hatte sie ihm vorgeworfen, er wäre kein Gentleman. Hassan war sogar zu sehr Gentleman. Einmal hatte er sich vergessen, ein zweites Mal würde es ihm nicht passieren. Er schien zu spüren, was in ihr vorging, denn er wich weiter zurück.
„Taxis?“, wiederholte sie und folgte ihm, um ihn herauszufordern.
„Wir sind nicht in Chelsea, Rose. Hier gibt es keine Taxis.“
Fast, dachte sie. Fast. Aber
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