Julia Exklusiv 0180
hatte. „Ich … es ist alles in Ordnung …“, versicherte sie, obwohl sie gefährlich schwankte. Der Regisseur winkte einem kräftig gebauten Techniker und bat ihn, Miss Shelton auf ihr Zimmer zu tragen.
„Ich möchte, dass du dich ausruhst“, befahl er ihr energisch. „Nimm dir für den Rest des Tages frei. Und mach dir keine Sorgen, wir sind nämlich unserem Zeitplan sogar ein wenig voraus.“ Er klopfte ihr etwas unbeholfen auf die Schulter und ging dann zum Kameramann, wohl um mit ihm zu beratschlagen, welche Szene als Nächstes gedreht werden sollte.
„Ich weiß nicht, was mit mir los ist“, beklagte sich Lois unter Tränen, als Peggy ihr oben im Zimmer beim Ausziehen des Kostüms half. „Mir ist das alles schrecklich peinlich.“
„Wahrscheinlich haben Sie sich nur ein wenig überanstrengt“, versuchte Peggy sie zu beruhigen. „Die vergangenen fünf Wochen waren sehr hart für Sie. Ich bin sicher, dass Sie sich nach einigen Stunden Schlaf wieder besser fühlen werden.“
Doch statt sich zu beruhigen, wurde Lois plötzlich von einem Weinkrampf geschüttelt. Während Peggy noch verzweifelt überlegte, was sie tun sollte, erschien tatkräftige Hilfe in Gestalt von Lord Ratcliffes Haushälterin.
„Na, was ist denn mit dem armen Kind los?“, fragte sie, als sie nach kurzem Anklopfen das Zimmer betrat.
Peggy zuckte ratlos die Schultern. „Ich weiß es auch nicht.“ Sie blickte hilflos auf Lois, die auf dem Bett lag und schluchzend das Gesicht in die Kissen presste.“
„Kein Grund zur Aufregung“, erklärte Nora. „Die meisten Frauen sind während der ersten Schwangerschaft großen Stimmungsschwankungen unterworfen.“
Überrascht sah Peggy sie an. „Woher wissen Sie …?“
„Woher ich weiß, dass sie schwanger ist?“, fragte Nora schmunzelnd. „Bei meiner Erfahrung mit werdenden Müttern und Babys kann mir niemand etwas vormachen. Ich habe auf den ersten Blick erkannt, was mit ihr los ist.“
Sie ging zum Bett und tätschelte Lois’ Schulter. „Es besteht kein Grund zum Weinen, Miss Lois. Lassen Sie die alte Nora nur machen, und Sie werden sich gleich viel besser fühlen.“
„Ich komme mir so unglaublich dämlich vor!“, stieß Lois hervor. Sie setzte sich auf und putzte sich die Nase. „Offenbar habe ich mich völlig überschätzt, als ich dachte, ich würde die Dreharbeiten trotz Schwangerschaft problemlos durchstehen.“
„Das ist bei jeder werdenden Mutter anders – genau wie jedes Baby anders ist“, klärte Nora sie auf. „Während manche Frauen keinerlei Probleme haben, muss sich bei anderen der Körper erst allmählich an den neuen Zustand gewöhnen. Doch das ist kein Grund zur Sorge. Wir kriegen Sie schon wieder hin.“ Nora drehte sich zu Peggy um. „Sie und ich werden künftig darauf achten, dass Miss Lois sich, wann immer nur möglich, kurz ausruht und die Beine hochlegt. Und dass sie genügend isst.“
„Aber mir wird im Moment schon schlecht, wenn ich Essen nur sehe“, stöhnte Lois und fuhr sich mit der Hand durch die roten Locken. „Bei den Bankettszenen dreht sich mir jedes Mal der Magen um.“
„In Ihrem Zustand müssen Sie vernünftig essen und sich regelmäßig bewegen“, sagte Nora energisch. „Und ich werde dafür sorgen, dass Sie das tun“, fügte sie mit aufmunterndem Lächeln hinzu.
Trotz ihrer Niedergeschlagenheit war Lois nicht entgangen, dass die Haushälterin sich mit keinem Wort nach dem Vater des Kindes erkundigt oder irgendwelche Fragen in dieser Richtung gestellt hatte. Ihre mangelnde Neugier weckte in Lois den Verdacht, dass Nora offenbar gewisse Vermutungen hatte.
„Wann ist es denn so weit, mein Kind?“
Lois zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht genau. So um Weihnachten herum, glaube ich, aber …“
Sie verstummte, als von der Tür her ein leiser Schrei zu hören war. Die drei Frauen fuhren herum. Im Türrahmen stand Emily.
„Hi, Emily“, begrüßte Lois sie mit matter Stimme. Das Mädchen sah sie betroffen an, machte auf dem Absatz kehrt und stürzte davon.
„Oh nein, jetzt ist alles aus!“, stöhnte Lois und sank in die Kissen zurück. „Sie hat jedes Wort mitbekommen!“
Nora zuckte gleichmütig die Schultern. „Das ist nicht weiter schlimm. Die kleine Miss Emily findet es sicher wundervoll, dass Sie ein Baby bekommen.“
„Es geht mir nicht darum, ob es ihr gefällt oder nicht“, rief Lois und brach erneut in Tränen aus. „Aber ich befürchte, dass spätestens in einer Minute alle im Haus von
Weitere Kostenlose Bücher