Julia Exklusiv 0227
weggeworfen hatte. Viel besser wäre es gewesen, Ryan damit zu konfrontieren. Dann hätte sie sogleich gemerkt, ob er sich schuldig fühlte oder nicht. Die Ungewissheit, in der sie lebte, war jedenfalls kaum noch zu ertragen.
Zumindest hätte ich dann Bescheid gewusst, sagte sie sich.
Ryan war intensiv damit beschäftigt gewesen, sich auf die Tagung vorzubereiten und das Manuskript so zu ändern, wie Penny es vorgeschlagen hatte. Sowohl Quentin als auch Penny waren begeistert über den neuen Roman und überzeugt, es sei der bisher beste von allen. Entsprechend großzügig war dann auch die Honorarvereinbarung.
Kate war irritiert und verblüfft gewesen, als er nach dem Zwischenfall im Restaurant immer auf einem Zettel rot umrandet vermerkte, mit wem er sich wann und wo traf.
Insgesamt war es eine seltsame Woche gewesen, in der dann auch noch so viele Aufträge eingegangen waren, dass Kate und Louise für lange Zeit genug zu tun hatten.
Bis vor Kurzem hätte Kate sich noch darüber gefreut. Doch jetzt war ihr der berufliche Erfolg weniger wichtig.
Auch Louise wirkte in den letzten Tagen zerstreut und geistesabwesend. Vielleicht ging ihr der Abschied von Neil doch näher, als sie gedacht hatte. Oder sie überlegte, wie sie den anderen Mann noch für sich gewinnen konnte.
Kate stand auf und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Das beinah hautenge schwarze Seidenkleid mit dem tiefen Ausschnitt war nicht neu, aber es gefiel Ryan ganz besonders gut. Und sie sah darin ungemein sexy aus. Dazu trug sie schwarze Strümpfe und verführerische schwarze Dessous.
Dezenter Lidschatten betonte ihre schönen Augen, und der Lippenstift, der auf ihren feinen Teint abgestimmt war, ließ ihre Lippen wie eine geheimnisvolle Rose aussehen.
Wenn auch das nichts nützt, gebe ich auf, sagte sie sich, während sie sich umdrehte und die Abendtasche in die Hand nahm.
Natürlich würde sie nicht aufgeben, sondern solange um Ryan und ihre Ehe kämpfen, bis sie einsehen musste, dass keine Hoffnung mehr bestand. Vielleicht sogar noch länger.
Als sie die Treppe hinunterging, fühlte sie sich seltsam gehemmt. Ryan war am Telefon. Er sprach mit dem Veranstalter der Tagung.
„Ich bin wahrscheinlich zum Lunch da“, sagte er. „Dann können wir noch die letzten Fragen klären.“
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, drehte er sich zu Kate um. Er musterte sie bewundernd. Und plötzlich spürte sie, wie es zwischen ihnen knisterte vor Spannung und noch etwas anderem.
Erregung und Verlangen breiteten sich in ihr aus.
„Wie sehe ich aus?“, fragte Kate heiser.
Als sie das Kleid das letzte Mal angehabt hatte, hatte sie dieselbe Frage gestellt und sich vor ihm im Kreis gedreht. Dabei hatten ihr Blick, ihre Stimme und die Sprache ihres Körpers wie eine einzige Aufforderung gewirkt.
„Sehe ich gut aus?“ Sie war sich ihrer erotischen Ausstrahlung sehr bewusst gewesen.
„Zum Anbeißen gut“, antwortete er mit rauer Stimme und kam auf Kate zu. Er nahm sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich, während er sich mit der Hand vergewisserte, dass sie bereit war, ihn in sich aufzunehmen. Dann küsste er ihr den Hals und schob den tiefen Ausschnitt des Kleids auseinander, um ihre Brüste zu küssen.
Sie waren zu einer Party eingeladen gewesen, auf der Quentin das Buch eines anderen Autors vorstellen wollte. Und sie waren viel zu spät gekommen.
Erinnere dich doch daran, wie es zwischen uns gewesen ist, es kann doch wieder so sein, rief sie ihm insgeheim zu.
„Du siehst … atemberaubend gut aus“, sagte er schließlich. Er schien sie mit seinen Blicken zu streicheln, betrachtete ihre Brüste, die Hüften und ihre schönen Beine. Doch dann sah er auf die Uhr. „Ich habe ein Taxi bestellt. Es ist sicher schon da.“
Kate überwand ihren Stolz und schlug vor: „Wir könnten es doch wegschicken.“ Sie spürte, wie heftig ihr Herz klopfte, während sie versuchte, Ryans Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Sie wollte das Verlangen, das in seinem Blick aufgeleuchtet war, neu entfachen und den Augenblick nicht ungenutzt vorübergehen lassen.
Ryan zog die Augenbrauen hoch. „Ja, das könnten wir“, stimmte er zu. „Aber es wäre Louise gegenüber nicht fair. Sie erwartet uns. Wir sollten gerade jetzt Rücksicht auf sie nehmen.“
„Du hast recht. Gehen wir, wir wollen nicht zu spät kommen“, erwiderte sie. Ihre Stimme klang spröde, und die Enttäuschung hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.
Sie nahm ihre Jacke und
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