Julia Exklusiv 0180
ihres kurzen Aufenthalts auf dieser paradiesisch schönen Insel so viel Zeit wie nur möglich im Meer verbrachte, begeisterte sie sich täglich aufs Neue an den leuchtenden Farben der Fische, die sich zwischen den bizarr geformten Korallenstöcken tummelten.
Zweifellos zählte diese vielfältige Unterwasserwelt mit rosafarbenen und grünen Seeanemonen, zitronengelben Goldstriemern und unzähligen anderen gepunkteten, gestreiften und in allen Farben schimmernden Fischen zu den Höhepunkten der Reise, die sie quer über den Globus geführt hatte.
Nach Jahren harter Arbeit hatte Lois sich vor drei Monaten kurzfristig entschlossen, einmal für längere Zeit auszuspannen und sich in der Welt ein wenig umzusehen. Zugleich war es eine gute Gelegenheit, etwas Abstand von Hollywood zu gewinnen und in Ruhe über die Zukunft nachzudenken.
Seit ihrer ersten kleinen Rolle in Ring of Destiny hatte sie in zahllosen Filmen mitgewirkt und sich so gut wie keine Ruhepause gegönnt. Dann aber hatte sie für ihren letzten Film Fear no Evil den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhalten und war nun in der glücklichen Lage, sich unter vielen Angeboten die besten Rollen aussuchen zu können. Bisher hatte sie immer den Typ „moderne junge Frau mit Charme und Sex-Appeal“ verkörpert, aber vielleicht sollte sie ihr Repertoire erweitern und ins Charakterfach wechseln?
Versuch nicht vom Thema abzulenken, schalt sie sich und rückte energisch ihre Taucherbrille zurecht. Es war sicher notwendig, dass sie sich über ihre künftige Karriere Gedanken machte, nur sollte sie sich über den wahren Grund ihrer Reise keiner Selbsttäuschung hingeben. Letztendlich hatte sie doch Hollywood nur den Rücken gekehrt, um ihr gebrochenes Herz zu kurieren.
Während für die meisten ihrer Schauspielerkolleginnen häufig wechselnde Liebhaber kein Problem zu sein schienen, hatte Lois sich schon bald eingestehen müssen, dass sie offenbar zu jenen langweiligen Geschöpfen gehörte, die man mitleidig als „nette, altmodische Mädchen“ bezeichnete. Nicht, dass sie unbedingt gleich heiraten wollte, aber sie war nicht der Typ, der jede Nacht mit einem anderen Mann ins Bett stieg. Sie hatte daraus auch nie ein Hehl gemacht und so manchen männlichen Hollywoodstar abgewiesen, für den Treue ein Fremdwort war.
Aber Hochmut kommt vor dem Fall, erinnerte sie sich jetzt selbstironisch, denn was hatte sie getan? Ausgerechnet sie hatte sich Hals über Kopf in einen verheirateten Mann verliebt!
Wenn es sich dabei wenigstens um ihren letzten Filmpartner gehandelt hätte. Das wäre noch einigermaßen verständlich gewesen und passierte des Öfteren. Aber natürlich nicht ihr! Sie war ja nicht wie alle anderen! Sie musste sich ausgerechnet in Ross Whitney verlieben, den Autor des Romanbestsellers Fear no Evil , der auch das Drehbuch zum gleichnamigen Film verfasst hatte.
Sie hatte Ross erst während der Dreharbeiten kennengelernt. Wie sich herausstellte, verabscheute er Hollywood und hatte sich nur bereit erklärt, bei den Außenaufnahmen in der Wüste Arizonas dabei zu sein, um eventuell notwendige Änderungen im Drehbuch vorzunehmen. Dort draußen, meilenweit entfernt von der Zivilisation, verwechselte man nur allzu leicht Illusion und Wirklichkeit. So war es auch Lois ergangen, als sie merkte, dass sie sich unsterblich in den großen dunkelhaarigen und unverschämt gut aussehenden Engländer verliebt hatte.
Ross traf keine Schuld, denn er hatte sich ihr gegenüber wie ein perfekter Gentleman verhalten. Hätte er sie nur ein wenig ermutigt, wäre sicher alles anders gekommen. Vielleicht hätte sie gar ihre Skrupel über Bord geworfen und sich auf eine heiße Affäre mit ihm eingelassen. So aber machte sie sich komplett zum Narren.
Allerdings musste man ihr zugestehen, dass sie nicht gewusst hatte, dass Ross Whitney verheiratet war. Das hatte sie erst erfahren, als sie in ihrem Liebeswahn so verrückt gewesen war, unangemeldet bei ihm auf seiner Privatinsel in der Karibik aufzukreuzen. Ihr Pech war es, dass dort zur selben Zeit auch Ross’ Frau Flora auftauchte, die seit Jahren von ihrem Mann getrennt lebte.
Zum Glück waren Ross und Flora ausgesprochen nette Leute, die sich ihr gegenüber nichts hatten anmerken lassen. Trotzdem wäre Lois vor Scham am liebsten im Boden versunken, als sie die wahre Situation durchschaute. Wenigstens war es ihr gelungen, nach außen hin Haltung zu bewahren und in Würde den Rückzug anzutreten.
Aus heutiger Sicht hatte sie eine
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