Julia Exklusiv 0180
Woche würde sie jedoch von hier verschwinden und wenig später in die Staaten zurückfliegen. Und da er sich nach eigenen Angaben nicht fürs Showgeschäft interessierte und so gut wie nie ins Kino ging, würde er wahrscheinlich nie von ihrer Schwangerschaft erfahren.
Statt darüber glücklich zu sein, bedrückte sie dieser Gedanke eher. Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Manchmal war das Leben wirklich verworrener als jede Filmhandlung. Da saß sie nun und verzehrte sich nach einem Mann, der nicht nur der Vater ihres ungeborenen Kindes war, sondern den sie auch noch von ganzem Herzen liebte, und sie konnte absolut nichts tun. Denn solange die Möglichkeit bestand, dass er sich wieder mit seiner Exfrau zusammentat, waren ihr praktisch die Hände gebunden.
Auf keinen Fall wollte Lois ihn unter Druck setzen. Rob nahm seine Vaterrolle sehr ernst, und womöglich behagte es ihm nicht, dass Emily noch länger in der schönen Scheinwelt reicher Popstars und Showgrößen lebte. Schon um seine Tochter diesem Milieu zu entziehen, würde er sich vielleicht dazu durchringen, wieder mit seiner Exfrau zusammenzuwohnen.
Es hat keinen Zweck, darüber zu spekulieren, sagte sich Lois und stand auf. Sie musste erst nachmittags wieder drehen und beschloss, noch ein wenig spazieren zu gehen. Schon Noras wegen, die sie bestimmt wieder einem strengen Verhör unterziehen und genau wissen wollen würde, ob sie sich ausreichend bewegt hatte.
Lois war kaum hundert Meter gegangen, da hörte sie hinter sich Motorenlärm. Als sie sich umdrehte, sah sie quer über die Wiese einen Wagen direkt auf sich zukommen.
„Herein mit dir!“, rief Rob und hielt einladend die Beifahrertür des Range Rovers auf.
„Danke, aber ich wollte nur ein wenig hier draußen spazieren gehen“, sagte sie und kam sich wie ein Schwachkopf vor, weil sein forschender Blick sie wie einen Teenager erröten ließ.
„Dazu hast du jeden Tag Gelegenheit“, erwiderte er barsch. „Ich muss schnell nach Lewes fahren und dachte, es würde dich interessieren, mal eine typische alte englische Stadt kennenzulernen. Du findest dort auch noch die Überreste einer mittelalterlichen Burg. Und bevor du jetzt wieder nach einer fadenscheinigen Ausrede suchst, weshalb du nicht mitkommen kannst“, er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Steuerrad, „sage ich dir lieber gleich, ich kenne deinen heutigen Drehplan auswendig und weiß, dass du erst am Nachmittag drehst.“
Sie zögerte, wohl wissend, dass sie auf keinen Fall mitfahren sollte. Andererseits …
„Zum Teufel, nun steig schon ein!“, drängte er.
„Na schön.“ Sie zuckte die Schultern. Beharrlich, wie er war, würde er sich bestimmt nicht mit einem Nein zufrieden geben. Außerdem bedeutete es für sie eine willkommene Abwechslung, dem hektischen Treiben auf Ratcliffe Hall für kurze Zeit zu entfliehen.
Während der Fahrt musterte sie verstohlen Robs markantes Profil. Er wirkte müde und abgespannt, und seine Haut war blass unter der Sonnenbräune. Lois verspürte Gewissensbisse, weil sie sich in den letzten Tagen immer nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt hatte. Dabei hatte Rob gewiss auch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Lewes entpuppte sich als sehr malerisches altes Städtchen, und Lois freute sich auf die kleine Besichtigungstour, die sie machen wollte, während Rob einen örtlichen Landmaschinenhändler besuchte. Sie vereinbarten, sich in einer Stunde vor dem White Heart Hotel zu treffen.
Mit dem neu erstandenen Reiseführer in der Hand schlenderte Lois durch die Straßen und bedauerte, sich nicht auch noch die alte Burg genauer ansehen zu können, deren Grundmauern offensichtlich noch aus der Zeit Wilhelms des Eroberers stammten. Aber immerhin fand sie Anne von Cleves’ Haus, ohne sich allzu oft zu verlaufen, und ihr blieb bis zum Treffen mit Rob noch genügend Zeit, die eleganten georgianischen Villen in der High Street ausgiebig zu bewundern.
„Danke für den kleinen Ausflug in die Stadt“, sagte sie zu Rob, als sie wieder zu ihm ins Auto stieg. Während sie darüber nachdachte, wie vergnüglich dieser Vormittag gewesen war, wurde sie plötzlich gewahr, dass sie die Stadt nicht in derselben Richtung verließen, wie sie gekommen waren.
„Fahren wir zurück nicht dieselbe Strecke?“, fragte sie irritiert und blickte mit zusammengezogenen Brauen aus dem Wagenfenster. „Das scheint eine ganz andere Straße zu sein.“
„Stimmt. Ich dachte, ehe wir
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