Julia Exklusiv 0227
antwortete sie kurz angebunden und schlug die vor ihr liegende Mappe zu. „Wäre es nicht besser, Sie würden sich jetzt um Ihren Bruder kümmern?“
„Andrew ist bei unseren Eltern. Sie nehmen ihn für einige Tage mit nach Hause. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es gut für ihn ist. Unsere Mutter ist ziemlich gefühlsbetont und hat Davina nie besonders gemocht. Dadurch könnte eine Versöhnung schwierig werden.“
Kate zog die Augenbrauen hoch. „Glauben Sie wirklich, die beiden könnten trotzdem noch glücklich werden?“
„Ja, wenn man sie in Ruhe lässt und sich nicht einmischt.“ Er seufzte. „Ich wäre nicht überrascht, wenn sie sich eines Tages heimlich irgendwo trauen ließen. Weder Davina noch Andrew wollten diesen wahnsinnigen Aufwand. Vielleicht fühlte sich Davina dem ganzen Stress nicht mehr gewachsen und ist deshalb geflüchtet.“
„Hoffentlich nicht, sonst muss ich mich noch schuldig fühlen.“ Kate trank den Martini aus.
„Sowohl unsere als auch Davinas Eltern sind schuld“, erwiderte er. „Sie haben Namenslisten aufgestellt, wer alles eingeladen werden musste.“
„So läuft es meist ab“, stimmte Kate zu. „Mir wäre so ein Theater auch nicht recht gewesen.“
„Haben Sie etwa Ihre Hochzeit nicht mit allem Drum und Dran gefeiert, obwohl Sie sich mit Ihrem Unternehmen auf große Feiern und dergleichen spezialisiert haben?“
Sie lächelte etwas krampfhaft. „Damals war ich noch nicht selbstständig. Mein Mann und ich haben genau das getan, was Sie Davina und Andrew raten. Wir sind mit zwei Trauzeugen zum Standesamt gegangen.“
„Und seitdem leben Sie glücklich und zufrieden?“
„Das würde ich nie behaupten.“ Kate runzelte die Stirn. „Ich würde es mir auch gar nicht wünschen, denn es wäre schrecklich langweilig.“
„Heißt das, Sie und Mr Dunstan haben auch manchmal Streit miteinander?“
Sie zuckte die Schultern. „Natürlich. Wir sind zwei verschiedene Menschen, haben verschiedene Charaktere und müssen uns aufeinander einstellen.“ Sie zögerte kurz. „Im Übrigen heißt mein Mann Lassiter, Dunstan ist mein Mädchenname.“
„Sind Sie etwa mit dem Autor Ryan Lassiter verheiratet?“, fragte Peter Henderson verblüfft.
Kate lächelte. „Ja. Gefallen Ihnen seine Bücher?“
„Sehr sogar. Ich habe selbst als Börsenmakler gearbeitet, deshalb habe ich sein Buch Justified Risk begeistert gelesen. Es war absolut faszinierend, sein zweites auch.“
„Ich werde es ihm sagen. Wir sind froh, dass seine Romane so viel Beifall finden.“
„Arbeitet er jetzt an seinem dritten Buch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, schon am Vierten. Das Dritte kommt im Herbst heraus.“
„Ich kann es kaum erwarten. Während er ein Buch nach dem anderen schreibt, betätigen Sie sich als Geschäftsfrau.“ Peter Henderson zog die Visitenkarte über den Tisch zu sich heran, die aus der Mappe gerutscht war. „Und das alles unter Ihrem Mädchennamen“, fügte er sanft hinzu.
Kate zuckte wieder die Schultern. „Wir wussten ja nicht, ob er Erfolg haben würde. Deshalb hielten wir es für eine gute Idee, uns unter verschiedenen Namen selbstständig zu machen.“
„Jetzt haben Sie es beide geschafft, wie man so sagt.“
„Die Wirtschaftslage insgesamt ist ja etwas schwierig, aber wir kommen gut zurecht. Behalten Sie die Karte, falls Sie selbst einmal irgendetwas feiern wollen.“ Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Vielleicht sogar Ihre Hochzeit.“
„Du liebe Zeit, nein.“ Er verzog das Gesicht.
„Haben Sie etwas gegen die Ehe?“
„Nicht grundsätzlich“, erwiderte er und betrachtete sie nachdenklich.
Ihre Blicke trafen sich, schienen einander sekundenlang festzuhalten. Kate wandte sich zuerst ab. Was ist eigentlich mit mir los? fragte sie sich und schluckte. Sie war eine erwachsene Frau und hatte schon öfter harmlos geflirtet. Warum sollte es mit Peter Henderson anders sein?
Sie musste sich zwingen, das Gespräch zu beenden und die Mappe mit den Unterlagen in den Aktenkoffer zu schieben. Dann stand sie auf und lächelte Peter Henderson höflich an.
„Danke für den Drink. Ich muss jetzt wirklich gehen.“
Er erhob sich auch. „Ich hatte gehofft, wir könnten zusammen essen.“ Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Ich habe mich entschlossen, trotz allem heute hier zu übernachten.“
„Und ich habe mich entschlossen, so rasch wie möglich nach London zurückzufahren.“ Kates Stimme klang schärfer, als sie beabsichtigt
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