Julia Exklusiv 0227
versprach sich viel von der neuen Therapie. Aber über Julias Reise nach Chile war sie nicht glücklich gewesen. Sie war der Meinung, sie kämen auch ohne das Geld dieses Mannes ganz gut zurecht. Erst als Julia erklärt hatte, es handle sich wahrscheinlich nur um einen wertvollen Gegenstand oder dergleichen, außerdem könne sie einige Tage Urlaub gebrauchen, war Liz einverstanden gewesen. Sie ahnte nicht, dass es finanzielle Schwierigkeiten gab.
Julia seufzte. Alles kam jetzt auf Randolfo an. Er schien jedoch das Gespräch absichtlich hinauszuschieben.
Als sie am Nachmittag auf der Hazienda ankamen, wurden sie von Sanchez, dem Verwalter, begrüßt. Er umarmte Randolfo, und Julia reichte dem Mann, der viele Jahre für ihren Vater gearbeitet hatte, zögernd die Hand. Wie hatte er es aufgefasst, dass sie nicht zur Beerdigung erschienen war?
Sie hätte sich jedoch keine Gedanken zu machen brauchen, denn Sanchez ignorierte ihre ausgestreckte Hand und umarmte Julia zu ihrer Erleichterung herzlich. Er hatte ihr das Reiten beigebracht, und sie hatte viele Stunden damit verbracht, mit ihm über das Land zu reiten.
Donna, seine Frau und Carlos’ Haushälterin, begrüßte Julia genauso herzlich. Zu Julias Überraschung war sie schwanger. Sie war mindestens vierzig Jahre alt und hatte sich schon damals sehnlichst ein Kind gewünscht.
Zehn Minuten später saß Julia mit einem Glas Champagner in der Hand im Wohnzimmer. Randolfo hatte darauf bestanden, mit ihm auf ihre Rückkehr anzustoßen. Erinnerungen stürzten auf sie ein.
Als Teenager war sie von dem großen Haus sehr beeindruckt gewesen. Es war luxuriös und geschmackvoll eingerichtet. Doch jetzt fiel ihr die unpersönliche Atmosphäre auf. Es gab keine Fotos und nichts, was etwas über den Mann aussagte, der hier gelebt hatte.
„Wie ist es, wieder zu Hause zu sein, Julia?“, fragte Randolfo leicht spöttisch. Er stand vor dem Kamin und drehte das Champagnerglas in der Hand hin und her.
Dieser Mann bekommt alles, was er haben will, dachte Julia. Er betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene und schien nur darauf zu warten, sie wieder kritisieren zu können.
„Hier hat sich nichts verändert. Aber es war nie mein Zuhause, und das wird es auch nie sein“, erwiderte sie. Sie wählte die Worte mit Bedacht. „Deshalb bin ich auch nicht hier“, fügte sie ruhig hinzu.
„Nein, natürlich nicht. Sie sind hier, um das Grab Ihres Vaters zu besuchen.“ In Randolfos Augen blitzte es spöttisch auf.
Das reichte. Dieser verdammte Kerl hatte schon den ganzen Nachmittag sein Spiel mit ihr getrieben. Sie war es endgültig leid und stellte das Glas ab. Dann stand sie auf.
„Passen Sie mal auf, Randolfo“, begann sie mühsam beherrscht und ging auf ihn zu. Sie konnte es sich nicht erlauben, ausfallend zu werden, und widerstand der Versuchung, die Hände zu Fäusten zu ballen. „Vielleicht haben Sie unendlich viel Zeit. Aber ich habe keine. Ich muss arbeiten und wichtige Termine einhalten. Deshalb muss ich so rasch wie möglich nach England zurückfliegen und möchte jetzt das Geschäftliche mit Ihnen besprechen.“ Sie blickte ihn an und versuchte, in ihm nichts anderes als einen Geschäftspartner zu sehen. Doch ihr Körper reagierte viel zu heftig auf seine Nähe. „Was genau hat mein Vater mir hinterlassen? Kann ich es verkaufen?“, fragte sie.
In Randolfos Augen blitzte es sekundenlang zornig auf. „Eine Bäckerei zu führen kann doch nicht schwierig sein. Ihre Mitarbeiter werden sicher eine Zeit lang ohne Sie auskommen. Gönnen Sie sich etwas Abwechslung.“ Er umfasste ihr Kinn und streichelte sanft ihre Wange. „Es gibt keinen Grund zur Eile, Julia.“ Seine Stimme klang auf einmal verführerisch. „Wir haben viel nachzuholen. Oder haben Sie davor Angst?“
Sie war sprachlos. Warum hatte er so eine abfällige Bemerkung über ihre Bäckerei gemacht? Und was sollte es nachzuholen geben? Sie waren damals nicht befreundet gewesen. Oder wollte er vielleicht mit ihr über Enrique und Maria reden? Ärgerlich sah sie ihn an. „Vor Ihnen habe ich bestimmt keine Angst“, fuhr sie ihn an. Als er den Finger sanft über ihre Lippen gleiten ließ, erbebte sie. Ich habe gelogen, denn ich habe wirklich Angst vor ihm, zumindest vor den Gefühlen, die er in mir weckt, gestand sie sich ein.
„Wenn Sie sich dessen so sicher sind, haben Sie wahrscheinlich auch nichts dagegen, dass ich Sie küsse“, erklärte er rau.
Julias Herz klopfte zum Zerspringen. Ihre Gefühle
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