Julia Exklusiv 0180
Tages. Während sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht und die Beine hochgelegt hatte, erzählten sie einander aus ihrem bisherigen Leben, sprachen über ihre Vorlieben und Abneigungen und vieles andere mehr.
Durch die stundenlangen Gespräche hatte ihre Beziehung eine neue Qualität bekommen. Lois fühlte sich immer mehr zu Rob hingezogen, doch dieser bewahrte mit eiserner Selbstbeherrschung Abstand und trieb sie damit fast zum Wahnsinn.
Natürlich war es in gewisser Weise pervers, dass sie sich plötzlich wünschte, er würde ihr gegenüber wortbrüchig werden. Wenigstens einmal sollte er sie in die Arme nehmen und ihr zeigen, dass er sich ebenso nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm.
Vor einigen Tagen hatte seine unmenschliche Selbstkontrolle allerdings für einen Augenblick versagt, aber das machte alles nur noch schwieriger.
Sie hatten sich an jenem Abend länger als sonst unterhalten. Als Lois schon auf dem Weg zur Tür war, hatte Rob sie plötzlich festgehalten, ungestüm in die Arme gezogen und den Mund besitzergreifend auf ihre Lippen gepresst, wie um jedweden Protest zu ersticken.
Aber Protest was das Letzte, woran Lois in diesem Augenblick dachte. Ihre früheren Bedenken waren wie weggeblasen, und sie wusste plötzlich mit absoluter Sicherheit, dass sie Rob mehr wollte als irgendetwas sonst in ihrem Leben. Was scherten sie da noch Konsequenzen!
Sie fühlte sich vom herben Duft seines Aftershaves wie berauscht, und als Robs Hände nun zielstrebig die weichen Rundungen ihres Körpers erforschten, durchflutete sie brennendes Verlangen. Gefangen in einem Strudel wilder Leidenschaft, die nach Erfüllung strebte, erwiderte Lois begierig Robs aufreizende Liebkosungen und Küsse und presste sich verlangend an ihn, als sie an ihrer Hüfte spürte, wie erregt er war.
Doch dieser jähe Ausbruch ungezügelten Begehrens war leider nur allzu schnell vorbei. Hatte Lois soeben noch in sinnlicher Verzückung geschwelgt, als Rob die Lippen über ihren Nacken gleiten ließ, so hörte sie ihn im nächsten Moment einen unterdrückten Fluch ausstoßen. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie unsanft auf den dunklen Flur hinausgeschoben und die Wohnzimmertür von innen zugeknallt.
Rein zufällig, wie es schien, hatte Rob am Morgen nach diesem leidenschaftlichen Intermezzo verreisen müssen, um an einem mehrtägigen landwirtschaftlichen Seminar teilzunehmen. Seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
Obwohl er ihr Leben erheblich komplizierte, fühlte sie sich ohne ihn noch elender. Und als hätte sie nicht schon genug Probleme, litt sie neuerdings auch noch unter Schwindelanfällen.
Gestern hatte sich mitten in einer Szene plötzlich alles um sie gedreht, und einen Moment lang befürchtete sie sogar, ohnmächtig zu werden. Natürlich war es ihr gelungen, sich zusammenzureißen, aber nun quälte sie die Angst, so etwas könnte wieder passieren und …
Sie wurde in ihren Überlegungen von dem Regieassistenten unterbrochen, der verkündete, dass es weitergehe.
„Okay, jeder nimmt bitte wieder seinen Platz ein“, rief er und gab der Maskenbildnerin und Peggy ein Zeichen, noch einmal Lois’ Make-up und Kostüm zu überprüfen.
„Sie sehen heute ein wenig blass aus“, meinte die Maskenbildnerin und gab noch einen Hauch Rouge auf Lois’ Wangen.
Peggy musterte sie ebenfalls kritisch, während sie an dem elfenbeinfarbenen tief ausgeschnittenen und mit Gold besticktem Satinkleid zupfte. „Essen Sie auch genug?“, fragte sie leise und knüpfte das Band unter den Brüsten fester. „Mir kommt es vor, als hätten Sie in der letzten Woche eher ab- als zugenommen.“
Lois lächelte. „Das wäre doch nicht schlecht“, erwiderte sie ebenso leise und nahm auf einer Seite des Marmorkamins Aufstellung.
Heute scheint wirklich nichts zu klappen, dachte sie müde, als der Regisseur erneut eine Wiederholung anordnete. Seit Stunden wurde immer wieder die gleiche Szene geprobt. Neben allem anderen waren ihre Knöchel vom stundenlangen Herumstehen geschwollen, und nun begannen auch noch die engen, spitzen Schuhe zu drücken. So ein Mist!
Als der Regisseur schließlich erneut in die Hände klatschte und auf einer – wie er versprach – letzten Wiederholung bestand, begann sich auf einmal alles um Lois zu drehen. Sie konnte nichts weiter tun, als sich an den Kaminsims zu klammern, dann sank sie langsam zu Boden.
„Tut mir schrecklich leid …“, murmelte sie beschämt, nachdem man ihr wieder auf die Beine geholfen
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