Julia Exklusiv 0180
im Schatten der Bäume auf die Kissen zu sinken, um alles voneinander zu erfahren.
Der Augenblick war wie geschaffen dafür, doch Hassan verhielt sich wie ein Ehrenmann und schien entschlossen zu sein, ihr Geschenk nicht anzunehmen. Er versuchte, Abstand zu bewahren und seinem Verlangen nicht nachzugeben.
Beschämt riss Rose sich zusammen und rang sich ein Lächeln ab. „Ich wollte Sie zwingen, mir Aufmerksamkeit zu schenken, Hassan.“
„Die haben Sie“, versicherte er. „Und wenn Sie die Knöpfe wieder schließen, behalten Sie sie auch.“ Als sie mit der freien Hand andeutete, dass er ihr Handgelenk immer noch festhielt, setzte er hinzu: „Wenn Sie das getan haben, sollten Sie mir endlich verraten, was Sie wirklich wollen, Rose.“
8. KAPITEL
Hassan stellt die richtigen Fragen, dachte Rose verzweifelt, aber was soll ich antworten?
„Ein Interview“, improvisierte sie. „In einigen Tagen stehen Sie im Mittelpunkt des Medieninteresses, und da Sie mich hier festhalten, bis Faisal da ist, könnten wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“
„Wir? Sie scheinen auch allein bestens zurechtzukommen.“ Bisher hatte er ihr bewusst nur ins Gesicht gesehen. Jetzt ließ er den Blick langsam zu der Stelle gleiten, an der ihr Kaftan auseinanderklaffte. Seine Augen glommen, als wollten sie ihre nackte Haut versengen. Zögernd hob er den Kopf und sah ihr in die Augen. „Oder strippen Sie immer für ein Interview?“
Ihr lag auf der Zunge zu erwidern: Das hängt davon ab, wen ich interviewe.
Stattdessen sagte Rose: „Irgendwie musste ich Sie auf mich aufmerksam machen.“
Um seine Mundwinkel zuckte es. „Glauben Sie mir, das ist Ihnen vollauf gelungen.“
Nun musste sie sich geschickt weiter vorantasten. „Dann sollten wir an die Arbeit gehen.“
Hassan machte eine abweisende Handbewegung. „Diese Interviews habe ich alle schon hinter mir.“
„Aber nicht so, wie ich es bringen werde.“ Sie wollte ihn nicht ruinieren. „Ich werde über Sie schreiben, Hassan al Rashid, und zwar so, dass die Leute Sie als treuen Bruder und Freund sehen, der Faisal unverbrüchlich zur Seite steht, wenn er Emir ist, und Sie nicht als zornigen Rebellen in Erinnerung haben, der über die Stränge geschlagen hat, weil er nicht bekommen konnte, was er wollte.“
„Sie wollen meinen angekratzten Ruf mit wenigen Federstrichen wiederherstellen?“ Rose spürte, dass Hassan sich entspannte, denn er lockerte seinen Griff um ihr Handgelenk. „Und wie wollen Sie das schaffen?“, fragte er zweifelnd.
„Mit Zeit und Geduld. Und Ihrer Mithilfe.“ Ihr Kampfgeist erwachte wieder. „Werden Sie mitmachen?“
„Mir bleibt keine andere Wahl.“ Hassan schwieg eine Weile und sah aus, als würde er am Rand eines Abgrunds stehen.
Diamanten. Gelbe Diamanten, die zu ihren Tigeraugen passten. Er stellte sich vor, Rose nackt auszuziehen, um sie mit kostbaren Juwelen zu schmücken, sie mit Perlensträngen an sich zu binden und sie dann auf einem Bett voller Rosenblüten zu lieben. In diesem Moment begehrte er sie so schmerzlich, dass ihm schwindlig wurde. Ihm war, als hätte er sein Leben lang auf diese Frau gewartet. Aber würde es immer so bleiben? Er konnte sich jeden Wunsch erfüllen und alles bekommen, nur nicht das, was sein Herz begehrte …
„Hassan?“
Ihre besorgte Stimme brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Es war Zeit, damit aufzuhören und die verrückten Träume zu verbannen.
„Tut mir leid, ich habe gerade überlegt … Meinen Sie, es wäre nützlich, wenn Sie in Ihrer Reportage Fotos von meiner Hochzeit bringen würden, Rose?“
„Ihrer Hochzeit?“ Rose begann zu lachen. Doch er blieb ernst und merkte, wann ihr klar wurde, dass er das nicht nur so dahingesagt hatte. Plötzlich verharrte sie regungslos, ihre Wangen röteten sich, und die Pupillen schienen von goldenen Rändern umgeben zu sein. Wie konnte er Rose widerstehen? Die Worte hallten in seinem Kopf wider: Ich liebe dich. Ich möchte dich immer bei mir haben. Das Problem war das „immer“. Vielleicht las sie es in seinen Zügen, denn sie schien auf einmal vor ihm zurückzuweichen. „Hochzeit?“, wiederholte sie unsicher.
„Nadeem hat recht“, erklärte Hassan betont sachlich. „Ich werde hierbleiben müssen, bei Faisal, und ein Mann braucht Söhne. Ich habe sie gebeten, sich für mich nach einer passenden Braut umzusehen. Einer ruhigen Frau, die nicht widerspricht“, setzte er hinzu, als würde es ihn gar nicht
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