Julia Exklusiv 0227
ging mit hocherhobenem Kopf zur Tür. Dabei bemühte sie sich, die innere Stimme zu ignorieren, die ihr zuzuflüstern schien, dass es für sie und Ryan vielleicht schon zu spät sei.
7. KAPITEL
Louise begrüßte sie überschwänglich. Das enge rote Kleid betonte ihre üppigen Rundungen, und das Lächeln, das sie so entschlossen zur Schau trug, wirkte aufgesetzt.
Vielleicht ist ihr klar geworden, dass sie Neil doch mehr vermissen wird, als sie gedacht hat, überlegte Kate mitfühlend und setzte auch eine betont fröhliche Miene auf.
Das Essen schmeckte köstlich. Es gab Avocadosuppe, Meeresfrüchte mit Pasta in einer cremigen Soße, dazu Käse und zum Dessert Obstsalat.
Kate ließ es sich schmecken und lobte die Gerichte in den höchsten Tönen. Sie plauderte so munter und lebhaft, dass es etwas hektisch wirkte. Sie wollte jedoch nur ihre quälenden Gedanken verdrängen.
Über den Tisch hinweg beobachtete sie Ryan, der ihr gegenübersaß, und überlegte, was hinter seiner kühlen Maske vorgehen mochte. Sie suchte nach Antworten, die sie nicht finden konnte.
Während des Dinners redete er nur, wenn er gefragt wurde. Vielleicht schweigt er, weil auch ihm jetzt bewusst geworden ist, dass unsere Beziehung in einer Krise steckt, dachte Kate schmerzlich berührt.
Dennoch gelang es ihr, sich den ganzen Abend angeregt zu unterhalten und zu lachen. Sie ließ sich von Neil alles über seinen neuen Job erzählen und neckte ihn wegen des strengen Alkoholverbots in Saudi-Arabien. Und sie zeigte sich begeistert über die Freizeiteinrichtungen und die zusätzlichen Vergünstigungen, über die er berichtete.
Wenn ich morgen keine Stimme mehr habe, brauche ich mich nicht zu wundern, sagte sie sich irgendwann im Lauf des Abends.
Trotz ihrer Bemühungen blieb die Stimmung seltsam gedrückt. Auch Neil war ruhiger als sonst, und er antwortete immer einsilbiger. Sogar seine Freude über die neue Aufgabe wirkte verhalten.
„Sicher, es ist ein großer Schritt ins Unbekannte“, stimmte er zu. „Aber man muss alles gegeneinander abwägen“, wandte er ein. „Hier gab es für mich keine Herausforderung mehr.“
Sekundenlang herrschte unbehagliches Schweigen. Dann räumte Louise das Geschirr ab.
Als Neil sich nach dem Kaffee vorzeitig verabschiedete, weil er noch packen müsse, wie er behauptete, waren alle irgendwie erleichtert.
„Wahrscheinlich war es keine so gute Idee mit der Party“, sagte Louise in der Küche zu Kate.
„Macht es dir wirklich nichts aus, dass er geht?“, fragte Kate vorsichtig.
Louise seufzte. „Ich empfinde nichts für ihn. Schon vor Monaten wurde mir bewusst, dass er mir so wenig bedeutet wie ein Kleid, das man für alle Fälle noch hinten im Schrank hängen hat. Man könnte darin ganz gut aussehen, wenn man einige Pfunde abnehmen und die Haarfarbe ändern würde.“
„Er scheint seinen Entschluss zu bereuen.“
„Ich nehme an, er hat den Vertrag unterschrieben, um seiner Exfreundin Helen etwas zu beweisen.“ Louise verzog das Gesicht. „Vielleicht hat er gehofft, sie würde reumütig zu ihm zurückkommen, wenn sie hört, dass er das Land verlassen würde. Aber sie hatte kein Interesse mehr an ihm. Dabei ist er ein netter Kerl und wird bestimmt einmal ein guter Ehemann sein.“
„Du willst ihn aber nicht.“
Louise schüttelte den Kopf. „Nein, es geht einfach nicht.“
„Hängst du immer noch an dem anderen Mann?“, fragte Kate sanft.
„Ich überlege, ob ich alles richtig gemacht habe. Vielleicht hätte ich ihn vor die Wahl stellen sollen, dann wüsste ich wenigstens …“
„Ist es denn wirklich schon zu spät?“
„Das weiß ich nicht.“ Louise blickte Kate nicht an. „Irgendwie habe ich Angst vor den Konsequenzen, wenn ich ihm ein Ultimatum stelle.“
„Aber wenn seine Ehe doch nicht mehr in Ordnung ist? Wenn er nicht glücklich ist, wird seine Frau ihn nicht an sich ketten wollen.“
Louise verzog die Lippen. „Wirklich nicht? Wer weiß, ob sie überhaupt etwas gemerkt hat? Möglicherweise hält sie Probleme in der Ehe für ganz normal. Vielleicht war es auch nichts anderes als eine vorübergehende Krise.“
Sekundenlang zögerte Kate. „Hat er Kinder?“
„Nein.“ Louise schüttelte den Kopf. „Ich glaube sogar, das ist ihr größtes Problem. Er wünscht sich eine Familie, während sie eher an ihrer Karriere interessiert ist.“
Kate biss sich auf die Lippe. „Ihre Meinung dazu kennst du natürlich nicht.“
„Das sage ich mir auch immer wieder. Aber es
Weitere Kostenlose Bücher