Julia Exklusiv 0227
eine Beziehung zueinander aufbauen. In wenigen Tagen würde auch Stavros aus dem Krankenhaus entlassen werden und zu der Familie zurückkehren, die er sich immer gewünscht hatte.
Natürlich würde Nikos nicht die Firma übernehmen. Aber vielleicht konnte Stavros seinen ältesten Sohn jetzt besser verstehen, obwohl er nicht wusste, dass Nikos ein erfolgreicher Schiffsarchitekt war. Stavros hatte Gelegenheit gehabt, Nikos und Alex zusammen zu beobachten.
Sie, Mari, hatte mehr oder weniger ihren Auftrag ausgeführt und würde nun bald gehen können. Je eher, desto besser.
Natürlich würde sie noch einige Wochen bleiben und Julietta zur Hand gehen, bis sie wieder alles im Griff hatte. Aber es würde nicht lange dauern, bis Julietta in der Lage war, sich ohne Hilfe um beide Kinder zu kümmern.
Dann würde sie, Mari, gehen.
Sie hatte auch ihr eigenes Vorhaben durchgeführt und genug Geld verdient, um das Haus ihrer Tanten zu retten und die beiden finanziell abzusichern. Außerdem würde sie von Stavros bestimmt ein gutes Zeugnis erhalten.
Und sie hatte die Erinnerungen.
Erinnerungen an Nikos.
Mari setzte sich in den Sand, legte die Arme um die angewinkelten Beine und verlor sich in Gedanken an Nikos.
Sein ironisches Lächeln. Der Gipsverband. Die markanten Züge und die funkelnden Augen. Sie dachte an den Mann, von dem sie gelernt hatte zu lieben und den sie niemals vergessen würde.
Der Wind blies Mari einige Haarsträhnen ins Gesicht und wirbelte Sand auf, der sie im Nacken kitzelte.
Sie versuchte, den Sand loszuwerden, aber es gelang ihr nicht. Sie drehte sich um, blickte auf und sah in Nikos’ dunkle Augen. Er lächelte kurz, ließ die Hand voll Sand fallen, mit dem er Mari geneckt hatte, und setzte sich neben sie.
Mari sah ihn verblüfft an. Was machte er hier? Er war doch auf dem Weg nach Cornwall!
„Mein Vater hat mich aufgehalten“, sagte Nikos.
Sie war fassungslos. „Wovon sprichst du?“
„Von meinem alten Herrn“, sagte Nikos ungeduldig, „von meinem Vater. Erinnerst du dich an ihn?“ Er lächelte ironisch.
„Wie hat er es geschafft, dich aufzuhalten? Er liegt im Krankenhaus!“
„Nein. Er ist mir zum Flughafen gefolgt.“
„Wie bitte? Wie ist das möglich? Die Ärzte haben ihm …“
„Ich habe noch keinen Arzt getroffen, der es geschafft hätte, meinem Vater Vorschriften zu machen. Ich dachte, er wäre bisher stur gewesen und hätte versucht, über mein Leben zu bestimmen.“ Nikos lachte kurz auf. „Das war noch gar nichts.“
Mari hatte Mühe, das alles zu begreifen. „Er ist dir bis zum Flughafen nachgefahren? Warum? Wollte er dich zwingen zu bleiben?“
„Er wollte mir eine Geschichte erzählen“, antwortete Nikos und wirkte sehr ernst. Er ließ Sand durch die Finger rieseln und sah Mari nicht an. „Er sprach über sich und meine Mutter. Über die Vergangenheit. Es ging um Dinge, über die wir schon vor langer Zeit hätten reden sollen.“
Mari hielt sich zurück und äußerte nicht, was ihr in den Sinn kam.
Nikos aber warf ihr einen herausfordernden Seitenblick zu. „Komm, sag schon: ‚Ich habe es dir gleich gesagt, Nikos.‘“
Mari schüttelte nur schweigend den Kopf. Ihr fehlten die Worte.
„Ich weiß jetzt, was geschehen ist“, fuhr Nikos fort und blickte wieder auf den Sand. „Und verstehe ihn.“
Die Freude, die Mari bei Nikos’ Anblick verspürt hatte, verschwand schlagartig. Natürlich war sie froh, dass Nikos und sein Vater sich miteinander ausgesprochen hatten und er gekommen war, um es ihr mitzuteilen, aber …
„Stavros ist ganz der Alte geblieben“, fuhr Nikos fort. „Nachdem er mir die Geschichte erzählt hatte, gab er mir gleich einen Befehl.“
Mari erwiderte nichts und hielt den Atem an.
„Er sagte: ‚Sei nicht deines Vaters Sohn, Nikos, und bring keine unnötigen Opfer für deine Liebe. Du bist ein Narr, wenn du es tust.‘“ Es gelang Nikos vorzüglich, Stavros’ raue Stimme zu imitieren.
„Ich will aber nicht ohne dich nach Cornwall fliegen. Eigentlich möchte ich nirgendwo ohne dich sein. Ich liebe dich und will dich heiraten. Willst du meine Frau werden?“
Sie sagte Ja.
Nikos hätte es ihr nicht verdenken können, wenn sie ihn zurückgewiesen und ihm gesagt hätte, dass sie ihn nie wieder sehen wolle.
Sie tat es jedoch nicht, und in den darauf folgenden Monaten brachte Mari Nikos oft zum Lachen. Und einmal auch zum Weinen.
Es war an dem Tag, an dem sie Nikos sagte, dass sie ein Kind erwarte.
„Ein Baby?“ Er
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