Julia Exklusiv 0227
hätte natürlich nicht überrascht sein dürfen, denn sie hatten alles getan, um Mari in diesen Zustand zu versetzen.
Nikos, der sich um Alex und Georgiana rührend kümmerte, war inzwischen ein erfahrener großer Bruder geworden, hatte sich aber nie als Vater gesehen. Der Gedanke daran machte ihn nervös.
„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte ihn Stavros. „Dazu hast du noch genug Zeit, wenn das Baby da ist und dich zum Wahnsinn treibt.“ Und während er das sagte, funkelten seine Augen schalkhaft. Der alte Mann hatte sich in letzter Zeit gut erholt. Sein Herz war wieder kräftiger geworden. „Ich möchte dich gern als Vater sehen“, sagte Stavros zu seinem ältesten Sohn.
„Er will nur sehen, wie ich kläglich scheitere“, flüsterte Nikos Mari zu.
Sie nahm ihn in die Arme, schaffte es aber kaum, ihn zu umfassen, weil ihr Bauch sich schon so gerundet hatte. „Das glaube ich nicht“, meinte sie.
„Aber ich“, erwiderte Nikos leise und musste lächeln, als er an seinen Vater dachte, der sich mit Hingabe um alle drei Kinder kümmern würde. Nikos entdeckte in Stavros den jungen Mann, der sich eine große Familie mit vielen Kindern gewünscht hatte. Er wäre ihnen ein guter Vater gewesen, dachte Nikos.
Mari legte sich die Hand auf den Bauch und sagte: „Es wird nicht mehr lange dauern.“
Es stellte sich heraus, dass Mari viel stärker und tapferer war als Nikos. Zumindest war das seine Meinung. Als er sah, was Mari bei der Geburt auszustehen hatte, verstand er die Qualen seines Vaters und die große Liebe seiner Mutter noch besser.
„Nie wieder“, sagte er energisch, als Mari später im Bett lag und ihren Sohn im Arm hielt. „Es war schrecklich! Du hättest sterben können!“
„Mir ging es gut“, sagte Mari und streckte ihm den Arm entgegen. „ Du bist doch in Ohnmacht gefallen!“
„Ich wusste es!“, rief Stavros, der in diesem Augenblick mit Julietta lächelnd das Zimmer betrat. Er ging zu Mari, gab ihr einen zärtlichen Kuss und berührte sanft die Wange seines Enkels.
Dann umarmte er Nikos. Die beiden Männer lächelten einander strahlend an. „Was habe ich gesagt? Ich wusste immer, dass du der Sohn deines Vaters bist!“
– ENDE –
Hast du eine andere?
1. KAPITEL
Das war ein Vormittag, wie man ihn sich nicht schlimmer vorstellen kann, dachte Kate, als sie das Foyer des Hotels durchquerte.
Sie ließ sich in einen Sessel am Fenster sinken und streifte unter dem Tisch die eleganten braunen Schuhe ab. Ihr linker Fuß schmerzte, und sie rieb ihn unauffällig an dem rechten.
Draußen, im strahlenden Sonnenschein, wurde auf dem Rasen das achteckige pinkfarben und weiß gestreifte Zelt schon wieder abgebrochen. Kate erinnerte sich, wie lange sie hatte herumtelefonieren müssen, bis sie es gefunden hatte. Es tat ihr richtig leid, dass es jetzt nicht mehr gebraucht wurde.
Im Hotel hatte man die Vorbereitungen für das Menü, das man für die zweihundertfünfzig Gäste ausgesucht und bestellt hatte, gestoppt. Der Champagner und die Weine, die man ausgewählt hatte, wurden wieder in den Keller gebracht, während die Telefone ununterbrochen läuteten. Den enttäuschten Gästen erklärte man, dass sie nicht zu kommen brauchten.
Kate seufzte leise und schlug die vor ihr liegende Mappe auf. Mit dem Finger fuhr sie über die eilig erstellte Checkliste. Es war eine zeitaufwendige Sache, eine Hochzeitsfeier zu organisieren. Und alles wenige Stunden vor der Trauung wieder abzusagen war ärgerlich und verursachte viel Hektik und Aufregung.
Und das hatte man Davina Brent zu verdanken. Warum hatte die junge Frau sich nicht schon vor einem Monat oder einer Woche oder auch noch am Tag vor dem großen Ereignis überlegt, dass sie ihren Verlobten nicht heiraten wollte? Dann hätte sie ihren Eltern die unnötigen Kosten erspart. Da sie die Hochzeit aber erst kurz vor der Trauung abgesagt hatte, mussten nicht nur hohe Rechnungen bezahlt werden, sondern die beiden betroffenen Familien und die eingeladenen Gäste waren völlig irritiert.
So etwas war Kate und Louise, ihrer Freundin aus der Collegezeit, noch nie passiert, seit sie sich vor drei Jahren selbstständig gemacht hatten. Mit ihrem Unternehmen „Special Occasions“ richteten sie Partys, Hochzeiten, Empfänge und dergleichen aus.
Niemand hatte geahnt, dass die schöne Davina in letzter Minute alle Pläne umstoßen würde. Bei den Gesprächen mit ihr hatte Kate den Eindruck gewonnen, dass sie sehr in ihren Verlobten verliebt war. Aber
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