Julia Exklusiv 0180
durcheinanderbringt, fragte Rob sich verwirrt, als er im Wohnzimmer den Hörer abhob. An ihrem Äußeren, das eher zum Fürchten aussah, konnte es ja wohl kaum liegen. Doch etwas in ihrer Stimme und der Ausdruck von Verletzlichkeit in ihren klaren blauen Augen hatten eine ganz sonderbare Wirkung auf ihn. So unglaublich es war, aber irgendwie übte die Unbekannte einen starken sexuellen Reiz auf ihn aus.
Zum Glück gab es einen eigenen Hotelarzt, der sofort kam. Während der Doktor die Patientin untersuchte, wartete Rob auf der Terrasse und atmete auf, als er hörte, dass keine Gefahr mehr bestehe.
„Es war gut, dass Sie die Blutung sofort gestoppt haben“, sagte der Arzt. „Doch der Schnitt ist nicht sehr tief. Wenn Sie dafür sorgen, dass Ihre Frau für den Rest des Tages im Bett bleibt, sehe ich kein Problem für den morgigen Rückflug nach Amerika.“
„Wieso …?“ Rob sah ihn erstaunt an. „Tut mir leid, hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Diese Dame ist nicht meine Frau, sondern ich …“
„Oh, verstehe. Sie sind ein ausgesprochener Glückspilz!“ Der Arzt lächelte ein wenig süffisant. „Keine Angst, Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.“ Er klopfte Rob freundschaftlich auf die Schulter und ging zu der kleinen Treppe am Ende der Terrasse. „Ich überlasse die schöne Lady nun wieder Ihrer liebenden Fürsorge.“
„Aber ich … Sie sehen das alles ganz falsch!“, rief Rob, doch der Arzt war nicht mehr zu sehen, und man hörte ihn nur noch leise lachen.
Verwirrt fuhr Rob sich mit der Hand durchs Haar. Was, zum Teufel, sollte er jetzt tun? Er war wütend, weil man ihm gegen seinen Willen die Verantwortung für diese merkwürdige Person aufgebürdet hatte. Andererseits konnte er die Frau nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Vielleicht fühlte sie sich ja müde und erschöpft und war froh, wenn er möglichst schnell verschwand.
Ein Königreich für einen Drink, dachte er, straffte die Schultern und klopfte an die Tür des Schlafzimmers.
„Tut mir leid, aber aus irgendeinem Grund scheint der Arzt einen falschen Eindruck von uns bekommen zu haben“, sagte er beim Betreten des Zimmers. „Ich bin zwar bemüht, mein Bestes zu tun, aber das bedeutet nicht … lieber Himmel!“
Er blieb mitten im Zimmer wie angewurzelt stehen und vermochte seinen Augen nicht zu trauen. Wo war das unförmige Frauenzimmer, das er blut- und dreckverschmiert vor weniger als einer Stunde am Strand aufgelesen hatte?
„Ich glaube es einfach nicht!“, stieß er hervor und ließ den Blick langsam über die langen, wohlgeformten Beine der atemberaubend schönen Frau schweifen, die unter einem hauchdünnen Seidenhemd nur einen winzigen Bikini trug, der buchstäblich nichts der Fantasie überließ. Statt des hässlichen schwarzen Schals umrahmten nun rote Locken ein fein geschnittenes Gesicht mit klaren blauen Augen und einem Mund, der zum Träumen anregte.
„Anscheinend bin ich gestorben und direkt im Paradies gelandet“, bemerkte er heiser. „Anders kann ich mir diese liebliche Erscheinung nicht erklären!“
Seine verblüfft klingende Stimme und der entgeisterte Blick entlockten ihr ein melodisches Lachen, das ihm ein wohliges Prickeln auf der Haut verursachte. Haltsuchend umklammerte er einen Bettpfosten.
„Ich … tut mir leid“, murmelte er, und eine leichte Röte färbte seine Wangen, als ihm bewusst wurde, dass er sich wie der letzte Tölpel benahm. „Es ist nur …“ Hilflos schüttelte er den Kopf. Obwohl er als sprachgewandter Jurist nie um ein Wort verlegen war, fühlte er sich außerstande, ihr zu erklären, welche Wirkung sie auf ihn habe.
„He, entspannen Sie sich! Sie müssen sich vor mir nicht rechtfertigen“, versicherte sie. „Ich verstehe gar nicht, warum man euch Briten nachsagt, ihr wärt kühl und förmlich?“ Diesmal klang ihr Lachen ein wenig atemlos. „Meiner Erfahrung nach seid ihr ausgesprochen charmant.“
„Ich wünschte, es wäre so, aber leider irren Sie sich.“ Rob blickte lächelnd zu der verführerisch auf dem Bett ausgestreckten wunderschönen Frau hinab. „Meistens benehmen wir uns so steif, als hätten wir einen Stock verschluckt. Wir sind alle Opfer unserer berühmten Schulen, deren Krawatten wir ein Leben lang tragen.“
„Tatsächlich?“ Sie lächelte. „Im Moment sehe ich jedenfalls keine Krawatte bei Ihnen. Was halten Sie davon, uns beiden einen Drink einzuschenken?“
„Falls der Arzt Ihnen eine Spritze oder irgendeine Medizin
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