Julia Exklusiv 0180
Gesicht zwischen den blutverschmierten Händen.
Rob presste die Lippen zusammen. Es war schwierig, unter diesem verdammten Hut überhaupt etwas von ihrem Gesicht zu erkennen, aber sie schien totenblass zu sein. Höchste Zeit, dass sie fachmännisch verarztet wurde.
„Nun, es hat wenig Sinn, noch weiter hier herumzusitzen.“ Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie hochzuheben.
„Was soll das?“ Sie versuchte sich ihm zu entwinden, doch das weite Gewand behinderte sie, und sie schaffte es nicht, sich zu befreien. „Lassen Sie mich sofort los!“
Er ignorierte ihren lautstarken Protest, hob sie hoch und trug sie quer über den Strand zu ihrem Bungalow. „Statt hier herumzuschreien, sollten Sie lieber Ihren Verstand gebrauchen“, wies er sie barsch zurecht.
Da sie nicht sofort antwortete, sondern nur vernehmlich Luft holte, erklärte er: „Ich habe Ihre Wunde nur notdürftig verbunden. Sie kann jeden Moment wieder zu bluten anfangen, deshalb sollten Sie Ihren Fuß schonen. Ist das so schwer zu begreifen?“
„Nein, schon klar.“ Sie lachte ein wenig zittrig und murmelte etwas Unverständliches.
„Tut mir leid, ich habe nicht genau verstanden, was Sie gesagt haben.“
„Es war auch nicht für Ihre Ohren bestimmt“, erwiderte sie bissig. „Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe mich nur an meinen Schwur erinnert, großen dunkelhaarigen Engländern aus dem Weg zu gehen. Vor allem, wenn sie grob und unfreundlich sind und alles besser wissen.“
Er blickte auf die Frau in seinen Armen und bemerkte erst jetzt, dass sie bei dem Gerangel offenbar ihren schrecklichen Hut verloren hatte. Trotzdem wusste er noch immer nicht, welche Farbe ihr Haar hatte, da sie sich zusätzlich noch einen schwarzen Schal um den Kopf gewickelt hatte. Außerdem hatten ihre blutverschmierten Hände auf Stirn und Wangen rotbraune Flecken hinterlassen, was ihr Gesicht nicht gerade anziehender machte.
Nur ihre großen blauen Augen, die ihn – er konnte nicht sagen, ob wütend oder belustigt – anfunkelten, deuteten darauf hin, dass mehr in ihr steckte, als auf den ersten Blick zu sehen war.
„Ich kann Sie beruhigen“, gab Rob ironisch zur Antwort, während er sie die Stufen zur Terrasse hochtrug. „Normalerweise bin ich ein sehr höflicher Mensch und alles andere als grob oder gar besserwisserisch. Es sei denn, ich muss mich mit quengeligen Amerikanerinnen herumärgern, die nicht auf meine gut gemeinten Ratschläge hören wollen“, fügte er unter spöttischem Gelächter hinzu.
Es war angenehm kühl in ihrem Bungalow, der genauso eingerichtet war wie seiner. Rob trug die Frau ins Schlafzimmer und legte sie vorsichtig auf das breite Himmelbett.
„Bravo! Jetzt haben Sie es mir aber gegeben, stimmt’s?“ Sie lehnte sich in die Kissen zurück und stieß einen tiefen, ja fast theatralischen Seufzer aus. „Es muss herrlich sein, immer und in allem recht zu haben!“
Rob war keineswegs um eine Antwort verlegen und hätte dieses irritierende weibliche Wesen gern in die Schranken verwiesen, verzichtete jedoch nach einem Blick auf ihr bleiches Gesicht und die leicht zitternden Hände auf eine entsprechende Bemerkung. Im Übrigen schien die Frau wesentlich jünger zu sein, als er zuerst angenommen hatte.
„Tut mir leid“, sagte er leise. „Ich muss mich bei Ihnen für meinen rüden Ton entschuldigen. Aber mit dieser Wunde ist nicht zu spaßen. Sie sollten sich wirklich umgehend von einem Arzt behandeln lassen.“
„Ich sollte mich bei Ihnen ebenfalls entschuldigen. Wahrscheinlich bin ich Ihnen ziemlich auf die Nerven gegangen.“ Leicht verunsichert blickte sie zu dem großen dunkelhaarigen und bemerkenswert gut aussehenden Engländer auf, der sie immerhin aus einer recht unangenehmen Lage gerettet hatte.
„Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist“, fuhr sie mit leicht atemloser Stimme fort. „Ich benehme mich sonst nie so.“
„Ich mich ja auch nicht, obwohl es Ihnen sicher schwerfällt, das zu glauben.“ Er lächelte. „So, und nun werde ich in der Rezeption anrufen und ärztliche Hilfe anfordern. Sobald ich weiß, dass jemand unterwegs ist, sind Sie mich los.“
„Nein … bitte … gehen Sie noch nicht“, bat sie und griff nach seiner Hand. „Nicht, ehe der Arzt hier war.“
„Natürlich bleibe ich, solange Sie mich brauchen“, versprach er und drückte ihr beruhigend die Hand, bevor er das Schlafzimmer verließ.
Wenn ich nur wüsste, weshalb diese Frau mich derart
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