Julia Exklusiv 0180
schauspielerische Glanzleistung vollbracht, als sie den beiden damals alles Gute wünschte und sich mit strahlendem Lächeln von ihnen verabschiedete. Erst zu Hause, in ihren vier Wänden, war sie zusammengebrochen und in Depressionen versunken.
Umsonst hatte sie versucht, Ross aus ihrem Gedächtnis zu streichen – und aus ihrem Herzen. Im Vertrauen darauf, dass die Zeit alle Wunden heilte, hatte sie sich schließlich entschlossen, für längere Zeit zu verreisen.
Und tatsächlich hatte sich das alte Sprichwort auch bei ihr bewahrheitet. Irgendwann und irgendwo zwischen der Besichtigung aztekischer Tempelruinen und einem Besuch im Tadsch Mahal war sie von ihrem Liebeskummer kuriert worden. Nachdem sie wegen einer Magenverstimmung mehrere Tage in einem wunderschönen alten Hotel im indischen Agra das Bett hatte hüten müssen, war sie eines Morgens aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie nicht mehr in Ross Whitney verliebt war.
Natürlich würde sie ihm stets einen besonderen Platz in ihrem Herzen bewahren, aber es schmerzte sie nicht mehr, an ihn zu denken. Sie hatte wieder genügend Selbstvertrauen, um sich den Herausforderungen Hollywoods gewachsen zu fühlen, wenn sie morgen in die Staaten zurückflog.
Aber künftig werde ich einen weiten Bogen um große dunkelhaarige Engländer machen, schwor sie sich, drehte um und schwamm langsam zum Ufer zurück.
„Seltsam“, murmelte Rob und blickte mit gerunzelter Stirn auf seine Uhr. Zum ersten Mal, seit er die geheimnisvolle Unbekannte vor vier Tagen plötzlich am Strand entdeckt hatte, hielt sie sich nicht an ihren sonst so strikten Zeitplan.
Nicht, dass es ihn etwas anging. Ganz und gar nicht. Er hatte wirklich genug mit seinen eigenen Problemen zu tun.
Als sie jedoch zehn Minuten später noch immer nicht wieder aufgetaucht war, wurde er langsam unruhig. Nichts lag ihm ferner, als sich ihr aufzudrängen, aber es konnte nicht schaden, einen kleinen Spaziergang zum Strand zu machen. Nur um sicher zu sein, dass der Frau nichts zugestoßen war.
Er stand auf, verließ die Terrasse und ging langsam zum Meer hinunter. Während er sich noch unschlüssig umblickte und überlegte, ob er nicht besser zu seinem Bungalow zurückgehen sollte, hörte er in einiger Entfernung einen leisen Schrei.
Er begann zu laufen und entdeckte hinter der Palmengruppe eine im Sand kauernde, vermummte Gestalt. „Sind Sie in Ordnung?“, rief er und rannte schneller.
„Nein … ich glaube, ich brauche Hilfe“, erwiderte die Frau, die sich mit beiden Händen den linken Fuß hielt. Ihre Stimme klang unter dem Schlapphut etwas undeutlich, doch war der amerikanische Akzent unüberhörbar.
Als Rob sich über sie beugte, sah er, dass zwischen ihren Fingern Blut hervorquoll. „Du meine Güte! Was ist passiert?“
„Ich habe nicht aufgepasst und mich offenbar an einer Koralle geschnitten“, erklärte sie, sichtlich verärgert über ihre Unachtsamkeit. „Dabei weiß ich doch, wie scharf diese Dinger sein können.“ Sie wies mit dem Kopf zum Meer, und Rob sah die feine Blutspur im weißen Sand.
„Scheint so, als hätte es eine größere Ader erwischt, weil es gar nicht mehr zu bluten aufhört“, fügte sie mit leicht bebender Stimme hinzu.
„Es besteht kein Grund zur Panik“, sagte Rob, der die Situation sofort erfasst hatte. „Bleiben Sie ganz ruhig, und pressen Sie weiterhin die Hand auf die Wunde. Ich kümmere mich inzwischen um einen Verband. In Ordnung?“
Sie nickte, doch als er nach ihrem weiten Gewand griff und einen Streifen Stoff abriss, rief sie empört: „He, was tun Sie da? Ich darf meine empfindliche Haut nicht der Sonne aussetzen!“
„Reden Sie keinen Unsinn“, entgegnete Rob scharf. „Wollen Sie etwa lieber verbluten, statt einen kleinen Sonnenbrand zu riskieren?“ Ohne ihren Protest weiter zu beachten, zog er behutsam ihre Finger von der Wunde und begann, ihren Knöchel straff zu umwickeln.
„Tut mir leid.“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich habe ich mich wie eine Idiotin benommen. Dabei sollte ich Ihnen für die prompte Hilfe danken.“
„Keine schlechte Idee.“ Er lachte und stand auf.
„Dann also vielen Dank. Ich komme jetzt allein zurecht“, versicherte sie rasch, da er den Notverband mit skeptischer Miene betrachtete.
„Nein, Sie müssen schnellstens medizinisch versorgt werden“, widersprach er ernst. „Haben Sie in Ihrem Bungalow einen Erste-Hilfe-Kasten?“
„Ich … ich glaube nicht“, sagte sie leise und barg für einen Moment das
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